Ehefrau mit Affäre

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Sie startete so sanft, dass sogar Rudi unten blöd starrte und Michi es nur loben konnte. Besser könnte er es auch nicht. Der Flug war angenehm. Jede Windböe passierte sie mit Leichtigkeit und hielt den Christoph 14 immer stabil. "Kannst du mit Tau auch fliegen?" "Ich hab's noch nie gemacht, aber einen Versuch ist es wert." "Gut, dann kannst du abdrehen. Ich hab' genug gesehen." Sie nickte und flog wieder zurück.

"Du landest, ich häng das Tau dran und Tobias ist unten dann dran. Einfach ruhig fliegen, dann wird ihm auch nicht schlecht." "Du hast ihm immer noch nicht verziehen." "Nein, das bleibt jetzt eine Weile so." Ganz ruhig und sanft, ließ sie den Hubschrauber aufkommen und schaltete die Rotoren leicht runter. "Gut, wirklich gut. Warte kurz." Michael stieg aus und lief in den Hangar. Da kam Tobias auf sie zu und sie öffnete die Tür. "Alle Achtung. Bühnenreife Landung. Ich darf jetzt ans Tau oder wie?" "Wäre nett, wenn du's machen würdest." "Bei deinen Flugkünsten immer.", schnappte er sich den Helm hinter ihr und warf die Tür zu. Michael kroch unter den Heli und kam nach wenigen Sekunden wieder heraus. Er setzte sich nach drinnen und gab ihr noch ein paar Anweisungen. Tobias deutete ihnen mit den Daumen nach oben und Rudi streckte die Arme nach oben in die Luft, dass es ein V ergab. Sie hob langsam ab und spürte nach mehreren Metern, dass Tobias nun am Seil hing. "Du fühlst es." Sie nickte: "Wohin?" "Mach ma mal an kleinen Ausflug zu ihm nachhause und dann fliegen wir ohne wieder zurück. Dann bist es ohne Gewicht auch gewohnt."

Michael zeigte ihr, wo sie Tobias ablassen musste und das war nicht die größte Fläche. Da war ein Bauernhaus und ein Scheune, die ein L ergaben und rechts daneben in unmittelbarer Nähe eine kleine Hütte. Annabell ging langsam nieder und Tobias gab ihr auch Anweisungen. "Tief 5, tief 4, Schub 1, tief 3, 2, 1. Stopp. Ruhig halten." Nach wenigen Sekunden kam die Meldung, dass Annabell wegfliegen kann und das tat sie auch. Am Heliport nahm Rudi das untere Ende des Taus in Empfang und Annabell landete. Sie schaltete die Instrumente ab und nahm den Helm ab. "Reife Leistung.", klopfte er ihr draußen auf die Schulter, "Von wegen, Frauen sollten nicht hinters Steuer." "Danke, du bist der erste, der sowas sagt." "Warum sollte ich nicht? Wie alt bist du eigentlich?" "Noch nicht ganz 19." "Und fliegt wie ein Profi. Schön dich bei uns im Team zu haben." "Danke, das nehm' ich gerne an." "Vielleicht hast du Glück und wir bekommen heute noch einen Notruf rein. Dann darfst du natürlich." "Danke, Michael." "Michi.", korrigierte er und sie nickte lächelnd.

Rudi war schon wieder dran, Wartung zu machen. "Sag mal, der Rudi nimmt seinen Job ja wahnsinnig ernst. ", sagte sie und füllte mal ein paar Formulare aus. "Der Rudi ist die Wartung in Person. Die Mühle ist seine Ehefrau und meine Affäre.", lächelte Michi und lehnte sich an den Schreibtisch. "Ach so geht's bei euch zu. Enge Beziehungen. Muss ich den Bund der Ehe auch eingehen?" "Du kannst auch eine Dreiecksbeziehung führen." "Ich bin alleinstehend. Also eine richtige Beziehung." "Single zu sein, ist nicht schlecht. Der richtige kommt schon noch." "Ich glaub er heißt Christophorus." Beide mussten lachen, doch das Telefon unterbrach sie. "Christophorus 14, Michael Dörfler...mhm...danke Toni, in 5 Minuten kann's losgehen." Er legte auf. "Rudi tank' die Mühle wir haben 'nen Einsatz. Und Annabell auf den Pilotensitz." Kofler schnappte sich den Helm und setzte ihn auf. "Was steht an?", fragte sie und ging neben Michi. "Taubergung, wahrscheinlich. Eine Frau hängt an der Felswand, kommt nicht mehr alleine hoch. Reine Routine. Das schaffst du locker. Einfach ruhig bleiben und etwas Feingefühl hineinlegen. Wenn's dir zu viel wird, sag's und wir tauschen." Sie nickte und stieg ein. Schnell waren die Bergretter angerauscht. Tobias, Andreas und Katharina. Andreas kam ans Tau und die anderen nach drinnen. Alles war bereit und Annabell startete. Ihr erster Einsatz. Sie durfte meistens nur Reserven und anderweitiges Inventar liefern und nie bei einem Einsatz dabei sein. Jetzt hatte sie mal eine Person, die ihr vertraut und eine Chance um sich zu beweisen. Sie konzertierte sich voll und ganz auf die Maschine, als sie langsam näher kamen. Wie sie reagierte, was sie tat. So etwas lernte man bei alten Blechkisten, bei denen es schon ein Wunder ist, dass die überhaupt noch fliegen. "Ruhig halten. Tief 3, 2, 1 und Stopp. Ruhig halten, Michi.", sagte Andreas. "Der Michi sieht heut' nur zu.", bemerkte er lächelnd und von Marthaler war nichts mehr zu hören. Von der einen Sekunde auf die andere schrie er: "Hochziehen, hochziehen! Schnell weg hier!!" Annabell drehte ab. Sie hörte die kleinen Steine, die auf den Heli trommelten. Sie flog weg und spürte das Gewicht. Es wurde immer schwerer und sie wurden langsam nach unten gezogen. "Andreas, was is' da unten los? Wir verlieren an Auftrieb." "Ich bekomme den Baumstumpf nicht los." "Hör' mir zu, wenn du ihn nicht abwirfst, reißt der uns in den Tod. Uns alle." "Ich versuch's ja." "Ich muss dich sonst abwerfen. Bitte versuch's schneller.", den Finger schon am Knopf zum Abklinken des Taus. "Ja, ja." "Andreas!", verlor sie schon fast die Nerven, als der Christophorus schaukelte und auf gleicher Höhe blieb. "An die Mannschaft der SS Dörfler. Alle noch im Trockenen?" "Alles gut.", sagte Andreas und antwortete für alle.

Strong Minds never resigns | Die BergretterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt