11. Kapitel: Wiedersehen

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Lange wunderte ich mich darüber, dass Impa und Emile den Wolf gekonnt ignorierten oder ihn vielleicht sogar gar nicht erst sahen. Jedenfalls verlor niemand ein Wort darüber.

„Was machen wir jetzt?", fragte ich.

Impa seufzte kurz, musterte das Gebiet und suchte nach irgendeinem Anhaltspunkt. Wir standen in einem vereisten Talkessel, über uns einst ein Wasserfall, unter uns Bewohner des Wassers. Eingefroren und vermutlich tot. Warum sie sterben mussten, wusste ich nicht.

Der riesige Wasserfall war jetzt ein gigantischer Gletscher, aus dem Eiszapfen herunterregneten. Mal kleine, harmlose Bruchstücke, mal riesengroße, tödliche. Mit einem Mal wurde der Eisregen stärker. Der Boden bebte. Wir drei sahen uns an, mitten in die ahnungslosen Gesichter. Das Beben wurde stärker, gewalttätiger. Ein ohrenbetäubendes Dröhnen ertönte aus der Höhle über uns, die im nächsten Moment explodierte. Wasser und Gesteinsbrocken fluteten wie aus einem Geschoss. Als die Fluten mich trafen, merkte ich nur noch eins: Hitze. Unerträgliche Hitze. Kochendes Wasser, das meine Haut verbrühte, meine Lungen zerquetschte, Gestein, das meine Haut aufschürfte wie Sandpapier. Mein Körper wurde durch die Gasse transportiert, aus der wir zuvor gekommen waren. Es dauerte nicht mehr lange, bis sich mein Bewusstsein verabschiedete.

Das nächste an das ich mich erinnerte, war lauwarmes Wasser unter mir. Mein Körper schwappte auf dem Boden herum, wenn mich die Wellen des Wassers trafen. Ich öffnete die Augen und schaute in die dunklen Wolken. Mein Blick wanderte zur Seite, zu derselben Höhle, die ich mal gesehen hatte, als ich von der Brücke stürzte. Geschwächt und völlig erschöpft kroch ich in die Grotte, lehnte mich an die Wand, dabei meine Verbrennungen schonend. Unter mir war ein kleiner Teich, mit Wasser, das hoffentlich kühl war. Ich legte mich auf den Bauch, formte meine Hand zu einem Teller und spritzte mir das Wasser ins Gesicht. Es war angenehm kühl, beinahe weich auf der Haut. Ich schleifte meinen Körper näher heran und ließ mich fallen. Ein erleichterndes Stöhnen entfleuchte mir. Das Wasser berührte meine Haut wie feine Seide. Es war so angenehm, dass ich fast im Teich einschlief. Ich kletterte wieder zum Höhleneingang, lehnte mich an die Wand und schloss die Augen. Ich atmete tief durch, bis der restliche Schmerz verflog.

Eine sanfte Brise streichelte mein Gesicht, ich atmete frische Luft, meine Haut wurde wärmer, meine Sicht wurde plötzlich etwas geblendet. Eine Hand packte mich an der Schulter und schüttelte mich sanft.

„Saji?", Link's sanfte Stimme drang zu mir durch, nebenbei war Vogelgezwitscher von draußen zu hören. Ich atmete tief durch, streckte mich etwas.

„Ist es schon wieder passiert?", fragte ich, woraufhin er einen verdutzten Blick aufsetzte.

„Dass du hier auftauchst", fuhr ich fort „und die ganze Welt ist plötzlich wieder friedlich. Dann gehst du wieder, wir werden angegriffen und können nur durch deine Anwesenheit gerettet werden. Wie machst du das? Ist das die Macht des 'Auserwählten'?"

Meine Stimme klang gereizt, aber nicht durch die Verletzungen sondern durch meine gegenwärtige Stimmung. Der Braunschopf seufzte, sah mich betrübt an und schüttelte den Kopf. Seine himmelblauen Augen wandten sich nicht von mir ab, auch nicht als ich drohte wieder einzuschlafen oder gar ohnmächtig zu werden, in letzter Zeit konnte ich beides nicht voneinander unterscheiden. Ich spürte bloß wie er mich packte und mich huckepack hinweg trug.

Der saure Geschmack in meinem Mund und der bittere Geruch verrieten mir, dass ich in der Ambulanz gelandet war. Allerdings nicht in Kakariko, sondern in der Stadt. Jene Stadt, wo alles begann. Ich hatte schon schlimmere Verletzungen. Dieses Mal waren es lediglich ein paar leichte Hautabschürfungen. Das Wasser aus der Höhle schien geholfen zu haben...sehr sogar...

Als Link mir einen Besuch erstattete, fragte er mich was ich in Ranelle zu suchen gehabt hätte.

„Dich", antwortete ich prompt. Doch wie viel Funken Wahrheit steckte dahinter? Ich lief ihm hinterher, um mehr Informationen herauszubekommen. Um herauszufinden was mit dieser Welt wirklich passiert war und vor allem wir Link es schaffte, das Licht zurückzubringen. Doch vielleicht wollte ich ja bloß etwas unternehmen, um etwas beizutragen. Ein ganzes Land verließ sich auf einen einzigen Menschen...und das wollte ich ändern. Um zu beweisen, dass das Symbol auf meiner Hand lediglich eine unnatürliche Veränderung war, musste ich aber auch die Prinzessin überzeugen können.

The Legend Of Zelda: Accursed MemoriesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt