A weird break

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Die Sonne schien hell vom Himmel aus und machte den etwas abgelegenen Teil des Pausenhofs sehr friedlich und einladend. Dennoch hielt ich mich lieber im Schatten unter einem Dach auf, da mich die Sonne zu sehr blendete und mich beim Zeichnen störte. Ich hörte nebenbei Musik, was eigentlich verboten war, doch es gab keine Lehrkräfte, die hier kontrollierten. Solange ich keine Randale machte, würde auch niemand herkommen, um nachzugucken. Ich war für mich alleine auf dem kalten Steinboden. Doch das Kühle war sehr angenehm und stellte auch einen schönen Kontrast her zur hellen, warmen Sonne. Ich war vertieft in meiner Zeichnung während ich die Ruhe genießte und mich den feinen Linien widmete, damit daraus ein Kunstwerk entstand.
Jedoch merkte ich auf einmal wie jemand an mir vorbei raste und nebenbei etwas verlor. Verwundert sah ich auf.
Ein Junge hatte eine Art Brosche verloren. Doch ich überlegte nicht lange, steckte mein Handy und die Kopfhörer in meiner Hosentasche, meine Zeichnung könnte ich dalassen, und die Brosche aufhob. So schnell wie ich nur konnte versuchte ich diesem Jungen zu folgen.
Ich fand ihn in eine Ecke wieder, alleine. Anscheinend guckte er sich gerade etwas an. Ich näherte mich dem Unbekannten und zupfte an seinem Ärmel.
Plötzlich verschwamm die Sicht und es fühlte sich an als würde der Boden unter mir weggerissen werden. Mit großen Augen starrte mich der Junge an und ich erkannte den puren Schock. Doch viel mehr schockierte mich es, dass auf einmal meine Umgebung weiß wurde! Was passierte gerade?! Ich hatte auch keine Kopfschmerzen, es konnte also nicht sein, dass ich bewusstlos wurde! Was geschah nur mit mir?! Immer noch sah mich der Junge geschockt an und war stocksteif. Ich war jedoch auch nicht besser und war wie eine Statue. Die Sicht wurde langsam klarer und wir fanden uns wieder in einer kleinen Gasse. Es roch sehr stark verfault und in der Gasse lag überall Matsch.
„Wer bist du?" ,schoss es aus dem unbekannten Jungen heraus.
„Dasselbe wollte ich dich fragen! Ich wollte dir nur eine Brosche wiedergeben, die du verloren hast, aber stattdessen lande ich in einer engen Gasse, die überhaupt nicht nach der Schule aussieht! Wo bin ich?" ,startete ich etwas aufgebracht die Gegenfrage. Der Aschblonde seufzte.
„Ich bin Quinn...Tut mir Leid dass du mit reingezogen wirst...Ich habe momentan auch nicht genug Energie, um dich wieder zurück zu bringen, aber spiel einfach mit. Du gibst dich als meine Frau aus und fragst auch nicht nach. Nachdem ich bei meinem Termin war kannst du mich mit Fragen bombardieren" Versöhnend sah mich Quinn an. Hä? Ich verstand die Welt nicht mehr...Was meinte er mit nicht genug Energie und ich solle mitspielen?! Und...
„Ich soll deine Frau spielen?!" ,schoss es wie eine Rakete aus mir heraus.
„Tu einfach so, ich verspreche dir wenn wir zurück kommen wird niemand von unseren Mitmenschen diesen Ausflug erfahren!" Bettelnd sah er mich an mit seinen verschiedenfarbigen Augen. Das rechte Smaragd-Auge und das linke Saphir-Auge sahen mir tief in die Augen. Ich gab mich geschlagen. Eine schlechte Eigenschaft von mir, denn ich gab immer so schnell nach...
„Super! Wir müssen aber etwas passendes suchen für dich, du brauchst etwas, was der Zeit entspricht. Er nahm meine Hand und nahm mir die Brosche, tippte darauf herum und auf einmal standen wir in einer kleinen Boutique. Überall zierte rotbraunes Holz die Umgebung. Liebliche Kleider hingen an Kleiderständer und ein paar Bilder zierten die Wände. Es roch nach zuckersüßen Süßigkeiten, wie bei Omi. Ich hörte auch ein paar Stimmen von draußen, doch sehen konnte ich die Menschen nicht, da die Vorhänge zugezogen waren. Eine alte Frau kam auf uns zu mit einem sympathischen Lächeln.
„Na Hallo Quinn! Brauchst du etwas passendes? Gerade sind Schnörkel sehr im Trend!" Die Frau ging zu ein paar Kleiderständen und suchte eine passende Kleidung heraus.
„Ja, bitte! Und auch für die junge Dame hier, hast du vielleicht etwas für sie?" Er deutete mit seiner Hand auf mich. Entzückt sah mich die Frau an.
„Was für ein zartes Mädchen sie ist! Ihr Körper gleicht ja einer Puppe!" Sie nahm meine Hände und betrachtete mich eingehend.
„Oh! Und was für schöne Hände, sie ist ja wie eine Elfe" ich errötete leicht. So viele Komplimente auf einmal war ich nicht gewohnt.
Sie ließ meine Hände los und ging zu einen der Kleiderständer. Wow...Die Auswahl war farbenfroh und die Kleider hatten einen wundervollen Schnitt.
„Die Kleider sind wunderschön!" Mein Gesicht war bestimmt voller Staunen, doch das musste es sein, denn die Kleider waren geschnitten wie...sie waren einfach unglaublich schön!
Quinn beugte sich zu mir rüber und setzte seine Lippen nahe an meinem Ohr.
„Klar, sind die Kleider wunderschön. Der viktorianische Kleidungsstil ist sehr edel" Es klang wie eine Selbstverständlichkeit, doch ich hatte selten solche Kleider gesehen. Und dann auch nur im Fernsehen.
„Darf ich eigentlich den Namen des Mädchens wissen?" Die Frau durchsuchte ein Kleiderständer und fragte diese Frage eher halbherzig. Was mir jedoch auffiel...Quinn kannte ebenfalls nicht meinen Namen.
„Das würde ich auch gerne wissen...", murmelte dieser.
„Ich heiße Faye..." ,setzte ich die beiden also zur Kenntnis.
Entzückt sah mich die Frau an.
„Faye! Was für ein schöner Name und er passt sogar zu deinem elfenhaften Wesen! Ich bin übrigens Lady Clara! Guck mal was ich für dich gefunden habe! Ein grünes Kleid mit dem passenden Hut, der deine Augen wunderbar unterstreicht" Sie zeigte mir ein Kleid mit wunderschönen Verzierungen.
„Wow...Aber...finden Sie nicht, dass so ein prachtvolles Kleid für mich nicht geeignet ist? Ich würde auf das Kleid ganze Zeit drauftreten, weil ich zwei linke Füße habe...und das auch nicht nur beim Tanzen!" ,gab ich wahrheitsgemäß wieder.
„Papperlapap! Das ist bloß ein Alltagskleid, es ist also nicht so schlimm, wenn es dreckig wird"
„All-Alltagskleid?! Das ist doch kein Alltagskleid!" Schockiert sah ich das Kleid an. Das dürfte ich nicht einmal tragen, es war auch nicht vorhergesehen, dass ich hier war!
„Zieh es einfach an" Ruhig redete Quinn auf mich ein.
Seine Stimme war wunderschön, sie hörte sich an wie ein Glockenspiel.
„Du machst sie traurig..." ,versuchte Quinn es wieder.
Oh Gott! Das stimmte sogar! Lady Clara schaute traurig rein, weshalb ich seufzte und zustimmte. Ich wollte die sympathische Frau nicht verletzen.
Clara und ich gingen in die Umkleide, während Quinn sich dich Kleiderständer ansah.

Ich schlüpfte in das Kleid rein, wobei ich ein wenig Hilfe brauchte beim Korsett, die Lady Clara mir netterweise gab. Zufrieden sah sie mich an und komischerweise fand ich es ganz angenehm zu tragen, trotz des Korsetts. Clara gab mir eine Jacke, die ich drüber ziehen sollte, da es draußen sehr frisch sein sollte. Sie faltete meine Kleidung, die ich vorher anhatte, ordentlich und legte sie in einem Fach.
„Warten Sie! Mein Handy ist da drin!" Erschrocken sah ich sie an als sie das Fach schließen wollte.
„Ihr was?" Verwirrt sah mich Lady Clara an.
„Mein Handy...Es ist so ein neumodisches Ding, rechteckig, flach und glatt..." ,erklärte ich ihr. Sie holte es aus derr Hosentasche heraus.
„Oh...Hier bitteschön!" Sie gab mir das Handy und lächelte mich an.
Irgendwie hatte ich auch überreagiert, ich hätte nicht so schreien dürfen...
Trotzdem zwang ich mir ein Lächeln auf. Es war wirklich nicht so nett von mir so zu agieren...
Sie setzte mir noch einen Hut auf, was für meinen Geschmack etwas zu groß war, aber wahrscheinlich der Zeit entsprach. Langsam wurde mir auch bewusst, dass ich irgendwie in der Zeit zurückgereist war. Ich konnte es zwar nicht fassen, aber man konnte es auch nicht ganz abschlagen.
Als wir rausgingen, war Quinn schon in voller Montur. Er sah aus wie ein Prinz.
Überrascht sah er mich an, was ich erwiderte. Er war in einem Mantel gehüllt, der ihm bis zur Kniekehle geht und schöne Schnörkel zierten. Dazu trug er schlichte, schwarze Stiefel und ebenfalls eine schwarze Hose. Da sein Mantel zugeknöpft war, konnte ich nicht erkennen, was er darunter hatte. Aber ich war mir ziemlich sich ein weißes Hemd, denn das schaute auch ein wenig heraus.
„Oh Gott! Was hast du denn da zusammengewürfelt, Quinn?!" Erschrocken sah Lady Clara Quinn an, was ich jedoch nicht verstand. Es war doch alles in Ordnung...
„Wieso? Sieht doch ganz okay aus" Er guckte an sich herab.
„Was?! Diese Stiefel und die Hose?! Nein, nein! So geht das nicht!" Sie durchsuchte die Kleiderständer für eine passende Hose. Mir gab sie noch schnell minzgrüne Pumps.
Ich wechselte schnell meine Schuhe, wobei ich sagen musste, dass ich in Pumps nicht wirklich gut laufen konnte. Paar mal hatte ich es versucht, aber war kläglich gescheitert. Meine Schwester Lena, ja da waren meine Eltern wirklich unkreativ als sie ihr diesen Namen gaben, trug nur solche Schuhe, sogar mit einem höheren Absatz.
Leider hatte sie von den Genen unserer Eltern nur das Beste bekommen, während für mich nur die Reste blieben.
„Oh! Wir müssen los!" Quinn guckte auf seine imaginäre Uhr, nahm meine Hand und verließ den Laden.
„Was?! Quinn! Wir müssen ihr danken und, und du kannst nicht einfach so weggehen! Das ist unhöflich, vorallem in dieser Zeit! Überhaupt...Welches Jahr ist das?" Vorwurfsvoll sah ich Quinn an.
„Das ist sie von mir gewohnt und wir haben das Jahr 1863" ,erzählte er halbherzig.
Ich drehte mich zu Lady Clara um und winkte ihr zu als Abschied.
Dann wandte ich mich wieder Quinn zu mit einem wütenden Blick.
„Sie wollte dir helfen! Vielleicht halten dich jetzt die Leute für verrückt, weil du die falsche Kleidung trägst!"
„Der vorwurfsvolle Gesichtsausdruck steht dir nicht, Kleinchen" ,sagte er desinteressiert.
„Huh?! Aber...ich bin nicht klein! Du bist bloß groß!" ,erwiderte ich.
„Hör zu...Nach diesem Ausflug, vergessen wir es einfach. Okay? Dann kannst du deine Tage wieder als Beobachterin in fristen und wir gehen uns einfach aus dem Weg" Mit diesen Worten erschütterte er mich...Wollte er mir sagen, dass ich nicht wichtig war? Das stimmte zwar, aber...es so hart ins Gesicht gesagt zu bekommen war schon ein wenig...schmerzhaft. Wobei er es nicht einmal direkt gesagt hatte...
Stumm nickte ich und senkte mein Kopf. Ein leises „Okay" formte ich noch mit meinen Lippen, das wars. Mehr ließ mein Selbstbewusstsein nicht zu.

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Huch? Wo ist denn die Faye reingeraten? Was glaubt ihr eigentlich was für ein Termin der Quinn hat? Und warum er meint er bräuchte eine Frau ;D?

Tempus Lacrimarum ~ Zeit Der TränenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt