12 Kapitel

3.2K 110 10
                                    

Gespräch mit dem Grafen

Der Graf schloss die Tür hinter mir. Dann setzte er sich hinter Lord Schwabbelkinns Schreibtisch und begann auf ein Blatt Briefpapier zu schreiben.

>>Weißt du Gideon. Ich bin sehr stolz auf dich. Du hast das mit dem Blut sehr gut gemacht.<<

>>Danke.<< Als hätte ich eine andere Wahl.

>>Du und die Loge deiner Zeit hat sich sehr viel aufgebaut. Wollt ihr dass alles wirklich aufs Spiel setzten.<< Ich verstand nicht ganz.

>>Wie meinen sie?<< fragte ich etwas dämlich.

>>Dieses Mädchen.<< Toll. Jetzt weiß ich, dass es um Gwendolyn geht. Und weiter? Na gut, Gwendolyn ist vielleicht ein klotz am Bein. Doch sie ist noch lange keine Bedrohung.

>>Gwendolyn?<<

>>Warum seht ihr alle nicht, dass sie ein unterentwickeltes Weib ist.<< Unterentwickelt? Hab ich schon gesagt, dass er ein frauenfeindliches Arschloch ist? Wenn nicht, sage ich es jetzt.

>>Ich sehe es. Wenn Sie in den Brief schreieben würden, dass Gwendolyn auf keine Missionen gehen soll, währe ich ihnen wirklich dankbar. Und auch zum Wohle der ...<< sagte ich, doch der Graf hob eine Hand und brachte mich zum schweigen.

>>Nein. Nein mein Sohn. Dieses Mädchen, Gwendolyn, wird dich begleiten. Sie könnte nützlich werden. Außerdem will ich euch beide besser kennen lernen. Aber du solltest trotzdem dafür sorgen, dass sie macht, was du willst.<< Ich erinnerte mich an ein ähnliches Gespräch, nur wann? Ich versuchte die Erinnerung zu greifen, doch es gelang mir nicht.

>> Wie soll ich das den machen?<< Ich kam mir vor, ... wie ... wie Gwendolyn. Verdammt, es ist echt scheiße, wenn alle um den Heißen Brei herum reden.

>>Weißt du, mein Sohn. Wir Männer sind das stärkere Geschlecht. Weil wir strategisch denken, während Frauen sich ständig von ihren Gefühlen leiten lassen. Doch wir können ihre Gefühle sehr gut manipulieren.<< Genau, mach es noch schwerer. Einfach so die Gefühle von Leuten Manipulieren gehört doch zu meinen Hobbies. Überhaupt kein Problem.

Der Graf schnalzte missbilligend mit der Zunge.

Oh Gott, hatte er meine Gedanken gelesen? Schwachsinn. Dank Gwendolyn war ich schon paranoid. Natürlich konnte der Graf keine Gedanken lesen.

>>Wie soll ich das denn machen?<< Hatte ich die Frage nicht eben schon gestellt?

>>Sorg dafür, dass sie sich in dich verliebt!<< Auf einmal kam die Erinnerung wieder. Den gleichen Kontext hatten wir schon vor zwei Jahren, nur, dass es damals um Charlotte ging.

>>Und wie?<< Und dass war das dritte mal.

>> Das muss ich dir doch nicht erklären, mein Sohn. Ein bisschen Charme und freundliche Gesten ihr gegenüber. Den Rest macht dein gutes aussehen.<< Ok, danke, denk ich. Bei ihm wusste ich nie, was ich auf Komplimente antworten sollte. Deshalb nickte ich nur.

Der Graf stand auf und überreichte mir den Brief, den ich sofort in meine Rocktasche steckte.

Ich drehte mich um und wollte schon zur Tür, da kam mir der Graf dazwischen. >>Weißt du, was du zu tun hast?<<

>>Ja, ich weiß.<<

Der Graf begann mit einem fiesen Grinsen. >>Perfekt.<< Dieses Grinsen machte mir ein wenig Angst.

Wir traten wieder in den anderen Raum und Rakoczy erhob sich.

Ich sah zu Gwendolyn, die meinen Blick trotzig erwiderte. Wahrscheinlich war sie jetzt eingeschnappt, was meiner neuen Aufgabe nicht gerade zu gute kam.

>>Und?<< fragte der Graf. >>Würde es Euch gefallen, im 21. Jahrhundert zu leben, Lord Brompton?<<

>>Unbedingt! Welche köstliche Idee Ihr habt. Das war wirklich sehr amüsant.<< Lord Schwabbelkinn klatschte.

>>Ich wusste, es würde Euch gefallen. Aber Ihr hättet dem armen Kind ruhig einen Platz anbieten können.<<

>>Oh, das habe ich auch, aber sie wollte lieber stehen.<< Das konnte ich verstehen. Außerdem war Gwendolyn nicht der Typ Mensch, der sich gerne aufdränget. Für sie war ein Sitzplatz nicht selbstverständlich.

Lord Schwabbelkinn beugte sich vor. >>Ich würde wirklich gern diesen silbernen Schrein erwerben, lieber Graf.<<

>>Den silbernen Schrein?<< Gute Frage. Aber egal.

>>Wir müssen uns jetzt leider verabschieden.<< sagte ich. Ich ging mit großen Schritten durch den Raum zu Gwendolyn und stellte mich neben sie.

>>Ich verstehe, ich verstehe! Das 21. Jahrhundert wartet natürlich. Herzlichen Dank für den Besuch. Es war ganz wunderbar amüsant.<<

>>Dem kann ich mich nur anschließen.<< sagte der Graf.

>>Ich hoffe, wir haben noch einmal das Vergnügen.<< Ja, ich auch Schwabbellkinn.

Neben mir schnappte Gwendolyn erschrocken nach Luft. Als ich sie ansah bemerkte ich allerdings nichts. Sie sah an sich hinab und dann wieder zum Grafen.

Hatte sie einen Epileptischen Anfall? Und wenn ja, was mache ich dann? Oder hatte sie Asthma? Oh Gott, warum wusste ich nichts über sie? Mit Charlott währe das nicht passiert.

Wehrend ich noch nachdachte, was ich machen würde, wenn sie jetzt ohnmächtig wurde, flüsterte sie mit erstickter stimme ein >Ja<.

Gwendolyn entspannte sich wieder neben mir. War das, was auch immer es war, vorbei?

Der Graf grinste und schüttelte sich das Handgelenk. >>Wir sehen uns wieder.<< Leider unvermeidlich.

Wir alle verneigten uns, während Gwendolyn steif wie eine Salzsäule neben mir stand.

Ich machte mir langsam ernsthaft sorgen, weshalb ich ihr Handgelenk nahm und sie aus dem Raum zog.


Rubinrot - Gideons SichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt