19.

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Aidan schien etwas nervös, als er an diesem Morgen in die Schule ging.

Kein Wunder, es war etwa ein Monat bis zu den Prüfungen, aber das war weitaus nicht alles. Heute war ein Tag, den Aidan nie so schnell vergessen würde: Sein erstes Treffen mit Ramiro Rodriguez oder besser gesagt: Mit seinem Vater.

Während er mit Fynn im Auto saß, sprach er nur selten mit ihm, sondern ging noch einmal durch, wie der Tag heute laufen würde.

"Ein roter Wagen wird an der Bushaltestelle stehen um dich abzuholen", hatte Ramiro mitgeteilt, er wird dich dann zu mir bringen und dann können wir uns in Frieden unterhalten."

Als Aidan kleiner war, hatte er sich immer vorgestellt, wer sein Vater sein konnte. Ein Latino, klar, immerhin war Aidans lateinamerikanische Wurzeln nicht zu übersehen. Aber welcher Mann konnte so grausam sein um seine Mutter und ihn zu verlassen? Oder war es seine Mutter gewesen, die Ramiro verlassen hatte?

Der Kleine kannte die Hintergründe der Geschichte nicht, doch wollte er sie heute herausfinden, endlich wissen, wie sein Leben hätte aussehen können, wäre sein Vater da gewesen.

"Du siehst schick aus, Aidan", holte Fynn ihn aus seinen Gedanken. Seit dem Vorfall an jenem Abend, wagte Fynn es nicht mehr Aidan 'Kleiner' zu nennen oder sonst mehr mit ihm zu reden als die üblichen, alltäglichen Dinge. Der halbe Latino entwich Fynn langsam und das war nichts, was dem Lancaster gefiel.

"Danke", murmelte Aidan nur. Er hatte keine Ahnung, dass Fynn an jenem Abend mit Jake gesprochen hatte. Tatsächlich hatte er nichts mit ihm zu tun, seit er weg war. Nur den Brief hatte er gelesen, aber nie darauf geantwortet. Die Dinge sollten nicht komplizierter werden als sie ohnehin schon waren.

Anderer Meinung war Fynn. Er war der festen Überzeugung, dass Aidan sich in letzter Zeit so komisch benahm, weil er heimlich eine Beziehung zu Jake führte und dieser Aidan Bescheid gegeben hatte, wie Fynn sich an jenem Abend benommen hatte. Ganz nebenbei sollte erwähnt werden, dass der Große nichts bereute.

Einen kurzen Moment lang wollte Fynn fragen wohin Aidan ging, dass er sich so anzog, entschied sich aber dazu ihm seine Freiheit zu lassen. Er würde alles tun, damit Aidan sich nie wieder so schrecklich benahm wie an jenem Abend.

"Du weißt doch noch, dass meine... unsere Großeltern zu uns kommen wollten? Sie sind nächstes Wochenende da, es wäre schön, wenn du an diesem Abend zu Hause sein könntest."

"Ich werds versuchen."

{...}

Aidan hatte den Schultag damit verbracht an das Treffen zu denken. 'Aidan Rodriguez' hatte er ein paar Mal in seinen Block geschrieben, gleich daneben 'Aidan Winstead' um zu vergleichen was sich besser anhörte. Dann überlegte er wie er hätte heißen können, wäre sein Name viel Spanischer. 'Adriano' vielleicht. Darcy lachte, als er diesen Gedanken in einer der Pausen im Flüsterton mit ihr teilte.

Und dann war es auch schon soweit, nach der Schule ging Aidan zum Busbahnhof und stieg in das rote Auto.

"Hey", Oliver, der Dealer von Sarah und Isaac, war der Fahrer des Wagens. Langsam verstand Aidan, dass Ramiro und Oliver sich nahe standen.

"Hallo."

Aidan war zu nervös um ein normales Gespräch aufzubauen, was Oliver sichtlich zum Grinsen brachte.

"Ich schätze ich würde nicht anders aussehen, würde ich meinem Vater eines Tages entgegentreten. Aber ich würde diesem Scheißkerl dann eine Kugel in den Kopf jagen."

Der halbe Latino starrte kurz erschrocken in Olivers Richtung, welcher in ein leises Lachen ausbrach.

"Denkst du wirklich so schlecht von mir? Man, Aidan. Ich bin keiner von den bösen."

Aidan verschwieg sich ein Kommentar, denn in seinen Augen musste ein Dealer einer der bösen sein. Das war eindeutig eines der Naturgesetze. Böse Menschen taten böse Dinge. Aber auch das ging in den Hintergrund, als der Wagen in einer Einfahrt anhielt.

Das Haus war gar nicht so schlecht. Natürlich konnte er sich nicht an dem Haus der Lancasters messen, schien aber auch um einiges heimischer und weniger steril, von außen zumindest.

Nervös strich sich Aidan durch seine dunklen Haare und richtete sein Hemd etwas weiter zurecht. Ob er das richtige Angezogen hatte? Aidan hinterfragte alle seine Entscheidungen an diesem Tag, bis Oliver eine Hand an seinen Rücken legte.

"Du brauchst keine Angst haben, ich bin mir sicher, dass ihr euch verstehen werdet." 

Aidan nickte kurz, ehe er auf die Tür zuging und kurz klingelte. Ganz genau hörte Aidan jedem Schritt zu, der sich der Tür näherte, bis diese schließlich auf ging.

Ein etwas größerer Mann, Aidan schätzte ihn um die vierzig machte ihm die Tür auf. Seine Haare waren länger als Aidan sich diese vorgestellt hatte. Er trug eine Anzughose und ein strahlend weißes Hemd. Seine Uhr und der Rest seines Schmucks sprach förmlich davon, dass er genug Geld hatte.

Und dennoch konnte er nicht verbergen, dass aus dem Kragen seines Hemdes das ein oder andere Tattoo herausragte, jedoch viel klassischer schien als die Tattoos auf Olivers Armen.

Aidan erwartete so einiges. Eine Begrüßung, einen Händedruck, irgendwas förmliches, das sich für eine erste Begegnung eignete. Stattdessen nahm Ramiro ihn fest in den Arm und flüsterte "Willkommen zu Hause", in einer angenehm rauchigen Stimme.  

-

Hey, Hühnchen :)

Ich wollte heute zwar eine andere Szene schreiben, bis mir aufgefallen ist, dass sie auf dem hier baut, also ups :')

Aber egal, Hauptsache euch gefällts c:

Bis zum nächsten Update,

Nike

Just CousinsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt