7. Kapitel: Der Auserwählte

61 6 2
                                    

Ich rannte in das Heiligtum und rief laut Alarm. Die meisten Bewohner versteckten sich in ihren Häusern, die Kinder sind mir nachgerannt. Leonard rief sie zu sich und hielt sie fest in seinen Armen, ebenfalls ein jüngeres Mädchen, das seine Tochter zu sein schien. In dem ganzen Gebäude waren nur noch Schreie zu vernehmen. Die Angst durchquerte den Raum wie ein Geist, der Spaß daran hatte Menschen zu quälen. Ich hörte noch immer die Heullaute der Kreaturen, die ungeduldig versuchten die Türen und Fenster zu öffnen und nach mehr Opfern verlangten. Sie begannen mit ihren Reittieren die Türen zu rammen, sodass ein paar Gesteinsbrocken von der Decke fielen. Der Wandschmuck fiel von den Wänden auf den Boden, einschließlich der dekorativen Waffen. Dazu gehörten zwei Langschwerter, die als erstes mit einem metallischen Geklirre auf dem kalten Boden landeten. Der zweite Stoß gegen die Tür war so heftig, dass in der Wand zu meiner Rechten ein Hohlraum entstand, nachdem der alte Holzbogen mitsamt Wandteil hinunterfiel. Bei jedem Stoß gegen das Gebäude wurden die Schreie der Kinder lauter. Ihre Ängste übernahmen ihren Verstand und ich war mir nicht sicher, ob ich das auch von mir behaupten konnte, doch eine gewisse Zeit lang konnte ich meinen Blick nicht von dem Bogen abwenden. Es waren wohl Notwaffen, etwas was wir jetzt sehr gut gebrauchen konnten, würde jemand Erfahrung im Kämpfen besitzen. Das Schicksal verlangte auf den Auserwählten zu warten, den Einzigen, der helfen konnte. Aber er war nicht hier und die Chance, dass er durch Zufall von unserer misslichen Situation zu hören bekam war zu gering. Niemand in diesem Raum konnte mithalten. Niemand. Die Kreaturen rammten weiter gegen die Wand, diesmal so dass das Glas des Fensters nicht mehr standhielt. Ehe der Schrecken mit der Angst verbunden noch größer wurde, ertönte ein lautes „Nein!" von einem der Kinder. Das Fenster war nicht vollständig zerstört, bot nicht allzu großen Platz für das Eindringen der Feinde, doch genau um einen brennenden Pfeil abzuschießen, der eine der Sitzflächen neben mir traf. Reflexartig klopfte ich das Feuer aus, betrachtete den Pfeil. Niemand konnte helfen.

„Niemand...", murmelte ich zu mir selbst, ehe ich nach dem Bogen griff, den ich von den Wandteilen abriss.

„Niemand...außer ich."

Ich stand auf, zog den Pfeil aus dem Holz und spannte die Sehne. Das Wesen stand direkt vor mir und unverfehlbar, obwohl ich nie gelernt hatte mit einem Bogen umzugehen, erinnerte mich lediglich an ein paar Übungsschüsse aus Neugier.

Ehe ich die Sehne wieder losließ bohrte sich der Pfeil bereits durch seinen Kopf. Ich drehte mich um und erblickte verwunderte und zugleich erschrockene Gesichter. Ich wandte mich wieder zur Tür, obwohl Leonard den Kopf schüttelte, warnend vor der Gefahr. Für eine kurze Zeit war es ganz still. Der Treffer mit dem Pfeil schien sie von dem Gebäude vertrieben zu haben. Ich öffnete die Tür, spazierte schnurstracks hindurch, nahm mir dabei den Köcher des toten Wesens und sah mich um. Ich hockte mich hinter die Treppe des gegenüberliegenden Ladens, nachdem ich einen Schützen auf dem Dach des Gebäudes bemerkte. Ich musste ihn abschießen, ehe er durch die Decke krachen würde und die anderen tötete. Ich spannte den Bogen unauffällig und ruhig, denn das Zielen war jetzt etwas schwieriger. Sicher, dass der Pfeil sein Ziel treffen würde, ließ ich los und versteckte mich wieder hinter der Treppe. Daneben! Keine Panik...Ruhe bewahren und erneut versuchen. Der nächste Pfeil ging erneut daneben, doch diesmal nah genug, sodass der Schütze geschrammt wurde, das Gleichgewicht verlor und vom Gebäude stürzte. Einen Moment lang fühlte ich mich stolz und verwirrt zugleich. Ich verschwand von der Treppe und wunderte mich wo der Rest abgeblieben war. Offenbar waren sie verschwunden. Ich wusste nicht, ob ich Entwarnung geben oder abwarten sollte, doch das Dorf war leer. Zu leer. Ich ging ins Hotel hinein und musste feststellen, dass hier keine Menschenseele zu finden war. Oben waren lediglich ein paar Blutspuren in den Bettlaken, ein paar alte Verbände und noch nicht mal ein Arzt. Ich rief durch das Hotel, doch niemand antwortete. Wurden die Verletzten woandershin transportiert? Gegenüber war das Haus in dem ich schlief, ebenfalls leer, genauso die restlichen Häuser. Als ich in das hohe Gebäude am Straßenrand eintrat, stand vor mir plötzlich ein ängstlicher, älterer Herr, der eine Heugabel auf mich richtete. Ein wenig erschrocken hob ich schnell meine Hände nach oben und versicherte ihm, dass ich nichts Böses vorhatte. Langsam ließ er das Besteck senken und entschuldigte sich.

The Legend Of Zelda: Accursed MemoriesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt