79. Kapitel

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79. Kapitel – Falsche Entscheidungen aus den richtigen Gründen

Um jemanden zu verraten, muss man ihn erst dazu bringen, dass er einem vertraut.
- Dominik Krenner

Wer dich verrät, ist niemand aus der Ferne.
- Aus Uganda

Einen Monat später

Frierend lief ich über das Gelände des Stützpunktes. Während meiner Abwesenheit war es Winter geworden. Da ich noch das warme Wetter aus dem Irak gewöhnt war, fror ich noch mehr als sonst. Doch zu meiner Befriedigung ging es mir nicht als Einziger so. Dean lief in einer Jacke neben mir her und rieb sich die Hände.

„Hätte nie gedacht, dass ich das einmal sagen würde, aber ich vermisse den Irak", meinte er und hauchte sich in die Hände.

„Wem sagst du das", murmelte ich.

Es waren bestimmt um die neun Grad und die Sonne zeigte sich mit keinem einzigen Sonnenstrahl. Der Himmel war mit dicken, grauen Wolken verhangen und fing an, die ersten depressiv zu machen. Als gäbe es nicht schon genug Probleme auf dieser Welt.

„Und du willst das wirklich tun?", fragte Dean, als wir in eines der Nebengebäude eintraten und sofort von einer Wand aus heißer Luft getroffen wurden.

Während wir unsere Jacken auszogen und uns abtasten ließen, antwortete ich:

„Nein. Mir wäre es lieber, das alles wäre nie passiert, aber ich will wissen, wie es dazu kommen konnte."

Wir leerten unsere Taschen und schalteten unsere Handys aus, ehe wir sie ebenfalls abgaben. Elektronische Geräte waren verboten und da wo ich hingehen würde, durfte ich nichts bei mir haben, außer den Klamotten am Leib.

Man gab uns unsere Ausweise und ließ uns passieren. Mit einem Kopfnicken dankten wir. Dann liefen wir im Gleichschritt zu den Aufzügen. Im Laufe der Zeit lernte man, sich automatisch den Anderen anzupassen. Mittlerweile war es vollkommen normal, dass wir wie eine Einheit agierten. Denn genau das waren wir schließlich.

Dean drückte auf den Knopf für U3 und stellte sich dann neben mich.

„Wie geht es deinen Eltern?", fragte er und sah auf die laufende Anzeige, auf der gerade U1 stand.

„Sie stehen noch unter Schock. Aber sie halten sich eigentlich ganz gut. Wie geht es Julia? Ich habe es noch nicht geschafft, mit ihr zu sprechen."

„Vielleicht solltest du das tun. Ich kann nämlich wirklich nicht sagen, wie es ihr geht. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass sie klar kommt, aber ich weiß auch, dass sie gerne so tut. Und ich bin wirklich der Letzte, der sagen kann, ob es ihr wirklich gut geht", antwortete Dean und trat nach mir aus dem Aufzug.

„Ich versuche die nächsten Tage zu ihr zu fahren. Kommst du mit?", fragte ich und sah ihn von der Seite an.

„Ich weiß nicht so recht ...", meinte er und kratzte sich am Hinterkopf.

„Ich bin mir sicher, sie würde sich freuen", versuchte ich ihn umzustimmen.

„Na schön. Bringt ja doch nichts, sich mit dir zu streiten", gab er sich ungewöhnlich schnell geschlagen.

Die augenblickliche Situation ging uns allen an die Nieren. Selbst den Stärksten unter uns.

Wir blieben vor Raum U3589 stehen und klopften.

„Herein!", kam eine dunkle Stimme von drinnen.

Wir traten ein und salutierten vor Major Simeons und dem General.

The New MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt