Die Nacht war dunkel, aber von meiner Lampe schien helles Licht aus. Nichts kam mir suspekt vor, denn es war alles wie immer. Ich hörte die Autos auf der Straße und ein paar Jugendliche, die sich eine schöne Nacht machten. Heute waren komische Dinge passiert. Ich hatte Stromschläge bekommen von meinem Unterarm aus, doch als ich wieder in meiner Gegenwart war, war nichts mehr davon zu spüren. Außerdem konnte ich den Vorfall mit den Kuss nicht aus meinem Kopf bekommen und was danach passierte. Ich hatte mir meinen ersten Kuss definitiv anders vorgestellt. Weniger schlimm, ohne höllische Schmerzen und ohne danach gedemütigt werden. Ich kramte mein Tagebuch heraus und einen Stift, da ich erst einmal meine Gedanken ordnen musste. Ich schrieb die ersten Worte wie Butter, doch als ich an den Wort Kuss gelangte, konnte ich mir nicht helfen und es bildeten sich Tränen. Die Tränen tropften auf das Blatt, doch die Schrift wurde davon zum Glück nicht unlesbar. Schniefend wischte ich meine Tränen mit dem Ärmel ab, doch es half nicht.
Wie konnte er nur?! Wenn er anscheinend mein Tagebuch gelesen hatte, weshalb also küsste er mich einfach so? Überall im Tagebuch konnte man davon lesen, dass ich noch nicht nicht mein ersten Kuss hatte. Bis jetzt.
Bitterlich weinte ich meine Tränen, obwohl ich sie immer versuchte zu trocknen mit meinem Ärmel. Zwar war es nur ein Kuss, doch es war mein erster Kuss und eigentlich wollte ich ihm jemanden geben, der es verdient hatte. Vielleicht machte ich einen großen Aufstand darum, doch meine Großmutter meinte immer zu mir, dass ich den ersten Kuss mir aufheben sollte. Ihrer Weisheit war ich immer nachgegangen, was unter anderem daran lag, dass ich in der Menge untertauchte und niemand von mir jegliche Notiz machte. Doch nun...
Ich musste unbedingt etwas zu mir nehmen. So etwas frustrierte mich immer und Süßes half dagegen. Meine Moral.
Ich ging nach unten und machte mich an die Schokolade ran, doch nach der Hälfte merkte ich, dass es am nächsten Morgen einen üblen Mundgeruch geben wird. Um das etwas zu mildern, neutralisierte ich es mit einem Glas Wasser.
„Ich sollte mir ein Glas Wasser neben dem Bett stellen. Von Zucker vor dem Einschlafen werde ich immer so durstig. Mist!" ,murmelte ich für mich. Ich füllte ein Glas mit Wasser auf und ging nach oben. Leise schlich ich mich an der Zimmertür meiner Eltern vorbei, damit ich sie nicht weckte, auch wenn beide einen tiefen Schlaf hatten.
Vorsichtig tapste ich zu meinem Zimmer, um nicht das Glas Wasser zu verschütten.
Nur knarzend ging die Tür auf, da diese noch aus der Zeit der jungen Jahren der Altbauwohnung war. Fast blind ging ich in meinem Zimmer rein, obwohl mir der Mondschein genug Licht schenkte.
Zum Glück war dieser Raum keine fremde Gegend wie meine letzten Reisen in die Zeit.
Mit meinem Glas Wasser steuerte ich zum Nachttisch, doch irgendwie stolperte ich und mit einem Klirren zerbrach das Glas.
A-aber da war gar nichts worüber ich stolpern konnte! Mein Zimmer war nämlich ausnahmsweise aufgeräumt, was eigentlich bedeuten sollte, dass der Boden völlig frei war.
„Wer hätte gedacht, dass sowas zur Beschädigung dieses historischen Gegenstandes beitrug?" Ich erkannte Quinns Gestalt auf meinem Bett, der sich gerade an meinem Tagebuch vergriff!
„Hey! Was soll das?!" Ich nahm der Gestalt mein Buch wieder weg, wobei ich etwas zurückschreckte, da das Buch an einigen Stellen total nass war.
„Wer hätte gedacht, dass ich der Hauptgrund bin zur Beschädigung dieses Gegenstandes?" Quinns melodische Stimme hörte ich heraus aus der Dunkelheit.
„Was ist denn überhaupt passiert, bitteschön" ,fragte ich Quinn schnippisch.
„Du bist über mich gestolpert. Keine Ursache" ,gab er mit einer lässigen Handbewegung von sich, was ich jedoch nur schemenhaft erkennen konnte.
„Wieso bitteschön sollte ich über dich stolpern?!"
„Weil ich auf dem Boden lag?"
„Und warum hast du dich auf den Boden gelegen?"
„Keine Ahnung. Dein Teppich war schön weich" Verständnislos musterte ich ihn und schüttelte den Kopf.
„Warum bist du überhaupt hier?" ,fragte ich ihn gelassen. Inzwischen sollte mich nichts wundern. Ich konnte durch die Zeit reisen, Quinn küsste mich und tat anschließend auf ahnungslos und einige, verrückte Professoren lesen sich meine persönlichen Eindrücke durch. Oder werden...Hach Mensch! Schon jetzt verwirrte mich diese Zeitreiserei!
„Wollte nur gucken ob alles in Ordnung bist. Schließlich war ich ein wenig besorgt, wegen deinem Tagebuch...Aber es scheint alles okay zu sein..." Er trat auf mich zu und starrte auf die Hand in der ich das Tagebuch hielt.
„Wie bist du hier reingekommen...?" Ich legte das Tagebuch auf dem Nachttisch und wendete mich von Quinn ab.
„Erinnerst du dich an die Brosche, die du mir gegeben hast?" Eindringlich sah er mich an, was ich aus dem Augenwinkel erkennen konnte.
„Natürlich...Schließlich ist das gerade mal ein Tag her"
„Zwei Tage. Wir haben inzwischen schon 3 Uhr morgens" ,korrigierte er mich.
„Ach egal. Die Erinnerungen sind frisch...Zufrieden?" Ich brauchte mein Schlaf wirklich dringend...Sonst wurde ich nur schnell reizbar...
Ich drehte mich wieder zu Quinn um und wartete, dass er etwas sagte.
„Jedenfalls kann ich mich damit zwei bis drei Mal teleportieren. Es kommt drauf an wie weit der Ort des Begehrens von dem momentanen Standpunkt aus weit ist...oder wie viele Personen mitkommen" Lächelnd zeigte er mir die Brosche durch die ich ihn kennengelernt hatte. Sie war nichts besonderes und auf den ersten Blick erkannte ich nicht, wie man dieses Ding betätigte. Die Brosche war silbern und hatte einen Smaragd innen, es war also wirklich nichts besonderes.
„...Und wie teleportiert man sich damit?" Neugierig wollte ich nach der Brosche fassen.
„Nicht!" Er steckte schnell die Brosche in die Hosentasche und sah mich ernst an.
„Warum darf ich sie nicht anfassen?"„Weil ich mich schon drei Mal teleportiert habe. Wer weiß welche Nebenwirkungen es birgt, wenn man über das Limit geht. Schlimmstenfalls steckst du vielleicht in einer Zwischenwelt fest. Ich müsste erstmal zurück in meine Zeit, um es sozusagen aufzuladen" Verwirrt runzelte ich die Stirn.
„Aber dann dürftest du sie auch nicht anfassen...Außerdem muss man sicherlich irgendwas eingeben wie auf deinem Zeitreise-Ding" ,fasste ich meine Zweifel kurz zusammen. Quinn seufzte und sah mir in die Augen.
„Das Zeitreise-Ding nennt sich Trocheon. Außerdem muss man nur daran denken und man wird zum gewünschten Ort teleportiert...beziehungsweise eine Zwischenwelt" Dabei lächelte er sonnig und setzte sich auf meinem Bett.
Ich zog meine Augenbrauen kurz zusammen, doch gesellte ich mich zu ihm. Wir schwiegen für eine Weile, doch dann kam mir etwas in den Sinn.
„Ah ja! Du solltest dich entschuldigen!" ,kam es wie aus einer Kanone aus mir rausgeschossen.
„Für was?" Er nahm einen verwirrten Gesichtsausdruck an und überschlug seine Beine.
„Dafür, dass du meinen ersten Kuss gestohlen hast, selbstverständlich!" Vorwurfsvoll blickte ich ihn aus ernsten Augen an.
„Deinen ersten Kuss gestohlen? Ich? Ich bitte dich! Ich habe selber meinen ersten Kuss noch gar nicht erlebt!" Die Aussage überraschte mich zuerst, doch dann wurde ich aber wirklich wütend. Dass er es einfach verneinte, obwohl ich zuvor voll bei Bewusstsein war und es durchaus wahrgenommen hatte.
„Ganz ehrlich! Entschuldige dich einfach und ich werde dir verzeihen! Wir tun danach einfach so als hätte der Kuss niemals stattgefunden!" Gereizt blickte ich in die beiden verschiedenfarbigen Augen und bemerkte bei meiner Ansage, dass ich eine Spur zu laut war und eventuell meine Eltern dadurch aufwachten.
„Warum soll ich mich für etwas entschuldigen, was nicht einmal geschehen ist?" Ich sah ihm an, dass er genervt von mir war.
„Weil es geschehen ist! Aber mit dir kann man echt nicht reden, du streitest es einfach ab!" Wütend wandte ich mich von ihm ab und ging ans andere Ende des Bettes, um mich dort hinzusetzen.
Er hüstelte etwas und nahm Platz neben mir.
„Ich wollte dir eigentlich das geben" ,beschwichtigte er mich ruhig und reichte mir eine Tablettenpackung.
„Was? Sind das Drogen? Willst du mich sogar halluzinieren lassen?" Misstrauisch besah ich die Tabletten.
„Nein, natürlich nicht. Du bist zu wichtig!"
„Wichtig? Für wen? Oder wahrscheinlich würde es mehr zutreffen für was?" Skeptik breitete sich in mir aus und ich bekam ein ungutes Gefühl.
Er zögerte, suchte nach Worten, was mir Sicherheit gab, dass ich als Mittel zum Zweck diente. Wahrscheinlich etwas für eine abartige Maschine aus der Zukunft. Je mehr ich darüber nachdachte, warum Quinn so aufgeschlossen mir gegenüber war, desto mehr kam ich zum Schluss, dass er mit jeder Person so verfahrte, um diese für die Erfindungen in der Zukunft zu nutzen. Zwar wusste ich nicht für was, aber wahrscheinlich für etwas, damit man nicht alterte oder so ähnlich. Ich wollte lieber auf Abstand gehen, doch wie sich später herausstellte war dieses Vorhaben unmöglich!
„Tut mir Leid, das ist mir so rausgerutscht. Die Tabletten sind eigentlich da, damit du mehr...ehm...sozusagen Eisen im Blut hast und du nicht bei der übermäßigen Zeitreiserei, der du bald ausgesetzt bist, stirbst" Mir wich die Farbe aus dem Gesicht. Sterben?
Die Tatsache, dass er so leicht das Wort sterben im ernsten Sinne in den Mund nahm, verschlug mir die Sprache.
„Das heißt...heute hatte ich einen...Nahtod erlitten?!" Mir wurde übel, als ich darüber nachdachte.
„Nein! Das war kein Nahtod! Dein Körper war nur geschwächt. Sowas passiert aber nur in der Vergangenheit, aber nicht, wenn du in die Zukunft reist"
„Ha! Ich glaub dir kein Wort! Du bist sicherlich irgendein Verrückter, der mich einfach nur töten will für irgendwelche dummen Experimente! Ich bin ja schließlich nur ein unbedeutender Teil in der Weltgeschichte. Aber weißt du was? Ich lass mich ganz sicher nicht davon einschüchtern!" Misstrauen breitete sich aus und ich sprang von meinem Bett auf.
Überrascht musterte mich Quinn und wollte gerade einen Schritt auf mich zu machen.
„Ich spreche nur die Wahrheit aus. Ich bin ehrlich mit dir und habe keine einzige Lüge dir aufgetischt!" Er hob beide Hände und wollte damit zeigen, dass er friedlich war.
„Oh ja, das kann jeder sagen. Ob sie es wirklich so meinen ist eine andere Sache" Ich war stur, das verneinte ich nicht, doch mein Misstrauen war berechtigt.
„Ich nehme eine Tablette und du nimmst eine Tablette. Wir beide schlucken es gleichzeitig, denn es ist überhaupt nicht gefährlich. Viel eher das Gegenteil, es stabilisiert dein Körper während den Zeitreisen" Lächelnd drückte er eine Pille mir in die Hand und nahm sich ebenfalls eine.
„Oh, du meinst so etwas wie Schneewittchen und ihrem Apfel?"
„Wenn du willst kann ich auch die ganze Packung für dich schlucken" ,gab er gelassen von sich. Leider ließ es auch meine Abwehr fallen.
„Na gut, na gut...Ich mache es schon...eins?" Ich nahm die Pille zwischen meinen Fingerspitzen, was mir Quinn gleich machte.
„zwei?" ,lächelte Quinn elegant und platzierte seine Hand vor dem Mund, was ich nachmachte.
„drei" Ich warf die Pille in meinem Mund und Quinn auch...~~~~~~~~
Glaubt ihr es gibt irgendwelche Nebenwirkungen? Ob Quinn wirklich so ehrlich war, wie er behauptet hat? Habt ihr irgendwelche Theorien, denn ich liebe es durchzustöbern in den Theorien :)
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Tempus Lacrimarum ~ Zeit Der Tränen
Science FictionFaye hatte immer gedacht, dass ihr eintöniges Leben sich niemals ändern würde. Während die Mädchen in ihrem Alter ausgingen und feierten, beobachtete Faye sie nur. Doch das sollte sich ändern, als auf einmal der Zeitreisende Quinn in ihr Leben tauch...