10. Kapitel: Kälte

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Mein Herz setzte einen Moment lang aus. Kein Ton entwich aus meiner Kehle. Lediglich ein großer Schock durchquerte meinen Körper, fuhr durch meine Atemwege und versteifte meine Muskeln. Plötzlich schnappte sich das Monstrum mit seinen scharfen, langen Krallen meine Brust und drückte mich auf den Boden. Lange musterte er mich mit seinen kalten, blauen Augen, seine Reißzähne schauten heraus. Sein Speichel lief ihm aus seinem riesigen Maul heraus. Ich konnte seinen heißen Atem auf meinem Gesicht spüren. Er gab ein leises Knurren von sich, das immer lauter wurde, bis er seinen Kopf zurückwich und inne hielt. Seine Pfote drückte noch immer gegen meine Brust, mir wurde nicht klar wie mir geschah. Plötzlich entließ er ein ohrenbetäubendes Gebrüll dicht über meinem Gesicht. Seine Krallen rissen sich aus meiner Kleidung heraus und er lief davon. Was war das?! Und wo war Link?! Ich hatte ihn eindeutig aus den Augen verloren...doch wenn ich mich recht entsinnen konnte, hatte ich Epona irgendwo vor der schwarzen Wand sehen können. Allerdings ohne Reiter...

Mir blieb keine andere Wahl als weiter zu gehen. Der Weg war schmal, die Steilwände waren zu hoch um etwas von der Aussicht erkennen zu können. Einige Minuten später verließ ich die Gasse und entdeckte ein bekanntes Bild. Es war das Schloss von weitem, jedoch in dunklem Nebel eingetaucht. Beinahe wie an jenem Tag, an dem ich in Hyrule landete.

Bei jedem Schritt den ich tat, versuchte ich vergeblich Link erneut zu erblicken. Er blieb wie vom Erdboden verschluckt. Auf dem weiteren Weg kam eine große Brücke zum Vorschein. Im Moment schien sie auch der einzige weitere Weg zu sein, also betrat ich sie. Doch ich schien nicht die einzige Person auf der Brücke zu sein. Eine Gestalt stand mit den Rücken vor mir und schien mich nicht zu bemerken, weil ich zu weit weg war. Als ich etwas näher an die Seite trat, erkannte ich, dass die Person mit jemanden sprach. Dieser Jemand mit graubraunem Haar, grünen Augen, die in diesem Moment weit aufgerissen waren und einem Verband um die Schulter...

Mein Atem stockte und erkannte, dass sie sich in diesem Augenblick in Gefahr befand, bedroht wurde und fürchterliche Angst hatte. Ich blickte nach hinten zur Steinmauer der Brücke. Es gab vielleicht eine Möglichkeit zu helfen, wenn ich dort hinaufkletterte. Ich packte an den Wölbungen der Mauer und versuchte diese möglichst unauffällig hinaufzuklettern. Als ich an einem Fenster ankam, hielt ich inne und schwang mich auf den Sims. Mit meinem Bogen in der Hand musterte ich die Situation erneut. Eine Person in schwarzer Robe und Maske stand vor Ilya, die auf dem Boden lag, völlig schockiert und verängstigt. Er war also der Feind. Derjenige, der das Land einzunehmen versuchte. Ich legte den Pfeil an die Sehne, spannte sie, während sich ein dunkler Nebel um mich formte. Ilya sah mich plötzlich an, riss den Mund auf, rief laut meinen Namen. Bevor ich den Pfeil loslassen konnte, während ich nicht verstehen konnte, weshalb sie mich verriet, wurde der Nebel immer dichter. Ich drehte meinen Kopf nach hinten und spürte lediglich einen starken Arm, dessen Ellenbogen mich an der Seite schlug und mich in den Abgrund schubste. Ich flog zu weit weg um mich noch an der Brücke festhalten zu können, alles passierte so rasend schnell. Nirgendwo halt oder Hilfe. Meine Rippen schmerzten. Meine Hoffnung aufgelöst. Plötzlich breitete sich auf meinem Rücken ein stechender Schmerz aus, der bald meinen ganzen Körper umhüllte. Meine Lungen füllten sich mit Wasser, mein Körper wurde taub. Mein Geist war nicht mehr ganz bei mir, doch spürte ich wie mich etwas Schlangenartiges um meinem Bauch band und aus dem Wasser herauszog. Reglos lag ich auf dem festen Boden und ließ mich von zwei Gestalten beäugen. Meine Sicht war verschwommen und doch konnte ich die schwarzen, unsterblichen Wesen erkennen, die einst Kakariko einen Besuch abstatteten. Sie schritten zur Seite als eine recht große und muskulöse Person auf mich zu schritt. Ich konnte ihn nicht genau erkennen, lediglich ein paar Konturen. Es war jedoch nicht die Gestalt, die Ilya bedrohte, sondern vermutlich eher derjenige, der mich hinunterstieß. Meine Kleidung war pitschnass, alles saugte sich mit Wasser voll und wurde elendig schwer für mich. Ich keuchte etwas, wenn ich überhaupt atmen konnte. Meine Stulpen rutschten etwas hinunter, als ich versuchte mich zu bewegen. Im Moment der Schwäche schnappte sich der Mann meinen Arm und entblößte meine Hand. Jene Hand mit dem besagten Symbol darauf. Es blieb einige Minuten still. Erneut bildete sich ein pechschwarzer Nebel, dieses Mal nur auf meinem Rücken. Ein paar Worte kamen meinen Ohren nahe, konnten sie aber nicht durchdringen. Doch ich glaubte die Worte gehört zu haben: „Lasst sie am Leben."

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