Nachttisch

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„Tut mir Leid wegen der Unordnung", murmelte der Blauäugige und kickte allen möglichen Kram aus dem weg. „Meine Güte, was ein Chaos."
„Ist kein Problem, meine Bude sieht meistens nicht anders aus."
Er öffnete eine Tür. „Geh schon mal rein, ich bin noch kurz im Bad."

Er war verschwunden bevor ich antworten konnte, also hinkte ich das kleine Zimmer. Es sah anders aus, als der Rest des Hauses, den ich schon gesehen hatte, aufgeräumt und gemütlich alle Mal. Die Wände waren in einem warmen Beige gestrichen, das weiße Regal war voll mit Büchern. Sein Schreibtisch stand unter dem gekippten Fenster, die Fensterbank war dekoriert mit kleinen Blumentöpfen und schlichte Gardinen machten das Fester von außen blickdicht.
Mein Blick fiel auf sein großes Bett.
Es war ordentlich gemacht, viele Kissen lagen darauf und ein Kuscheltier ebenfalls. Daneben stand ein kleiner Nachttisch.

„Oh man, es ist ja schon fast morgens, ich-", begann Coben während er ins Zimmer stürmte, doch stoppte als er meinem Blick folgte.
Auf dem Nachttisch war Blut.

Mein Blick traf seinen, Entsetzten stand in sein Gesicht geschrieben.

„S-shit...", keuchte er, stürmte hinüber und legte mit hektischen Bewegungen Dinge über den auffälligen Fleck.

„Coben?"

„I-ich hab nic-"

„Was?...", unterbrach ich ihn leise. Nicht enttäuscht, nicht verärgert, eher besorgt.
Er presste seine Lippen aufeinander, und schaute mich nicht an. Stattdessen blinzelte er mehrmals, bis er dann seine Augen für einige Sekunden schloss.

Seine Lippen bewegten sich, als wolle er was sagen, doch kein Laut verließ seinen Mund.
Das Erste was mir einfiel zu tun, war ihn zu umarmen.
Ich lehnte also meine Krücken an seinen Schreibtisch und zog ihn in meine Arme.
Auf meinem Rücken breitete sich eine angenehme Gänsehaut aus, als ich seinen Atem auf meiner Haut spürte.

Erst tat er gar nichts, ließ seine Arme an den Seiten herunterhängen, doch ich presste ihn weiter an mich, als hinge unser Leben davon ab.

„Entschuldige", flüsterte er in meinen Pulli, während nun auch er seine Arme um mich legte.
„Coben."
„I-ich erklär's dir noch, es ist nur kompliziert, weißt du, ich, ähm..."
„Du musst mir nichts erklären, was du nicht erklären willst, okay?", sagte ich bedacht vorsichtig.
Sanft schob ich ihn von mir und hielt ihn an den Schultern fest. Eindringlich schaute ich in seine Augen, die etwas gerötet waren von seinen Tränen.

Oh Herr im Himmel, heilige Mutter Maria, diese eisblauen Augen. Ich verlor mich für einige Sekunden in ihnen, bevor sein nicken mich aufweckte aus meiner Trance.

„Nicht weinen", wisperte ich etwas unbeholfen, und fuhr mit meinem Daumen unter seinen Augen entlang. Erst jetzt viel mir auf, dass er dunkle Augenringe hatte und wie blass seine Haut war.

Plötzlich, mit meiner Hand an seiner Wange, schien die Zeit noch wie still zu stehen.
„Nate..."
Ich schüttelte den Kopf, dann lehnte ich noch zu ihm herunter, doch stoppte kurz vor seinen Lippen.
Sein Blick sprang zischen meinen Lippen und meinen Augen hin und her, er war mehr als nur bereit mich zu küssen.

„Deine Augen-"
„Küss mich endlich!", unterbrach er mich und übernahm den Job dann selbst. Seine weichen Lippen schlossen sich um meine, sie bewegten sich in einem angenehmen Rhythmus und seine Zunge trug einen Machtkampf mit meiner aus.
Keiner von uns ließ nach, ringend nach Dominanz, doch die Luft ging uns aus, was uns auseinander zwang. Schwer atment fuhr seine Hand meinen Nacken auf und ab.

„Was ein Abend", lachte ich verlegen, und er kicherte ebenfalls.
„Was du nicht sagst."

Let's fall in love, dude.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt