Planung

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"Natenatenatenatenate", begrüßte mich Cece in der zweiten Pause und umarmte mich stürmisch.
Dieses Mädchen hatte ein Lieblingswort und ich war mir sicher es war mein Name.

Mit erhobenen Augenbrauen schaute ich sie erwartend an.
"Millstone schmeißt am Wochenende eine Party", quietschte sie und sprang auf der Stelle herum, das Y extra langziehend.
"Ohh nein, nein, nein", wehrte ich direkt ab und packte ihre Schultern, um sie still zu halten, "du kannst so vergessen, dass ich mit dir auf eine Party von dem gehe, erstens endet das immer in einer Katastrophe und zweitens schmeißt der doch eh jedes zweite Wochenende 'ne Party." Demonstrativ hob ich noch mein eingegipstes Bein.

"Ohh doch, doch doch", stöhnte sie und drückte mein Bein am Oberschenkel wieder nach unten, "wie wär's, wenn du ausnahmsweise einfach mal nicht übertreibst?"
Ich verdrehte meine Augen.

"Warum willst du überhaupt so dringend hin?"
"Ash ist dort", quietschte sie erneut und fasste mein Interesse als ein  'Ja' auf, denn sie begann direkt zu planen: "Okay, also am Freitag kommst du dann direkt nach der Schule zu mir- warte nein, erst gehst du Heim und gehst duschen, in der Zeit dusche ich ebenfalls, dann kommst du zu mir und hilfst mir bei den Klamotten, ach ja, und bei meinen Haaren natürlich und-"
"In den drei Jahren in denen wir uns jetzt kennen, solltest du langsam wissen, dass ich nicht der klischeehafte Schwule bin, der wie in den Filmen immer die Kleider raussucht und das Make-up macht."

Cece stöhnte ein weiteres mal auf und meinte dann schlicht: "Du kommst trotzdem vorbei, meine Mom braucht Hilfe mit ihrem Auto."
"Ist gut Prinzessin, stell dich auf drei Uhr ein", gab ich nun nach und erntete einen Luftkuss von ihr, bevor wir wieder in unsere Klassen verschwanden.

Der Unterricht war so das Langweiligste, was es gab, abgesehen davon schweiften meine Gedanken sowieso immer wieder ab.

Nach der Schule wartete ich draußen auf Cece, die mich wie immer mit nahm, da ich zur Zeit selbst nicht so gut fahren konnte.
Doch statt meiner besten Freundin, kam mir nun Coben entgegen.

"Hey", er hob einen Mundwinkel um ein lächeln anzudeuten und ich tat es ihm nach.
"Selber hey."
"Wenn du willst kann ich dich auch mitnehmen", bot der Gutaussehendene an, doch ich schüttelte den Kopf. "Danke, das passt schon Cece ist gleich hier."
"Gut, dann warte ich noch mit dir", meinte er lächelnd und lehnte sich lässig an den Wagen.

Wir warteten ein paar Minuten schweigend, beobachteten wie die Leute aus dem Gebäude kamen, bis selbst die Lehrer nach und nach verschwanden.
Ebenso beobachtete ich ihn, konnte nicht ganz einschätzen ob er noch immer so etepetete drauf war wie in der Cafeteria, oder locker wie ich ihn nunmal kennengelernt hatte.

„Pünktlichkeit wird unter Jugendlichen wohl nicht so geschätzt", glaubte ich von Coben gehört zu haben, denn er murmelte es ziemlich leise in die andere Richtung, als Cece nach 15 Minuten noch immer nicht aufgetaucht war.
„Lass uns fahren, ich schreibe ihr gleich", meinte ich und er lief mit einem Nicken davon.
Wieder schwiegen wir, als wir zu seinem Auto liefen und nur die Musik spielte, während wir losfuhren.

An einer roten Ampel drehte Coben diese dann leiser und unsere Blicke trafen sich als ich meinen hob.
"Nate, es tut mir Leid, dass ich mich nicht gemeldet hatte", fing er dann an, ganz der Alte, ohne diesen komischen Ton in seiner Stimme und schaute wieder auf die Straße. "Ich war ehrlich gesagt überfordert; ich mag dich wirklich, ich habe einfach..." Den Satz beendete er nicht, ließ mir und meinen schwirrenden Gedanken freien Raum zum interpretieren.

"Ich mag dich auch, Ben", setzte ich dann an und beobachtete wie er sich etwas entspannte, "aber Leute auszuschließen ist keine Lösung. Es gibt andere Wege um mit seinem Stress umzugehen." Unterbewusst strich ich über meine Arme und merkte wie er es aus dem Augenwinkel mitbekam, es jedoch unkommentiert ließ.

"Wann hast du das letzte mal mit jemanden geredet ?", fragte ich und Cobens Reaktion sagte eigentlich alles; er presste die Lippen aufeinander und blickte starr auf die Straße.

Ich legte meine Hand auf sein Bein, was ihn überrascht aufblicken ließ. Wir schauten uns eine Weile in die Augen, bis ich sagte: "Du kannst immer zu mir kommen, falls du reden, oder einfach nicht alleine sein willst."
"Danke", meinte er und legte seine Hand auf meine.
So saßen wir kurz da und lächelten uns an.

"Ich sollte mal reingehen", fiel mir auf und löste meinen Gurt, "danke für's Fahren", sagte ich noch bevor ich ausstieg und die Tür zuwarf.

Er wartete bis ich drinnen war bevor er losfuhr, was mich zum lächeln brachte.

"Mom? Dad? Ich bin zu Hause."
"In der Küche, mein Schatz", antwortete meine Mutter direkt und als ich meine Schuhe ausgezogen, und meine Sachen in die Ecke geworfen hatte, gesellte ich mich zu ihr un die Küche und erzählte ihr von meinem Tag, während sie das Essen machte.

Let's fall in love, dude.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt