Vollidiot

714 76 5
                                    

Ich kam unten bei den Anderen an während sie mitten im Spiel waren.
"...noch nie eine Person ans Bett gefesselt beim Sex", rief die unverkennbare Stimme von Naomi und man hörte die Jungs lautstark kommentieren. Fast alle tranken, als ich mich erneut an den Anderen vorbei gekämpft hatte und mit einem Bier neben Millstone Platz genommen hatte.

"Ben! Was geht, wir spielen Ich Hab Noch Nie, schlag was vor!", forderte dieser lallend auf und der Rest sah mich abwartend an.
"Ich hab noch nie ... Drogen genommen?"

Mehr eine Frage, als ein Vorschlag. So oder so, wurde es mehrstimmig abgelehnt: "Hatten wir schon!", "Wer nimmt schon keine Drogen?!", "Selbst Alkohol ist eine Droge!"
Darauf stießen manche an.

"Ich habe noch nie etwas schlechtes getan", sagte ich nun mit fester Stimme und trank einen Schluck. Es war kurz still, fast so als wären die unter Drogen stehenden Gehirne der Jugendlichen eingefroren, bevor sie wieder lachten, tranken und sich darüber austauschten, was für böse Dinge sie schon getan haben.

Meine Augen wanderten durch den Raum und blieben auf Nathan kleben, der von Cece gestützt an den Tisch trat.

"Yo, Wyter! Wenn du mal was ganz Böses getan hast, dann sauf!", rief ein Typ den ich nicht kannte.
"War das dein Vorschlag, du perverser Vollidiot?", fragte der Dunkelhaarige grinsend zurück, woraufhin ich mich räusperte.
"Es war meiner", meinte ich und schaute ihm von unten in die Augen, da er noch immer stand.

Den Blickkontakt nicht unterbrechend nahm er einen ziemlich großen Schluck aus meiner Bierflasche, bevor er seine Kippen rausholte, sich von Cece löste und zum Rauchen nach draußen ging.

"Ich spring für dich ein", zwinkerte mir Cece zu, woraufhin hin ich Nathan nach draußen folgte.

Ihm schien klar zu sein, dass ich es war, denn ohne sich umzudrehen begann er zu reden: "Vor vier Jahren ist mir etwas passiert, was mich verändert hat."
"Wie alt bist du jetzt?"
"18."
"Also mit 14."
"Ja, zehn Tage nach meinem 14. Geburtstag."
Ich beobachte ihn, wie er die Kippe zwischen den Lippen einklemmte und sein Bier auf der Straße vor sich abstellte, um dann seinen Ärmel hoch zu ziehen.

"Das Tattoo habe ich mit 16 stechen lassen."
Er hielt mir seinen Arm hin und ich ergriff sanft seine Hand, meine Finger mit seinen verschränkend und drehte seinen Arm, um das ganze Tattoo zu betrachten. Mir vielen Schatten auf, die nicht zum Tattoo gehörten, doch als ich sie anfassen wollte, zog er seinen Arm ruckartig weg.
"Es verdeckt ein paar von den Narben, die ich von der Sache mitnehmen musste."
"Es ist fast komplett schwarz", merkte ich an, da ich nicht wusste was ich sonst sagen sollte.
Er lachte etwas. "Stimmt, ich hatte mir sobald die Wunden verheilt waren etwas tätowieren lassen, doch zwei Jahre später hat es mir nicht mehr gefallen, also habe ich es covern lassen."

Nickend blickte ich ihn von der Seite an, bis auch er den Kopf drehte. Seine Augen sprangen zwischen meinen hin und her und er hob seine Hand an meine Wange, um mit dem Daumen über meine Augenbrauen zu streichen.
Ich schloss meine Augen, da hörte ich ihn sagen: "Es kommt mir so vor, als würde ich dich schon ewig kennen." Eine Sekunde später lagen seine Lippen auf meinen und wir, naja. Auf der Straße.

Es war mitten in der Nacht und nachdem wir wer weiß wie lange rumgemacht hatten, lagen wir nun nebeneinander auf der Straße, die Finger ineinander verschränkt und schauten in den Himmel.

"Manchmal wünsche ich mir mein Leben wäre normal", murmelte ich und spürte Nathan's Atem auf meinem Gesicht, als er seinen Kopf in meine Richtung drehte.
"Ich wünschte ich wäre normal", fügte ich hinzu.

Let's fall in love, dude.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt