Kosten?
Ich landete stehend neben Gwen, die inmitten ihrer Röcke auf dem Boden saß.
Inzwischen war es schon dunkel, doch wir hatten natürlich das großartiges Glück, unter einer Laterne zu landen.
Ich steckte meinen blutüberströmten Degen weg, da die Leute uns schon anstarrten.
Gwendolyn zitterte, ihr Gesicht war aschfahl und ihre Zähne schlugen schwer aufeinander.
>>Steh auf!<< sagte ich und hielt ihr meine Hand hin, die sie einfach ignorierte. >>Komm, Gwendolyn! Die Leute gucken schon.<<
Wie auf mein Kommando lief ein Jogger an uns vorbei. Und natürlich starrte er uns an. Was konnte man auch anderes erwarten?
>>Hatte ich nicht gesagt, du sollst in der Kutsche bleiben!<< Weil sie nicht reagierte griff ich ihren Arm und zog sie auf die Beine. In ihren Saphirblauen Augen sah ich mein eigenes, verstörtes Gesicht und ich bemühte mich, meine Gefühle zu unterdrücken. >>Das war überaus leichtsinnig und ... total ... gefährlich und ...<< Ich schluckte und sprach weiter. >> ... und verdammt noch mal ziemlich mutig.<< Es tat fast Körperlich weh, der unterentwickelten, kindischen Gwendolyn Shepard zu sagen, dass sie etwas gut gemacht hatte.
>>Ich dachte, man müsste spüren, wenn man auf eine Rippe trifft. Ich dachte nicht, dass es ein Gefühl ist wie ... beim Schneiden einer Torte. Wieso hatte der Mann keine Knochen?<< sagte Gwen zähneklappernd.
>>Er hatte mit Sicherheit welche. Du hattest Glück und hast ihn irgendwo dazwischen getroffen.<< Na ja, in diesem Fall ist >Glück< relativ.
>>Wird er sterben?<< Höchst wahrscheinlich >JA<, aber dass würde sie nur aufregen.
Ich zuckte mit den Schultern. >>Wenn es ein sauberer Stich war, nicht. Aber die Chirurgie im 18. Jahrhundert kann man nur schlecht mit Gray's Anatomy vergleichen.<<
Blöderweise schien diese Antwort Gwen ebenfalls aufzuregen.
Sie dachte einige Zeit stumm über etwas nach und gelangte dann wohl zu einer Erkenntnis. Gwen wäre wieder zu Boden gesunken, doch ich hielt sie eisern fest. >>Komm, wir müssen zurück nach Temple. Die anderen werden sich Sorgen machen.<<
Ich zog sie zielstrebig durch den Park. Da wir nicht redeten, hörte ich ihr Zähneklappern noch lauter. Und je mehr ich versuchte es auszublenden, desto lauter wurde es in meinen Ohren.
>>Hör bitte auf, mit den Zähnen zu klappern. Das klingt gruselig.<<
>>Ich bin ein Mörder.<< sagte sie. Oh nein, bitte nicht!
>>Hast du schon mal etwas von Notwehr gehört? Du hast dich selbst verteidigt.<< Und dann rutschte mir ein blöder Satz raus. >>Oder eigentlich mich, wenn man's genau nimmt.<< Blöder weise lächelte ich sie auch noch an.
Dann unterdrückte ich es und versuchte, den blöden Ausrutscher wett zu machen. >>Nicht, dass es nötig gewesen wäre ...<<
>>Oh, und ob das nötig war! Was ist mit deinem Arm? Du blutest!<< Machte sie sich sorgen um mich?
Mit ihren Worten kam der kleine, pochende Schmerz in meinem Arm wieder.
>>Ist nicht weiter schlimm. Dr. White wird das verarzten.<<
Wir liefen eine Weile schweigend nebeneinander her. Gwen entspannte sich immer mehr. Ihr Zähneklappern hörte auf und ihr Gesicht bekam wieder etwas Farbe.
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Rubinrot - Gideons Sicht
FanfictionDas gab es zwar schon oft, aber ich wollte es mal selbst versuchen. RUBINROT aus Gideons Sicht! (fertiggestellt)