Kapitel 2: She

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SIE geht in meine Schule und ihr Name ist Isabel - Izzie. 

Vor diesem Schuljahr kannte ich sie kaum. Besser gesagt, eigentlich kannte ich sie gar nicht, höchstens vom flüchtigen Sehen auf dem Gang. Aber ich nahm sie nie wirklich wahr, zumindest nicht so, wie jetzt. 

Seit dem neuen Schuljahr habe ich einige Kurse mit ihr zusammen und sie ist einfach nur der Wahnsinn. Wir lernten uns als Freunde immer besser kennen. Für mich ist sie mittlerweile mehr als das. Wahrscheinlich war sie das schon immer, aber das habe ich mir leider erst jetzt eingestanden.

Ich bin Hals über Kopf in sie verliebt. Sie bringt mich zum Lachen, ich fühle mich so unendlich geborgen in ihrer Nähe und je näher ich sie kennenlerne, desto hübscher wirkt sie auf mich. Es ist wie ein Fluch, denn sie scheint absolut keine Schwächen zu haben, ihr Charakter gleicht dem eines Engels. Die Gefühle, vor denen ich drei Jahre lang erfolgreich die Augen geschlossen habe, sind alle mit einem Schlag wieder da. Und das volle Wucht, wie ein Tritt in die Magengrube. Es ist, als würde mein Schicksal mir zurufen: "In your face, bitch!" 

Zu allem Übel feiere ich heute auch noch meinen 16. Geburtstag nach. Tja, und wer kommt natürlich auch? Izzie! Ich musste sie einladen, schließlich ist sie meine Freundin und alles andere wäre komisch gewesen. Dann hätte ich erklären müssen, warum sie nicht da ist und das konnte ich nicht, ohne die Wahrheit zu sagen. Aber diese Wahrheit ist Tabu, zumindest noch solange, bis ich mir selbst über alles im Klaren bin. Mir wäre es lieber, sie käme nicht, dann hätte ich jetzt nicht schon den ganzen Tag so ein seltsames Flattern im Bauch.

Meine Eltern sind das Wochenende nicht da und sie scheinen mir zu vertrauen, dass ich das Ganze im Griff habe. Nun ja, sie wissen ja auch, wie langweilig mein Leben eigentlich ist. Es werden keine Jungs kommen und als ich das meiner Mutter erzähle, runzelt sie nur die Stirn und meint: "Ach so? Fängt das erst nächstes Jahr so langsam an?" Am liebsten möchte ich ihr laut zurufen: "Nein, fängt es nicht. Es wird nie anfangen, zumindest das, was du meinst nicht. Ich werde niemals einen Freund haben, von dem du deinen Freundinnen stolz berichten kannst." Aber ich weiß, dass ich überreagiere, also ignoriere ich die Bemerkung einfach und gebe ihr einen Kuss zum Abschied. Sobald die Tür zufällt schreibe ich meiner besten Freundin Chloe, dass sie jetzt vorbeikommen kann, um die letzten Vorbereitungen zu treffen. Sie wohnt nur zwei Minuten von mir entfernt, also wird sie gleich da sein. 

Bis sie da ist, setze ich mich noch einmal kurz aufs Sofa, schließe die Augen und hole tief Luft. Das wird heute nicht einfach für mich. Ich habe immer noch keinem von meinen Gefühlen erzählt, nicht einmal Chloe und das will schon etwas heißen, sie weiß sonst beinahe alles über mich.  

Es klingelt an der Tür. Der Moment der Ruhe ist vorbei, jetzt heißt es wieder Maske aufziehen und los geht es. 

She - Als mein Leben ins Wanken gerietWo Geschichten leben. Entdecke jetzt