An Introduction

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Kennt ihr es wenn man am liebsten einfach nur einschlafen möchte, weil das Leben gerade so langweilig verläuft? Tja...so ging es mir häufig, sodass ich eigentlich Dornröschen Nummer zwei sein sollte. Nur dass ich keine Prinzessin war und mich kein hübscher, charmanter Prinz wachküsste. Jedenfalls war das meine Vorstellung. Da hatte meine große Schwester weitaus bessere Karten so ein Märchen zu erleben. Eigentlich hatten alle Mädchen bessere Karten als ich eine schöne Liebesgeschichte zu erleben. Doch ausgerechnet mir sollte solch ein Erlebnis zuteil werden lassen, das tollpatschige, kindliche, dumme und naive Trampel, das nichts mit einer Prinzessin zu tun hatte. Ich glich eher einer Vogelscheuche als einer eleganten, bildschönen Prinzessin aus einem Märchenbuch. Doch tatsächlich gab es einen Jungen, dem ich gehörig den Kopf verdreht hatte...oder er mir?!

Ich hörte den Mädchen zu wie sie gerade über die neusten Modetrends quatschten und lästerten. Die Mädchen lachten und kicherten.
„Haha! Und sieh dir mal dir Arme von der Neuen an! Richtig plump und fett!" Ich hatte mich geirrt. Sie redeten über Schönheitsideale. Generell war ich einfach nur da. Ich trug nichts zur Weltgeschichte bei oder veränderte das Weltbild von irgendjemanden. Ich bewegte niemanden, das war mir schon im zarten Alter von gerade mal Sieben Jahren aufgefallen. In den zehn weiteren Jahren hatte sich auch nichts dabei verändert bis zur dieser Woche.
„Kennt ihr eigentlich Quinn?" ,fragte ein Mädchen mit blonden Haaren.
„Hmm...Meinst du den aus der Parallelklasse?" ,antwortete ein Mädchen mit braunen, gelockten Haaren.
„Ja! Genau den! Findet ihr nicht auch, dass er richtig gut aussieht, aber er ist viel zu schüchtern!" Nachdenklich sah sie in die Luft.
Nun...Das war ein Gespräch an einem Donnerstag unter den Mädchen. Ganz normal und nicht verstörend. Es würde mir eher Sorgen bereiten, wenn sie das Thema nicht mindestens einmal am Tag anschnitten. Denn dann stimmte definitiv etwas nicht.
„Aber ich glaube kaum, dass irgendjemand Kile das Wasser reichen kann. Ich meine er ist hübsch, nett, charmant und einfach nur zum dahinschmelzen!" Theatralisch legte sie beide Hände auf ihrem Herzen und starrte dabei nach oben.
Die Gruppe fing an zu lachen, während ich nur ein kleines Schmunzeln daließ. Daphne schwärmte schon seit geraumer Zeit für den besagten Kile. Leider hatte sie auch sehr viel Konkurrenz, da viele Mädchen, teilweise auch Jungs, die eben erwähnten Charaktereigenschaften von Kile kannten und begehrten.
Ich persönlich fand, dass Kile nichts besonderes war, er war zwar ein wenig vom Niveau her besser als die üblichen Mädchenschwärme, aber besonders unterscheiden tat er sich trotzdem nicht von ihnen.
„Ach ja! Ich habe mit so einem Jungen im Internet geschrieben. Er war echt nett, ich habe sogar ein Foto von ihm! Er hat mich gefragt, ob wir uns mal treffen, aber ich bin mir nicht sicher..." ,erzählte Seline. Sie war sehr naiv, naiver als ich wohlbemerkt, und besonders Jungsfixiert.
„Was wirklich? Können wir das Bild sehen?" Aufgeregt sahen die Mädchen Seline an.
„Ja, klar" Sie holte ihr Handy aus der Hosentasche raus, öffnete das Foto und zeigte uns es.
„Oh Gott! Er sieht ja mega gut aus!"
„Ganz sicher solltest du ihn mal kennlernen!" Die Mädchen sahen Seline mit einem Funkeln an.
„Vielleicht hat er das Bild von Google und hinter der Nummer steckt ein fetter, alter Sack, der dich flachlegen will" ,murmelte ich. Natürlich hörte die Gruppe meine Bemerkung nicht, denn dafür war ich viel zu leise, es würde aber auch eh keinen interessieren. Doch ich hoffte für Seline nur, dass es wirklich kein fetter, alter Sack war. Meine Bedenken waren durchaus berechtigt, da in den Nachrichten öfter solche Fälle aufgegriffen wurden und die Mädchen sehr leichtsinnig agierten.
„Meint ihr wirklich? Dann schreibe ich ihm eine Nachricht, dass wir uns diese Woche treffen könnten..." Sie schrieb eine kurze SMS und schaltete dann ihr Handy aus. Kein Lehrer sollte sie erwischen mit einem Handy, denn der Unterricht begann gleich.
Eigentlich würde ich Seline liebend gerne sagen, dass sie sich nicht mit der Internet-Bekanntschaft treffen sollte, doch ich wagte es nicht, da die Mädchen wahrscheinlich anderer Meinung waren und meine Gedankengänge abschlugen. Wie jeder wusste mehrere Mädchen gegen eines...Das müsste für dieses eine Mädchen echt die Hölle sein. Es sei denn sie war unerschütterlich und taub. Am besten auch noch blind. Aber da es nur ein geringer Teil war, der diese beiden Sinne nicht besaß und unerschütterlich war, konnte man die Herde Mädchen und deren Attacken nicht stoppen. Da waren Mädchen wirklich gnadenlos. Von außen hin waren Mädchen liebliche und reine Geschöpfe, doch wenn man tiefer einblickte, sah man wie schrecklich sie die Menschen in ihrem Umfeld behandelten. Vor allem die Jungs.
Das mag zwar lächerlich wirken, stimmte aber wirklich. Warum auch sonst gab es so viele Dreiecksbeziehungen in Geschichten, geschrieben von Mädchen? Weil Mädchen es wirklich liebten begehrt zu werden, am besten auch noch von zwei Männern. Sie wollten Bestätigung für ihre Attraktivität, sagten aber immer sie seien zu fett oder bemängelten sich einfach selber. Ich, als mehr oder weniger Vollblut-Mädchen musste sagen, jedenfalls stand es in meiner Geburtsurkunde, dass ich ein Mädchen war, dass es mich nervte wenn Mädchen so etwas von sich gaben, aber letztendlich jede drei Tage ihren festen Freund wechselten. Ich wusste, dass es Mädchen gab, die nicht so waren, aber bis jetzt hab ich nur solche getroffen. Ich persönlich fand mich nicht perfekt, aber behielt es für mich, da ich meine Mitmenschen nicht nerven wollte. Wahrscheinlich interessierten sie sich jedoch eh nicht für mich.
Der Lehrer kam auf einmal rein mit fröhlicher Miene und Elan, dass es fast gruselig wirkte. Er war wirklich beliebt bei seinen Schülern und die Schüler guckten zu ihm rauf. Er war ein junger Lehrer und für einige Mädchen attraktiv, was sie nur noch mehr dazu brachte sich bei ihm einzuschleimen. Doch aus irgendeinem Grund mochte er mich nicht. Mir fiel auch kein Grund ein, dass er mich irgendwie hassen sollte, denn ich hielt mich aus allem heraus und war nur eine dezente Anstrengung. Vielleicht dachte er, dass ich ihm Luft wegnahm, indem ich atmete? Oder er war mir böse wegen einem Grund, das ich vergessen hatte? Vielleicht war es auch einfach mein Aussehen.
Viele Leute meinten Schwarzhaarige Mädchen wären Zicken. Na danke auch, Barbie...
Oder vielleicht meine Augenfarbe? Wahrscheinlich bedeutete grün für ihn verdorbenes Essen...oder so etwas in der Art. Jedenfalls war der Grund mir unbekannt und ich wusste nur, dass er mich nicht mochte. Jap, das war ich, Faye. Ein Mädchen, das sich aus allem raushielt und nichts zur Welt beitrug.

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Sie wirkt wahrscheinlich in diesem Kapitel etwas farblos, aber keine Sorge, das ändert sich :3 Und da ihr jetzt einen tieferen Eindruck von Faye habt (wobei...eher von ihren Mitmenschen...) Was haltet ihr von ihr? Außer, dass sie irgendwie langweilig wirkt :D

Tempus Lacrimarum ~ Zeit Der TränenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt