Mittagessen

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In der Schule hatte ich die sechste Stunde geschafft und machte mich auf den Weg in die Cafeteria, als mir von hinten jemand auf die Schulter tippte.

Verwirrt drehte ich mich um und schaute in die blauen Augen eines neunt Klässlers, welcher mich schüchtern anlächelte.

„Hey", begann er unsicher, „dieses große Projekt der Schule, das jetzt ansteht.."
Er kratzte sich im Nacken und fragte. „Naja, ich weiß, dass du Cece's bester Freund bist und ich wollte fragen, ob sie schon einen Partner hat, oder wie meine Chancen stehen."

Er hustete nervös und schaute mich verwirrt an, als ich begann zu lachen.
„Abgesehen von mir hätte sie keinen Partner und ich habe sie noch nicht gefragt, also wenn du schnell genug bist besteht vielleicht die Möglichkeit, dass sie 'Ja' sagt", grinste ich und er lächelte.
„Danke, man."
„Kein Problem, Kumpel." Ich klopfte ihm auf die Schulter und er verschwand aus der Richtung, aus der er gekommen war.

„Sieht so aus, als hättest du dann keinen Partner", raunte eine tiefe Stimme hinter mir und ich fuhr herum.
Vor mir stand niemand anderes als Coben, ein Tablett mit zwei Nudeltellern und zwei Getränken drauf in der Hand und zeigte mit seinem Kinn zu den Tischen.
Schweigen ging ich neben ihm her bis wir einen Platz gefunden hatten und setzte mich ihm dann gegenüber.

„Ich wusste nicht, dass du hier auf die Schule gehst", merkte ich an und nahm mir eine der Wasserflaschen.
„Es ist groß hier", meinte er, womit er Recht hatte.

Wir schwiegen uns eine Weile an, beschäftigt mit essen und in der Gegend herum gucken.
Ich beobachte ihn aus dem Augenwinkel, er schien in Gedanken zu sein und als sein Blick meinen erwischte wurde mir heiß und kalt.

Wir schauten uns eine Zeit lang an, bis er anfing zu sprechen: "Wie ist der Termin beim Arzt gelaufen?"
"Gut. Gut; in vier Wochen wird der Gips abgenommen, ich trage dann noch eine Schiene, aber auch nicht lange."
"Klingt gut"
"Jap; klingt gut."
"Mhm."
Er sah mir in die Augen und ich blickte nicht weg, dieses strahlende blau hypnotisierte mich, so sehr, dass ich gar nicht merkte, dass er sich immer weiter zu mir vor lehnte.

Nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt atmete er einmal tief durch die Nase ein und blinzelte langsam, fast so als würde er mir zuzwinkern.
Alles in mir schrie danach diese Lücke zu füllen, ich wollte seine Lippen auf meinen spüren wie nichts anderes zuvor, ich wollte, dass er es wollte.
Er öffnete seine Augen und erneut starrten wir uns einfach an.

Plötzlich passierte etwas in ihm, seine Augen verloren das Strahlen und er lehnte sich in einem Stuhl ganz zurück, einen großen Raum zwischen uns schaffend.
Das Kribbeln war weg, anstelle dessen breitete sich ein Schamgefühl in meiner Magengegend aus.
Er spielte mit mir und ich ließ es zu.

Sein Rücken gestrafft saß er nun gerade am Tisch und aß 1A so, wie es im Knigge beschrieben stand.
Nach ein paar Minuten blickte er auf und beobachtete mich kurz beim essen, bevor er monoton fragte: „Würdest du bitte den Ellenbogen von Tisch nehmen?"
Ich hob meine Augenbraue mit einem 'Dein-Ernst-Blick' an, tat dann aber wonach er mich bat. Nach einer weiteren Weile des beobachtet und kritisiert werdens, wurde es mir doch zu blöd und ich stand ruckartig mit dem Tablet in den Händen auf.

"Ich muss zu Chemie", sagte ich kühl, „Danke für das Mittagessen."
Er nickte. "Gerne Nathan."

Um aus der Cafeteria zu kommen musste ich hinter ihm vorbei gehen und als ich das tat, spürte ich wie er seine Fingerspitzen über meinem Arm gleiten ließ.

Meinen Schritt beschleunigend hoffte ich, dass er die unwohle Gänsehaut, welche sich über diesen ausbreitete, nicht bemerken würde.

Let's fall in love, dude.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt