Die drei saßen nun da und klärten die Sache ganz in Ruhe. Bei ein paar Schlücken Schnaps.
"Damit ich des jetz versteh, du bist aus Tirol. Die Leitstelle hat dich geschickt, als Pilotin, wenn ich mal nicht können sollte. Und du bist Retter." "Ganz richtig. Ich war die einzige, entbehrliche Person und ich kenn' mich in der Gegend auch a bisserl aus. Mei Mama is von der Ramsau." "Gut, aber an deinem Dialekt, müss ma noch arbeiten.", lächelte er und trank den letzten Tropfen Alkohol aus dem kleinen Glas. "Sichalich nid.", lächelte sie zurück und holte absichtlich den schlimmsten Dialekt aus dem hintersten Kästchen. "Doch, sonst verstehn wir dich nicht.", legte Tobias noch etwas Gewicht auf die Aussage. "Nie im Lebn. Aber i reiß mich zam." "Des gefällt mir, wenn die Frauen gehorchen.", schmunzelte Michi zu Tobias hinüber. "Würde dir so passn." "Ach und eins noch, darf ich deine Papiere sehn?", fragte Michael. Sie zog den gelben Schein leicht heraus und er nickte. "Die schlimmsten Sorgen bereinigt?" "Des sehen wir morgen." "Gut, dann bis morgen." "Soll ich dich noch nachhause fahren?" "Nein, ich nehm' meine Maschine." "Maschine?" "Mein Yahama XT500." "Das wird ja immer besser.", knurrte Michi und gab ihr das Glas. Tobias gab es ihr auch. "Wo bist du einquartiert?" "Is ein altes Bauernhaus. Von meiner Großmutter. Schön abgelegen und in einem Kilometer Entfernung keine Nachbarn." "Und wo?" "Geheimnis." Sie lächelte und schnappte die Gläser. Im Gehen musste sie noch was klären: "Wann muss ich morgen da sein?" "8. Halb 9. Wenn ich dich anfunke?", warf Michi ihr noch ein Funkgerät zu. "Gut, bis morgen."Die zwei hörten noch das Motorrad und danach wurde es still. "Verdammt noch eins.", fluchte Michi und lachte kurz, "Eine Pilotin." "Der erste Eindruck war ja super." "Du bist jetzt mal schnell still, mei Freund. Wegen dir, hätt' ich fast'n Herzinfarkt gehabt.", stand Michi auf und schloss die Türen. "Jaja, nimm's nicht so persönlich." "Halt den Rand, fahr nachhause zu deiner Emilie und sei morgen pünktlich zum Testflug da." "Aber mach' ihr nicht schon am ersten Tag Angst." "Was hast du eigentlich für an Eindruck von mir?" Tobias schüttelte nur den Kopf und fuhr nach Hause.
Annabell stellte die Maschine zuhause ab. In die Garage. Sie schloss die Haustür auf und betrat das leicht heruntergekommene Haus. Viele Erinnerungsstücke hingen an der Wand im Flur. Sie bog in die kleine Küche ein und holte sich ein Stück Kuchen aus dem Backrohr. Das beste Abendessen. Und dazu eine Tasse Kaffee. Die rote Jacke wurde abgelegt. Der Tag wurde niedergelegt.
Nach dem Abendessen sprang Annabell unter die Dusche und setzte sich danach noch etwas auf's Dach. Die Sterne beobachten. Und morgen würde es soweit sein. Der erste Ausflug mit dem Christophorus 14. Der gelben Mühle.
Am nächsten Tag, war Annabell um 8 schon beim Heli. Ein junger Mann, mit braunen Locken, sah sie etwas verwirrt an. "Entschuldigen Sie, hier haben nur erlaubtes Personal Zutritt.", kam er auf sie zu. "Annabell Kofler. Neue Pilotin. Ja, Co-Pilotin." Er musterte den Overall mit dem Christophorusaufnäher an der Seite und die rote Jacke in ihrer Hand. "Rudi, weiß Michael schon davon?", schüttelte er ihr die Hand. "Ja, wir haben gestern schon geredet." "Wie hat er's aufgenommen?" Sie nahm ihm den Schlauch für's Tanken ab. "Zuerst hat er überreagiert, aber war dann recht einsichtig." "Gut. Ich schick' dir jetzt das Kerosin rüber." "In Ordnung."
Als die Maschine vollgetankt war, war Rudi bei der Wartung dabei und er ließ sie ungern Hand anlegen. Der Christophorus war anscheinend ein ganz empfindlicher Heli. Also saß Annabell Kopfüber hinten drinnen. Den Kopf aus der Tür gelehnt. Ihre kurzen Haare baumelte zum Boden. "Wo kommst du eigentlich her? Dein Slang ist nicht aus der Gegend.", fragte Rudi und war immer noch am Schrauben. "Mein Slang? Ich bin aus Tirol." "Ah, das Land der abgebrochenen Berge." "Wenn du aufn Wilden Kaiser anspieln willst, dann hast recht. Da war nichts los. In einem Monat mal einen Einsatz und den Rest hab' ich damit verbracht, den Heli zu warten, weil der Mechniker meistens betrunken gekommen war. Sonst war nichts los." "Also in der Ramsau hat der Christoph mehr Betriebsstunden als der älteste Traktor auf einem der Höfe." "Gut, dann kann ich die Wartung dir überlassen." "Besser so."
"Kofler!", rief jemand und Annabell wurde erschreckt. Sie drohte eine Rückwärtsrolle zu schlagen, hätte Michael sie am rechten Fuß nicht festgehalten. Er lachte kurz und drückte sie zurück. "So schreckhaft also." Sofort setzte sie sich auf und nahm ihm den Helm ab. "Sag mir wohin und ich zeig dir, was ich kann.", setzte sie ihn auf. "Und so motiviert.", sie stand auf, ging auf die andere Seite und er folgte ihr, "Woher weißt du, dass ich..." "Schon alleine das Wort Pilotin lässt manche zweifeln. Ich würde so oft hin und her geschoben, dass ich weiß, was die Piloten so machen." "Gut, dann will ich mal sehen, was mir meine Co-Pilotin so bieten kann." Sie lächelte und er setzte sich auf die andere Seite. Rudi gab ihnen grünes Licht für den Start und Annabell fuhr die Rotoren hoch.
DU LIEST GERADE
Strong Minds never resigns | Die Bergretter
Adventure"Michi, bleib jetzt ganz stark.", kam Tobias auf ihn zu. Dörfler lehnte lockerlässig im Heli und wartete auf den Grund, warum er das tun sollte. "Gut, du siehst sehr entspannt aus." "Warum sollt ich denn nicht entspannt sein." "Ok, Andreas hat's dir...