Annabell's Bell

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"Annabell! Einsatz!", rief Michi aus dem Hangar. "Rudi, bist du fertig?" Er sog die Luft scharf ein: "Da brauch ich noch etwas länger." "Ok, dann soll Michi bei dir bleiben und ich fahr mit Andreas schon mal vor." "Gute Idee. Viel Spaß." "Danke."

Annabell erzählte den beiden Männer ihre Idee und sie nickten zustimmend. Annabell war ja nicht nur Pilotin, sondern auch Bergretterin.
"Was hast du gestern noch so gemacht?", fragte Andreas und konzentrierte sich auf die Straße. "Warum?", wollte sie nicht mit den Geschützen gleich ausrücken. "Nur so. Hast du's nett gehabt?" "Muss ich dir eigentlich Rechenschaft ablegen, was ich gemacht habe?", lächelte sie. "Nein, ich bin doch nur neugierig. Wie würdest du reagieren, wenn alles offen steht, das Licht brennt und der Techniker mit der Co-Pilotin auf der Rückbank schläft." Sie schnaubte kurz: "Also gut. Ich bin noch länger geblieben und hab die Maschine studiert. Rudi hat mir angeboten, sie mir etwas genauer zu erklären und da hab ich nicht nein gesagt. Als er mir die Turbinen von innen zeigen wollte, hat er da ein Problem entdeckt. Es war alles voller Öl. Das musste er natürlich richten. Ich wollte noch etwas bleiben und hab mich in den Heli gelegt. Dann bin ich eingeschlafen. Ein paar Stunden später wurde ich wieder wach und da ist Rudi neben mir gelegen. Den Schraubenschlüssel noch in der Hand und ich war zugedeckt. Ich hab ihm einen Teil von der Decke gegeben und bin wieder eingeschlafen. Mehr gibt's nicht zu sagen." "Ausführlicher als gewollt.", bemerkte er und blieb vor einem kleinen Haus stehen. Sie stiegen aus und Tobias kam ihnen auch schon entgegen. "Wo ist der Heli?" "In der Werkstatt.", bemerkte Annabell und nahm Andreas den Rucksack ab, den er ihr hingehalten hat. "Du nimmst mich doch aufn Arm?", lachte er kurz. "Nein. Das mach ich nicht." "Und das heißt jetzt?" "Wir müssen warten." "Keine Ersatzmaschine?" "Keine Ersatzmaschine." "Na toll. Die Frau ist schwer verletzt. Die wird's nicht überleben." "Suchen wir eine Alternative." "Das sagt sich so leicht.", wurde Tobias etwas lauter. "Ich versuche es wenigstens.", begann Annabell auch etwas lauter zu werden. "Das wird uns auch nicht weiterhelfen.", schrie er und Annabell beendete das Gespräch, indem sie nichts mehr sagte. Tobias stürmte nach drinnen. Anscheinend konnte er nicht mit Stresssituationen umgehen.

Annabell hingegen warf die Flinte noch nicht ins Korn. Sie ging mal um die Holzhütte. Vor einer großen Plane blieb sie stehen. Darunter musste sich etwa 15 Meter langes befinden. Vielleicht ein Anhänger oder sowas. Sie sah kurz unter die Plane und begann zu lächeln. Sie zog die ganze Plane ab und ein Bell 47 erschien. Ein alter Militärhubschrauber aus den 40ern.

Annabell rannte nach drinnen und wurde von Tobias sofort aufgehalten. Sein Blick wirkte schuldig: "Tut mir leid, wegen vorhin." "Schon in Ordnung, wo ist Andreas?" "Da hinten, warum..." "Andreas!", rief sie und unterbrach Tobias. Der gemeinte sah sofort um die Ecke. "Ich brauch euch zwei jetzt und kann mir jemand sein Handy geben, ich müsste Rudi anrufen." Andreas hielt es ihr hin und sie folgten Annabell nach draußen. Als sie hinter dem Haus standen, fiel beiden die Kinnlade hinunter. "Ach du meine...", begann Tobias verstummte aber wieder. "Heilige Maria", sagte Andreas noch und dann waren sie still. Währenddessen erreichte Annabell Rudi.

"Hey Rudi." "Annabell, wenn's um den Heli geht, ich brauch noch etwas Zeit." "Ja schon klar. Ich hab aber eine andere Frage." "Dann schieß los." "Kennst du den Hubschrauber Bell 47?" "Sagt mir jetzt auf die Schnelle nichts. Warum?" "Ja ich hab hier so eine alte Kriegsmaschine hinterm Haus stehen und will die verwenden. Die Frau ist schwer verletzt und wir müssen sie ins Tal bringen." "Ja, gut. Hat sie einen Aufkleber für die Werkstatt. Dass sie geprüft wurde." Annabell begann zu suchen und fand nur eine Bescheinigung von 1999. "Gilt eine Bescheinigung auch?" "Wie alt?" "1999." "Ich würde damit nicht mehr fliegen und Michi auch nicht." "Ich muss aber." "Springt sie an?" "Wenn ich das jetzt mache, fliegen die Fetzen. Andreas und Tobias müssen den Anhänger, wo sie draufsteht, von Haus wegziehen", war der Satz eher an die zwei gerichtet, die erst mit einem Blick zu handeln begannen, "Weiß du überhaupt, was für eine Maschine ich meine?" "Ich glaub eher nicht. Wie alt?" "Laut Bescheinigung Baujahr 1946." "Man Annabell, du lässt dich auf was ein." "Ich kann's ja mal versuchen." "Und ich geh' jetzt mal googeln."

Strong Minds never resigns | Die BergretterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt