Abwesenheit

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Coben hat sich seit der Party nicht mehr gemeldet.

"Das hat sicher nichts mit dir zu tun", murmelte Cece mit vollem Mund nicht von ihrem Handy auf schauend.
Ich starrte sie an, in der Hoffnung sie würde etwas glaubwürdigeres hinzufügen. Doch sie kaute einfach weiter und beachtete mich nicht, stattdessen starrte sie weiter auf ihr Handy. Für eine Weile beobachtete ich sie dabei, gelangweilt und genervt, dass sich keiner für mich zu interessieren schien.

"Folgst du Coben auf Instagram?", murmelte Cece dann auf einmal und blickte auf. Ich zog die Augenbrauen zusammen und musste sie nicht fragen warum, da zeigte sie mir schon ihr Handy. Auf dem Display war ein Bild von einem Waldstück zu sehen. Er schien auf einer Bank zu sitzen, denn seine Beine waren auf dem Bild, doch was direkt ins Auge stach war das große Messer, das im Holz zwischen seinen Beinen steckte.

"Warum hat der bitte so ein riesiges Messer?", nahm mir Cece die Worte aus dem Mund.
Eine Antwort hatte ich nicht.

"Ce, irgendwie kommt mir der Ort bekannt vor."

"Was meinst du? Man sieht doch nur Bäume."

Sie hob eine Augenbraue und grinste mich etwas schief an.
Schulterzuckend gab ich ihr das Handy zurück.

"Schreib ihm doch einfach endlich, vielleicht wartet er ja genauso drauf, dass du dich meldest."
"Und? Was soll ich ihm schreiben, Sensei?"
"Keine Ahnung, wie wär's mit "Hi, bin allein zu Hause. Neflix & Chill?", scherzte sie und kicherte.
Ich rollte mit den Augen und zwickte sie in die Seite, doch schrieb ihm tatsächlich, dass ich sturmfrei habe und ob er Bock hatte 'ne Runde zu zocken.

Cece begann gerade zur Rache einen Kitzelkrieg, als es an der Tür klingelte.
Verwirrt tauschten wir einen Blick aus bevor wir gleichzeitig aufsprangen, um die Tür zu öffnen.

"Oh, hi", hörte ich die familiäre Stimme von-
"Cadence?"
"Ähm, hey Nathan", grüßte sie schüchtern und blickte zwischen mir und meiner besten Freundin hin und her, "hey Cecilia."
"Hi und bye", gab Cece knapp von sich und schnappte sich ihre Jacke und Tasche. "Schreib mir." Und schon war sie weg.

Perplex starrte ich ihr für eine Sekunde hinterher, bis ich wieder in die Realität zurück  kam und Cadence ins Haus ließ. 

"Möchtest du irgendwas trinken? Wasser, Saft... Alk?"
"Wasser wäre nett", kicherte sie und klopfte neben sich auf's Sofa, als ich mit zwei Gläsern Wasser aus der Küche kam. 
Die Getränke auf dem Tisch abstellend, setzte ich mich ihr gegenüber.

Schweigend sahen wir uns an, bevor sie zu sprechen anfing: "Ist bei dir denn alles okay?"
Mit zusammen gezogenen Augenbrauen sah ich sie an, da fügte sie schnell hinzu: "Naja, du bist auf einmal weg gewesen... und dir ist dieser Typ gefolgt-"
"Coben?"
"Ja, groß, blaue Augen, ziemlich... gutaussehend", murmelte sie und kicherte etwas, was mich ebenfalls zum Grinsen brachte.

"Mir geht's gut", antwortete ich dann. "Ich kann mich nicht beschweren, die Schule läuft irgendwie, meinen Freunden geht's gut und seit kurzem habe ich anscheinend auch sowas wie ein Liebesleben."
Cadence sagte nichts, also griff ich nach der Wasserflasche und schenkte uns einen Schluck ein, um der Stille zu entgehen.
Bevor ich fertig war, stoppte sie mich indem sie mein Handgelenk sachte ergriff und zu sich zog; mit der anderen Hand fuhr sie über meinen tätowierten Arm. Instinktiv verkrampfte ich mich, doch befahl mir, mich zu entspannen.

"Es ist so dunkel", murmelte sie während sie meinen Arm drehte.
Ich wusste nicht was ich sagen sollte.
"Früher hattest du mal gesagt, dass schwarz eine blöde Farbe ist, weil sie eigentlich keine Farbe ist, sondern die Abwesenheit von Licht."
Sie blickte auf, ihre Augen sprangen zwischen meinen hin und her und ich bemerkte, dass ihre Augen glasig wurden.

"Manchmal ist die Abwesenheit von Licht vielleicht doch nicht so blöd", meinte ich unbeholfen und wandte meinen Blick ab und beobachtete wie ihre Finger sich mit meinen verschränkten.

Plötzlich ging alles ganz schnell. Ihre Hand wanderte in meinen Nacken und sie zog mich zu sich, da waren ihre Lippen schon auf meinen. Doch als wäre das nicht genug, hörte ich es hinter mir klopfen und das knarrzen der Tür, als sie vorsichtig auf gedrückt wurde. Als ich dann auch noch die Stimme der Person hörte, fuhr es mir heiß und kalt über den Rücken.

"Nate, was zur-?"

Let's fall in love, dude.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt