42. Kapitel

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42. Kapitel – Stärke kommt aus dem Inneren der Seele

Stärke wächst nicht aus körperlicher Kraft - vielmehr aus unbeugsamen Willen.

-Mahatma Gandhi

Das sind die Starken, die unter Tränen lachen, eigene Sorgen verbergen und andere glücklich machen.

-Franz Grillparzer

„Ihr wart wirklich bei Kyle? Kaum zu glauben. Willst du ihn denn wiedersehen?", fragte Alex ungläubig, als ich meinen Bericht über den Besuch vom Nachmittag beendet hatte.

„Nein", erklärte ich entschieden.

„Das vorhin, war bloß ein Moment der Schwäche."

Alex hob die Teller von meinen Beinen, schob diese sanft von seinem Schoß und stelle das Geschirr auf dem Tisch ab. Als er sich wieder zurücklehnte, legte ich meine Beine wieder auf seine.

„Und? Küsst er so gut wie ich?", fragte Alex.

„Oh!", stöhnte ich und klatschte mir mit der flachen Hand gegen die Stirn.

„Männer! Ihr seid doch alle gleich", schnaubte ich.

Aber es beruhigte mich irgendwie, dass Alex das ganze so locker nahm. Der grinste mich breit an und fuhr mit den Händen meine nackten Beine entlang. Eine Geste, die Zwietracht in mir säte. Einerseits wollte ich ihm auf die Finger hauen, damit er aufhörte und ich mich konzentrieren konnte, andererseits wollte ich, dass er ewig so weiter machte. Ich entschied mich, ihn einfach machen zu lassen.

„Wenn ich sage, dass du der Allerbeste bist, lässt du mich dann in Ruhe?", fragte ich.

Alex lachte auf. Er hob eine Augenbraue und grinste mich schelmisch an.

„Vielleicht."

Ich schüttelte bloß schmunzelnd den Kopf. Meine Finger fuhren schon wieder unbewusst über mein Tattoo. Als ich das bemerkte, sah ich traurig auf die feine, schwarze Linie.

„Was ist?", fragte Alex besorgt und griff nach meinen Händen.

Statt meinen Fingern, fuhren nun seine über das Zeichen.

„Ist was mit Leo?", fragte er vorsichtig.

„Wie kommst du darauf?", erwiderte ich.

„Immer wenn dich etwas beschäftigt, das mit ihm zu tun hat, fängst du an über dein Tattoo zu fahren", erklärte Alex Schulter zuckend.

Ich lehnte mich zurück und legte den Kopf in den Nacken. Kaum zu glauben, dass Alex mich schon so gut kannte. Mit dem Blick an die weiße Decke, sagte ich:

„Sie erklären ihn und die anderen für tot."

Alex sog zischend die Luft ein. Seine Finger stoppten in ihrer Bewegung. Er wusste genau wie ich, was das bedeutete. Keine weiteren Suchtrupps mehr. Keine Hoffnung.

Alex zog mich an den Beinen zu sich, bis ich auf seinem Schoß saß. Er drückte mich an seine nackte Brust und streichelte mir übers Haar, während ich mein Gesicht an seiner warmen Haut verbarg. Mein Atem streifte ihn und verursachte eine Gänsehaut. Wie das eine solche Reaktion bei ihm auslösen konnte, war mir noch immer schleierhaft.

„Wann?", fragte Alex.

Ich schlang die Arme um ihn und sog seinen angenehmen Geruch ein. Ich war so an ihn gewöhnt, dass ich ihn schon fast vermisste, wenn er nicht da war.

„Nächste Woche. Den Rest weiß ich noch nicht", murmelte ich.

Alex umfasste mein Gesicht und zwang mich, ihn anzusehen. Gefasst sah ich in seine grünen Augen.

The New MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt