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Sie.

Der Abendhimmel färbte sich langsam dunkelviolett, während ich im Auto neben meiner besten Freundin und Nachbarin Sena saß. Wir waren auf dem Heimweg, und ich konnte nicht anders, als die Gedanken noch einmal durch den Tag schweifen zu lassen. Der ganze Vorfall mit Baran... seine kalten Worte, die Blicke, die Spannung, die in der Luft lag – all das nagte noch immer an mir.

„Du bist ja heute richtig still," sagte Sena plötzlich, ohne den Blick von der Straße abzuwenden. Sie kannte mich zu gut, um nicht zu bemerken, dass ich mit meinen Gedanken woanders war.

„Ach, es ist nichts... oder doch, vielleicht ist es genau das: Alles," sagte ich und seufzte tief. „Dieser Baran, der hat mich heute echt kalt erwischt. Ich meine, er hat mich in der Cafeteria gerettet, klar, aber dann draußen vor der Uni... es war, als hätte sich sein ganzer Blick auf mich verändert. So, als wäre ich plötzlich diejenige, die alles falsch gemacht hat."

Sena warf mir einen kurzen Seitenblick zu und hob eine Augenbraue. „Tja, und was genau hast du gesagt, das ihn so getriggert hat?" fragte sie und schaltete das Autoradio leiser, damit wir uns besser unterhalten konnten.

„Das Problem ist, ich hab ihn richtig hart angegangen..." gab ich zu und spürte, wie mein Magen sich bei der Erinnerung zusammenzog. „Ich hab ihn und seine Leute einfach... so hart verurteilt. Ich war wütend, aber meine Worte waren echt unter der Gürtellinie. Ich hab ihn beschuldigt, als wäre er persönlich für alles verantwortlich."

Sena seufzte und parkte das Auto vor meinem Haus. „Naja, ich kenn dich, Asia. Du bist manchmal impulsiv, wenn du wütend bist. Aber ich meine, Baran hat dir geholfen. Vielleicht solltest du ihm einfach nochmal in Ruhe begegnen und versuchen, die Sache zu klären. Du weißt, Menschen handeln nicht immer so, wie sie scheinen."

Ich nickte stumm, aber in meinem Kopf drehte sich alles. Baran war anders. Nicht wie die anderen Typen, die ich normalerweise in diese Schublade gesteckt hätte. Ich stieg aus dem Auto und verabschiedete mich kurz von Sena, bevor ich die Haustür aufschloss und in mein gemütliches Zuhause trat. Die Stille war wohltuend, und ich versuchte, meine Gedanken abzuschalten.

Schnell schlüpfte ich aus meinen Klamotten und hüpfte unter die heiße Dusche, das warme Wasser half mir dabei, den Stress des Tages abzuspülen. Es war Zeit, mich auf die bevorstehenden Prüfungen zu konzentrieren. Ich hatte schließlich genug Drama für einen Tag erlebt.

Als ich frisch geduscht in meinen Pyjama schlüpfte, schnappte ich mir meine Bücher und setzte mich mit einer Tasse Tee auf das Sofa. Der Plan war klar: Ein paar Stunden lernen, vielleicht noch ein wenig entspannen und dann früh ins Bett gehen. Doch kaum hatte ich angefangen, durch meine Notizen zu blättern, vibrierte mein Handy.

Es war die Mädels-Whatsapp-Gruppe, die wir „MASSM" nannten – die Kombination der Anfangsbuchstaben unserer Namen: Mara, Asia, Seray, Sena und Merican. Normalerweise nutzten wir die Gruppe, um uns über den neuesten Klatsch auszutauschen, aber heute war es Merican, die eine Nachricht geschickt hatte.

Merican:
„Mädels, ich hab ne Überraschung für euch! Ich bin heute zu einer Geburtstagsparty in der Shishabar eingeladen – und ich hab den Besitzer gefragt, ob ich etwas dekorieren kann. Ich hab sogar einen Kuchen gebacken! Kommt ihr mit?"

Ich blinzelte überrascht auf mein Handy. Merican hatte nichts davon gesagt, dass jemand Geburtstag hatte. Ich tippte schnell eine Antwort:

Asia:
„Wer hat denn Geburtstag? Und wie spät?"

Die anderen Mädels meldeten sich auch schnell.

Mara:
„Bin dabei, aber nur, wenn der Kuchen gut ist 😜"

Über Grenzen hinaus [eine türkisch-kurdische Liebesgeschichte]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt