Annabell blieb bis zum Ende und Rudi brachte sie noch nach Hause.
Sie standen hinter dem Haus und er lächelte sie an. Langsam legte er seine Hand an ihre Wange und berührte mit den Fingerspitzen ihre Haare. Die zwei lösten den Blick nicht. "Darf ich nochmal?", fragte er. "Nur zu", lachte sie kurz, war aber sofort wieder gebannt von seinen Augen. Er küsste sie, doch diesmal länger als die Tage vorher. Der Kuss hatte mehr Bedeutung und war inniger. Ein wahres Zeichen. Als er sich lächelnd von ihr löste, konnte auch sie nicht aufhören zu lächeln. Nun war sie dran, ihn zu küssen. Der zweite Kuss war auch nicht kürzer, als vorher. Als sie eine Autotür knallen hörten, fuhren sie auseinander.
Annabell fluchte fast und nahm die Hand von Rudi. Andreas und Franz kamen um die Ecke. Sie sahen die zwei leicht verwirrt an. "Stören wir gerade?", fragte Andreas und war schon fast auf dem Rückweg. "Nein nein", sagte Annabell, "Rudi ist doch mein Techniker. Der kennst sich ein bisschen mit den Daten aus." Wie auf ein Stichwort zog er die Plane vom Hubschrauber. "Du hast es jetzt also bekommen?", fragte Andreas schon wieder und starrte das alte Stück an. "Als Dank. Ja", lächelte sie voller Stolz. Andreas und Franz spürten, dass in etwas reingeplatzt waren und waren auch schnell wieder verschwunden. Sie müssten noch etwas erledigen.
Zuhause sprudelte alles nur so aus Franz heraus und Andreas gab sich immer mit einem Kopfnicken zu bemerken. "...Und das hat sie mir heute gesagt", kam er zum Ende seiner Geschichte und schob sich das Brot in den Mund. "Also doch", stampfte Tobias über die Stufen. Eine Tasse in der Hand. "Dein Versprechen hast du ja super eingehalten, Vater", verdrehte Andreas die Augen. "Ja, tut mir leid", verteidigte sich der alte Marthaler. Tobias saß nun neben ihnen und stahl aus dem Brotkorb eine noch frische Semmel: "Also habt ihr gar nicht nachhelfen müssen." "Von dem habe ich doch gar nichts gesagt", dachte Andreas kurz nach. "Hast du auch nicht", strich er sich Butter auf die aufgeschnittenen Semmel, "Aber du und Michi wussten es besser. Das sagt doch schon alles, hm?", lächelte er ihm entgegen und biss hinein. "Von mir habt ihr das nicht." "Warum so panisch. Das kommt doch spätestens in den nächsten Tagen auf. Wenn sie sich schon geküsst haben..." "Anscheinend", korrigierte Franz und stand auf. "Ist doch schön", lächelte Tobias, "Keiner hat was dagegen." "Sicher nicht", sagte Andreas auch noch und stand auf, "Aber von mir hast du, noch die anderen, nichts erfahren." Andreas ließ einen leicht lachenden Tobias zurück.
Die nächsten Wochen bringen nicht viel von dem Geturtel, aber Annabell's Gesundheitszustand ging nach oben. Der Unterarmbruch war zur Gänze verheilt, sie dürfte aber trotzdem noch nicht schwer arbeiten. Der Arm könnte bis zu einem halben Jahr nachbrechen, hat es geheißen und in ein paar Monaten musste man ihr noch die dünnen Metallstäbchen entfernen, die man ihr zur Stabilisierung in den Knochen eingesetzt hat.
Mit leicht zitternder Hand griff sie nach dem Bleistift, der auf dem Tisch lag. Rudi und Michi sahen ihr gespannt zu. Sie nannte es Therapie. "Übertreib's nicht", sagte Rudi. "Nicht jetzt", knurrte sie, ließ aber ihren Hand sinken. Es schmerzte noch zu sehr. Wenige Zentimeter war sie entfernt gewesen. "Kein schlechter Lauf", lächelte Michael, "Und morgen fliegst du die Kiste." "Alles klar", lachte sie, "Ich geh' jetzt mal nachhause. Bis morgen." "Bis morgen." Sie legte sich die selbstgebastelte Armschlinge aus dem Dreieckstuch um und trat den Nachhauseweg an. "Morgen nicht vergessen. Schicht bei Toni", erinnerte sie Rudi und schob den EC nach drinnen. "Danke, trotzdem bis morgen", lächelte sie ihn an und er verstand. Kuchendinner um 8 Uhr.
Er sah ihr noch kurz nach, bis der Heli dann drinnen war und Michi die Türen schloss. "Da knistert's ja ordentlich zwischen euch", bemerkte er. Rudi wurde leicht verlegen und sah zu Boden. "Kann schon sein", hauchte er hervor und rieb sich die verschmierten Finger in dem Tuch sauber. "Das kann nicht sein, das ist so" "Sag nur was du willst", drückte er Michael einen Schlüssel in die Hand, "Ich bin dann mal weg."
Rudi verdrehte die Augen und sprang aufs Fahrrad. Typisch. Es ging die meisten Wochen jetzt schon so. Alle fragten irgendwie von irgendeiner Seite. Sie tasteten sich langsam heran, doch Rudi wie auch Annabell erstickten den Funken schon vor der kleinsten Flamme.
Er läutete an der Tür und wurde von einem sanften Lächeln empfangen. "Man, ich hab dich aber lange nicht mehr gesehen." "Man sieht sich doch immer öfters im Leben."
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Strong Minds never resigns | Die Bergretter
Macera"Michi, bleib jetzt ganz stark.", kam Tobias auf ihn zu. Dörfler lehnte lockerlässig im Heli und wartete auf den Grund, warum er das tun sollte. "Gut, du siehst sehr entspannt aus." "Warum sollt ich denn nicht entspannt sein." "Ok, Andreas hat's dir...