Tatsächlich spürte ich nichts. Sogar nach ein paar Minuten Stillschweigens und Starre spürte ich keine Veränderung in meinem Körper. Hatte ich Quinn zu Unrecht verurteilt?
„Wie lange dauert es bis es wirkt?" ,hakte ich nochmal nach.
„Sofort. Du spürst nur nichts, schließlich dient es nur zur Stärkung des Körpers, wie schon gesagt" Quinn lächelte freundlich, fast schon triumphierend. In mir breitete sich ein schlechtes Gefühl aus und ließ meine Wange rot werden.
„Oh...Ehm...Tut mir Leid. Das war wirklich nicht nett von mir, dass ich dir so misstraut habe..." Beschämt senkte ich den Kopf und starrte auf meine Füßen, die allmählich kalt wurden.
„Nicht schlimm. Das wäre ich nämlich an deiner Stelle auch" Sachte tätschelte er mein Haar mit einer galanten Bewegung. Bei dieser Berührung machte mein Herz ein ungewöhnlich großen Sprung, doch ich behielt es für mich.
„Ich möchte zwar nicht unhöflich wirken, aber...ich brauche mein Schlaf..." Ich fasste mir kurz am Kopf, um meine Müdigkeit zu verdeutlichen. Quinn lachte sanft, doch hatte einen Hauch von Ernstes in seinen Augen.
„Wir müssen beide aber noch schnell in die Vergangenheit reisen. Es wird nicht lange dauern und dann darfst du auch in deinem Schlaf fallen" Schmunzelnd zückte er sein Trocheon heraus.
„Oh...aber warum?" Konfus blickte ich in sein ebenmäßiges Gesicht.
„Ganz einfach, damit wir feststellen können, ob die Pille gewirkt hat..." Verständnislos musterte ich ihn.
„Aber...sagtest du nicht, dass...sie sofort funktioniert?" Er kicherte ein wenig bei meiner anscheinend banalen Aussage.
„Wenn sie wirkt, dann wirkt sie sofort. Das meinte ich" Nun...Das ergab Sinn.
Er nahm meine Hand ohne meine Einverständnis und sofort umgab uns das wundersame Weiß. Es ging viel zu schnell, dass ich ihn nicht mehr auf den Umstand hinweisen konnte, dass ich noch meinen Pyjama trug.
Wir landeten in einer Kammer, die nur von dem schwachen Mondschein beleuchtet wurde. Es war staubig und hier lag sehr viel Sand auf dem Boden wie ich es unter meinen baren Füße spüren konnte.
„Hier sind wir sicher, niemand wird uns finden" lächelte Quinn wissend.
Er wirkte durch den schwachen Mondschein so mysteriös...
„Soll ich hier etwa fünf Stunden verweilen oder was?"
„Nein, nein. Ich zapfe dir nur ein wenig Zeit ab sozusagen. Das kann man jedoch nur in der Vergangenheit durchführen" Er setzte sich auf einen Heuhaufen und bat mich mit einer Handbewegung sich neben ihm zu setzen. Brav nahm ich Platz und wandte mich zu Quinn.
Er lächelte lieb und streichte über meine Schulter. Gleichzeitig holte er eine kleine Schachtel heraus aus seiner Hosentasche, die so groß war wie seine Handfläche.
„Ich brauch ein bisschen von deinem Blut..." Er zückte ein Taschenmesser heraus, worauf ich erschrocken zurückschreckte. Alamiert suchte ich den Raum ab nach einer Tür, doch er fasste nach meinem Arm.
„Nein, nein! Ich wollte dir nur ein bisschen Blut abnehmen, damit ich es in die Maschine tropfen kann. Ich habe leider die Spritze vergessen, aber ich glaube, dass du das schaffst. Ich werde nicht tief schneiden und es so schnell machen, dass du fast nichts spürst" Irgendwas sagte mir, dass er nicht log. Lag es an seinen ehrlichen, wundersamen Augen? Vielleicht auch an seinem makellosen Lächeln?
Zögernd reichte ich ihm meinen Arm und wartete gespannt auf den Schnitt.
Er setzte das Messer an meiner Haut an, doch er schnitt nicht zu. Er zögerte, bis er die Schultern hängen ließ.
„Ugh. Ich kann das nicht. Ich kann dir einfach nicht wehtun. Kannst du das vielleicht machen?" Entmutigt gab er mir das Messer, welches ich vorsichtig nahm.
„Warum kannst du das nicht?" Ich schnitt mir leicht in die Haut und gab ihm das Messer, wo schon ein Tropfen Blut weilte.
Er starrte fassungslos auf den Schnitt, den ich gemacht hatte.
„Was ist los?" Besorgt sah ich Quinn an, der wie paralysiert in den Schnitt starrte.
„Du...hast viel zu tief geschnitten! Ich sagte leicht! Du sollst doch nicht verbluten!" Er wurde panisch und kramte einen Verband aus der Tasche. Ich sah ihn verwirrt an, da er nun wirklich übertrieb. Es war nicht viel und auch nur ganz leicht. Er verband mir die betroffene Stelle fürsorglich, was ich übertrieben fand, während ich ihm immer noch das Messer geduldig hinhielt.
Nach ein paar Minuten nahm er mir das Messer ab, da er lange brauchte um sicherzugehen, dass es richtig verbunden war.
Er öffnete die Schachtel und tropfte das Blut rein. Gespannt wartete ich auf seine Reaktion, als plötzlich ein helles, violettes Licht von dem Inneren der Schachtel ausging.
Fasziniert starrte ich diese...Magie an.
„Wow!" Begeistert musterte ich das Spektrum des Lichtspiels. Es leuchtete so hell, dass es mich unter normalen Umständen blendete, doch ich konnte meine Augen nicht abwenden. Das Licht erstrahlte den Raum für wenige Augenblicke bis das Licht erlosch mit einer fließenden Wärme.
Als ich zu Quinn hinübersah, um ihn zu fragen, was das bedeutete, starrte er die Schachtel erschrocken an. Er war blass im Gesicht und sah voller Furcht aus.
Besorgt analysierte ich seinen Gesichtsausdruck. Sein Mund stand offen und er war wie erstarrt. Nur das regelmäßige Schnauben seiner Nase, ließ mich wissen, dass er noch lebte. Er wirkte sogar schon eigenartig leichenhaft. Wie aus einem schlechten Horrorfilm...
„Quinn?" Mein Herz pochte schneller aus Angst, dass ich gleich eine Leiche neben mir liegen hatte. Jedenfalls befürchtete ich, dass er nicht mehr normal reden konnte.
„Oh nein! Nein! Nein!" Aufgebracht schlug er seine Hände über den Kopf, während er die Schachtel einfach losließ und diese auf den Boden fiel.
Nun fühlte ich auf einmal eine Art Schwäche. Es war jetzt keine Schwäche, wo einem schwindelig wurde, sondern es war einfach so, dass ich mich schwächer fühlte als vor ein paar Minuten.
„Quinn?" Diesmal jedoch zupfte ich an seinem Ärmel, damit er mir diesmal eine klarere Antwort geben konnte.
„Oh Faye...Die Tabletten haben gewirkt..." Traurig blickte er mir in die Augen.
„Dir wurde eben gerade deine maximale Zeit abgezogen, die du letztes Mal aufbürden konntest. Hätten die Tabletten nicht gewirkt, wärst du jetzt tot..." Ich wusste nicht was mich mehr erschrak. Die Tatsache, dass er mein Leben aufs Spiel gesetzt hatte ohne jegliche Warnung oder dass er mit solch einem leichenhaften Blick auf die Schachtel gestarrt hatte als wäre es etwas Schlimmes, dass ich noch lebte.
Irgendwie verletzten mich beide Fakten zutiefst. Ob er wusste, was er mit seiner Reaktion angestellt hatte?
„Leider stehen wir nun vor einem neuen Problem..." murmelte Quinn zu sich selber als zu mir, weshalb ich seine Worte unkommentiert in der Luft hängen ließ.
Ausdruckslos starrte er auf den Boden für einen langen Zeitraum während ich ihn dabei beobachtete. Er wirkte verzweifelt, was ein enormer Kontrast war zu seiner sonst heiteren und freundlichen Art. Fast schon hilflos als er sich an die Stirn fasste und mit sich selbst kämpfte. Er verkrampfte sich mit jeder Minute mehr, die verstrich.
Irgendwas musste er in diesem Lichterspiel gesehen haben, was ich übersehen hatte. Hatte er ein Bild gesehen, was ich nicht erschließen konnte?
Ich räusperte mich, um ihn auf mich aufmerksam zu machen.
„Ehm...Können wir zurück?" Ich zeigte auf meinem Schlafanzug. Er blickte auf und musterte mich kurz.
„Ja, ja" Wie paralysiert nahm er das Trocheon in die Hand und tippte mechanisch die Daten ein. Er machte sich nicht einmal die Mühe alles zu verdecken wie letztes Mal. Doch aus Höflichkeitsgründen versuchte ich meine Neugier im Zaun zu halten.
„Einfach das Trocheon berühren, ich bleibe hier..." Er hielt es mir hin und ich folgte seinen Anweisungen.
„Sag mir, wenn du bereit bist" Seine Worte waren nur leere Worte. Was hatte er nur gesehen in dem Licht?
„Ich bin mehr als bereit!" , rief ich mit Euphorie. Wenn er mit einem Lachen mich aufheitern konnte, dann sollte ich es schließlich auch versuchen. Ich hob meinen Daumen und schenkte ihm ein breites Lächeln.
„Okay..." Ich erkannte ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht, bevor mich das Weiß vollständig umgab. Am liebsten hätte ich ihm noch eine gute Nacht gewünscht, aber schon landete ich in meinem Zimmer unelegant. Nicht jeder konnte ein Quinn sein...
Ich klopfte mir den Dreck aus der Kleidung und schleppte mich zu meinem Bett.
Grübelnd schlüpfte ich unter die Decke und ließ meine Gedanken schweifen. An schlafen konnte ich gar nicht denken. Dafür schrien meine Gedanken viel zu laut voller Theorien und Sorge um Quinn.
War alles in Ordnung mit ihm? Hatte vielleicht das Licht in sozusagen besessen? Hatte jemand seinen Körper eingenommen? Dies war gruselig, doch genauso war es das Licht. Wenn ich darüber nachdachte, konnte es durchaus sein. So wie er benommen in die Luft gestarrt hatte, seine leeren Augen und diese ausdruckslose Stimme. Außerdem schien er ziemlich angestrengt gewesen zu sein, als er seine Gedanken geordnet hatte. Ob es ein innerliche Kampf war mit diesem Parasit? Er hatte den Kampf anscheinend verloren, denn die Reaktion danach war mehr als aussagend. Ich musste ihm definitiv helfen! Ja! Genau morgen würde ich ihn darauf ansprechen und diesen lästigen, gefährlichen Parasit mit allen Mitteln aus seinem Körper jagen! Niemand durfte einen Menschen so kontrollieren wie eine Maschine. Ich würde alles geben, um ihn zu befreien. Jedes Mittel verwenden und durch Raum und Zeit reisen! Dass ich diese Worte wörtlich meinte, war mir bewusst. Doch die resultierenden Folgen waren mehr als fatal und gefährlich wie sich später herausstellte...~~~~~~
Na da ist ja jemand motiviert :) Ob Faye wohl Recht hatte mit einer Art Parasit? Oder doch etwas anderes...? Was glaubt ihr ist Quinn widerfahren beziehungsweise, was er wohl gesehen hatte?
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Tempus Lacrimarum ~ Zeit Der Tränen
Science FictionFaye hatte immer gedacht, dass ihr eintöniges Leben sich niemals ändern würde. Während die Mädchen in ihrem Alter ausgingen und feierten, beobachtete Faye sie nur. Doch das sollte sich ändern, als auf einmal der Zeitreisende Quinn in ihr Leben tauch...