Ausgewechselt

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Nach Herr Benettes Stunde nahm ich das Buch und las es seitdem bis in den späten Abendstunden.
Es war eine Sammlung von Märchen und Geschichten. Es waren jedoch Geschichten, die ich noch nicht kannte und auch in welcher Zeit sie spielten war mir schwammig. Modern und altertümlich zugleich.
Doch eine Geschichte stach mir besonders ins Auge. Wahrscheinlich weil sie über Zeitreisen handelte.

Die Menschen fürchteten sich vor dem Staat, denn ihre Grauentaten bestanden daraus Familien auseinanderzureißen, zu töten, zu manipulieren und vieles mehr. Die großen Sechs waren die mächtigsten Menschen auf dem Planet Erde. Sie hatten bereits die Macht über alles, jedoch unterdrückten sie weiter die Menschen. Ich, Autor dieses Buches, konnte ein wenig herausfinden, was sie dazu bewegte all diesen Aufwand zu betreiben. Sie wollen nicht nur Macht über ihr Reich, sie wollen mehr. Sie möchten Zeit kontrollieren, sie möchten mehr als die Erde kontrollieren. Das Gefühl besser zu sein als andere treibt diese sechs Menschen wild...wenn man sie noch Menschen nennen kann. Wer auch immer dieses Buches liest kann von Glück sprechen, wenn man nicht innerhalb von zwei Minuten vom Staat verhaftet wird. Es sei denn du bist in einer anderen Zeit. Denn darüber haben sie keine Kontrolle, naja nicht ganz. Diese Art von Literatur darf nicht einmal veröffentlicht werden und wird zensiert. Aber auf den Schwarzmarkt kann man mehr von diesen Büchern finden. Es gibt insgesamt sechs Zeitreisende. Es waren mal acht, aber zwei von ihnen sind leider schon gestorben.
Jedoch sind nur fünf Zeitreisenden in ihrer rechtmäßigen Zeit. Der sechste Zeitreisende ist in der Zeit versteckt, sicher vor der Manipulation der großen Sechs. Die Legende besagt, dass innerhalb des neunzehnten Lebensjahr, der Zeitreisende wieder in die rechtmäßige Zeit zurückkehrt und das Imperium rettet. Die Welt. Zusammen mit den anderen fünf Zeitreisenden stürzen sie die Unterdrückung. Der sechste Zeitreisende ist Hoffnung. Die Definition von Hoffnung. Seit Jahrzehnten munkelt man sich diese Legende, doch trotzdem hat noch niemand die Hoffnung aufgegeben. Es ist herzerwärmend und die Menschen hoffen alle auf die Ankunft des sechsten Zeitreisenden.

Ich verstand nun, weshalb Quinn um jeden Preis den sechsten Zeitreisenden finden wollte. Sei es für die großen Sechs oder für die Bevölkerung. Natürlich wollten sie die großen Sechs stürzen, wenn diese sie unterdrückten.
Ich hoffte innig, dass Quinn den sechsten Zeitreisenden fand und für Ordnung in seiner Zeit sorgte. Er meinte schließlich selber, dass er durch den Staat seine Eltern nicht sehen konnte und die Menschen in den Armenvierteln heruntergekommen waren. Mir entfloh eine Träne, wenn ich daran dachte wie es ist die Eltern zu verlieren.

„Faye? Mom, Dad?" Ich hörte eine zarte eine Stimme von unten. Meine Schwester stattete ein Besuch ab!
Schnell polterte ich die Treppen hinunter, auch wenn es bereits 9 Uhr abends war.
"Anna!" ,schrie ich und warf meine Arme um ihren Hals. Sie war um einiges größer als ich. Naja, sie hatte schließlich auch nur das beste von den Genen unserer Eltern bekommen.
„Was machst du denn hier?" ,fragte ich sie aufgeregt.
„Wir hatten spontane Kurzferien bekommen an der Uni, wegen schlechten Wetterverhältnissen. Die Professoren waren sich zu fein dafür auch bei Regenschauer Unterricht zu machen, haha", gab sie mir herzlich als Antwort.
„Oh...Aber in England regnet es doch oft und...bei uns ist nichts los. Deine Uni ist nur ne halbe Stunde Autofahrt entfernt", gab ich meine Skepsis bekannt.
„Ich hab auch keine Ahnung wie so was zu Stande kommt. Bei uns ist jedoch ein riesiger Orkan unterwegs!" Sie fuchtelte wild mit den Händen rum und hängte ihre noch etwas nasse Jacke auf. Ich half ihr den Regenschirm zu trocknen und die Tasche aufzuhängen.
„Vielen Dank... Wo sind Mom und Dad?" ,wollte sie von mir wissen.
„Ich glaub sie sind im Büro"
Sie nickte und ging ins Büro, wo daraufhin meine Mutter rauskam als Anna hineinging.
„Schatz, hilfst du mir Tee zu machen?" Ich nickte und folgte ihr in die Küche.

„Bringst du das mal ins Esszimmer" Meine Mutter übergab ein Tablett, auf dem hübsch angerichtete Kekse ordentlich aneinanderreihten.
Als ich jedoch auf dem Flur war, hörte ich wie sich Anna und mein Vater sich laut stritten.
„Das hat sie dir doch nicht abgekauft! Bist du völlig aus dem Häuschen?" Neugierig ging ich näher an die Bürotür bis mein Ohr das Holz berührte.
„Anscheinend schon! Sei doch froh, dass ich da bin! Ich bin nicht oft da und sie scheint sich zu freuen!" hörte ich die leicht verzweifelte Stimme meiner Schwester.
„Du weißt doch, dass auch der Abschied uns schwer fallen wird..." Mein Vater klang nun ruhiger.
„Aber alles was ihr tut ist euch von ihr abzugrenzen! Wir sollten die letzten Momente genießen bis...-"
„Faye!" Meine Mutter kam angerannt mit einer Kanne und mehreren Tassen.
„Bring die Kekse schon ins Esszimmer" mahnte sie mich streng.
„J-ja" Mein Gedanken kreisten. Und zwar wirklich wild. Ich hatte das Gefühl, dass ich bald in Ohnmacht fiel. Bis was?
Ich war mir ziemlich sicher, dass sie von mir sprachen im Büro, doch...bis was?

Tempus Lacrimarum ~ Zeit Der TränenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt