4.

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Ein weiteres Mal drehte Fynn den Papierumschlag herum und überlegte, wie er es angehen sollte. Wie erklärte man einem Jungen, dass einer seiner Freunde weg fahren würde? Wie erklärte man ihm, dass er sein Zimmer verlassen musste? Wie konnte man überhaupt in sein Zimmer eintreten?

Es schien die perfekte Möglichkeit wieder miteinander zu reden. Die einzige Möglichkeit Kontakt zueinander aufzubauen. Aber was, wenn Aidan beleidigt wäre, wenn man ihn auf eine Feier bat, während seine Mutter im Krankenhaus war?

Ruckartig setzte Fynn sich in seinem Bett auf. Wenn er es jetzt nicht tat, wann dann?

Trotz des plötzlichen Tatendrangs zögernd, begab sich Fynn zu Aidans Zimmer.

"Ich muss es tun", redete er sich in Gedanken immer wieder ein, "Jetzt oder nie. Für den Kleinen."

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Aidan lag auf dem Boden und betrachtete die rote Schrift des Projektors der Uhr an der Decke.

Das letzte Mal als er sich diese so genau angesehen hatte, lag sehr lange zurück. Damals... damals kannte er Fynnigan Lacaster noch nicht, der ihm den Kopf verdrehte. Damals kannte Aidan den Schmerz nicht ein gebrochenes Herz zu haben.

Sein Blick fiel auf sein Lieblingsbuch. Dieses hatte er auch schon lange nicht gelesen. Fynn war wichtiger, immer.

"Aidan? Kann ich rein kommen?", hörte er Fynns Stimme hinter der Tür.

Seit dem Vorfall damals, hatte Fynn nur noch wenig mit Aidan gesprochen und obwohl der Kleine verstand, dass Fynn seine gewollte Einsamkeit respektierte, verletzte es Aidan. War es zu viel verlangt Unterstützung von seinen Liebsten zu erhalten?

Aidan antwortete nicht, doch Fynn sah dies eher als Einladung als Abweisung. Endlich.

Er drückte die Türklinke runter und öffnete die Tür um Aidan auf dem Bett wieder zu finden. Der Latino trug eines der Shirts, die Fynn vermisste, was ihn innerlich zum Lächeln brachte. Aber gleichzeitig fühlte sich Fynn mutloser als je zuvor. Wenn er das nicht hin bekam, dann wars das, Aidan würde nie wieder mit ihm reden.

Vorsichtig setzte sich Fynn auf das kleine Sofa in Aidans Zimmer und beobachtete ihn. Zwar hatte der Kleine die Augen zu, aber er schlief nicht und genau das wusste Fynn.

"Aidan. Ich weiß, dass du mir nie verzeihen wirst", ein Anfang, der weniger geschickt war, Fynn jedoch Tränen in die Augen drückte, "wegen mir hast du so vieles verloren, was dir am Herzen lag. Und selbst wenn du mir verzeihst, könnte ich es selbst nie... Aber ich will nicht über mich reden. Ich habe verstanden, dass du mich nicht sehen willst. Es geht viel eher um Jake. Er... nimm ihm nicht übel, dass er das nicht früher gesagt hat, aber er hatte Angst dich... und mich weiter zu verletzen indem er es sagt."

Fynn zitterte, während er ein und aus atmete. Das war schwerer als er dachte. Wahrscheinlich, weil er mit Aidan sprach. 

"Auf jeden Fall zieht Jake weg. Nach Australien. Nächste Woche. Also feiert er dieses Wochenende eine Part. Du magst Partys nicht, Aidan, und ich weiß das, aber Jake könnte es viel bedeuten dich noch einmal zu sehen bevor er geht."

Gespannt wartete Fynn auf eine Antwort von Aidan, aber Aidan regte sich nicht. Er lag einfach weiter da und sprach nicht. 

Dabei hätte Fynn so gerne seine Stimme gehört.

"Ich leg' dir die Einladung auf den Tisch."

Fynn stand vom Sofa auf und legte den grünen Couvert auf den Schreibtisch.

"Vielleicht überlegst dus dir ja und... nun ja, kommst mit."

Nicht mehr ganz so sicher ob Aidan wirklich wach war oder nicht, verließ Fynn das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

{...}

"Fynn war heute in Aidans Zimmer", lies Sue die Bombe am Esstisch platzen, sodass alle Bewegungen am Tisch für einen kurzen Moment aussetzten. Fynns Eltern starrten beide erst Sue, dann Fynn an.

"Und habt ihr..?", fragte Richard vorsichtig, während er versuchte sich so normal wie möglich zu verhalten. Richard bangte um das Wohlergehen seines Neffen, wollte aber auch, dass Fynn sich wieder mit ihm verstand.

Fynn schüttele den Kopf. "Wir haben nicht gesprochen, er lag einfach nur da und hat... mich ignoriert. Ich habe versucht ihn auf Jakes Party einzuladen, aber er hat einfach nicht mit mir sprechen wollen. Ich weiß nicht was ich noch tun soll."

Mrs. Lancaster legte ihre warme Hand auf Fynns Schulter und versuchte ihn aufmunternd anzulächeln. "Keine Sorge. Mit der Zeit wird alles besser werden. Man... vergisst unangenehme Dinge sehr schnell und sieht dann das Positive." Sie lächelte ihrem Mann zu, als spräche sie etwas nicht aus, aber konzentrierte sich dann wieder ganz auf ihren Sohn.

Dabei verstand sie nicht. Negatives konnte man vergessen, aber Positives nicht. Und alles an Aidan war positiv. Sein Lächeln, seine schüchterne Art, seine Ordentlichkeit. Der Kleine war liebenswert. Und Fynn war neidisch auf den Mann, der eines Tages an Aidans Seite stehen würde.

"Mam. Ich bring das Essen für Aidan hoch", meldete sich Sue, als se das Tablett bereits auf den Armlehnen ihres Rollstuhls positionierte und auf den Fahrstuhl zurollte.

Sie hatte es geschafft, dass Aidan ihr wieder vertraute, nur Fynn schien einfach nicht das Richtige zu tun.

-

Hallo, Hühnchen :)

Alle Jahre wieder, was?

Also... gestorben bin ich nicht, aber ich habe eine mehr oder minder große Schreibblockade, die zwei von euch versuchen zu lösen, aber fürs erste funktioniert das nicht so gut :'D

Zumindest geb ich mir Mühe jedes halbe Jahr zu schreiben, ja? :')

Ich geh dann mal wieder in die Ecke aus der ich gekommen bin und euch allen... schönes Verbleiben! :)

Nike

Just CousinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt