Briefticket

170 3 0
                                    

Ein paar Wochen später...

"Wo ist Annabell?", fragte Rudi und kam am Heliport an. Er hat wieder einmal bei ihr übernachtet, doch wie sonst immer, war kein Schlüssel in seinem Schuh gewesen und auch kein Zettel. Michi sah zu Boden und gab ihm keine Antwort. "Hat's dir die Sprache verschlagen?" Michael sprang auf und rannte nach draußen in den leichten Regen. "Michi." Er legte den Kopf in die Hände und rannte einen Kreis, bevor er einen Brief aus seiner Jackentasche holte, den er Rudi gab.

Mit zwei Koffern ging Annabell auf den Bahnhof zu. Die Tränen zurückgehalten. Am Schalter wurde noch schnell eine Fahrkarte nach Kitzbühel besorgt und dann stand sie auf dem Bahnsteig. Leichte Regentropfen beschrieben den Tag auf das genaueste und auch die dunkelgrauen Wolken. Es war ein trüber Tag. Ein trauriger Tag. Ein Tag, wo sie geschworen hatte, dass er nicht kommen wird.
In fünf Minuten würde der Zug kommen und sie wieder zurück nach Tirol kutschieren.

Rudi flog mit den Augen über das Blatt und seine vielen Buchstaben. Er warf es entsetzte auf den Boden. Michael hat mit dieser Reaktion schon gerechnet. Doch mit der zweiten Reaktion nicht. Rudi sprintete in den Hangar und schob den Christophorus heraus. Er warf Michael den Helm zu und schnappte sich selbst einen. "Was hast du vor?" "Wir fliegen jetzt zum Bahnhof und halten sie ab." "Gut, Captain", rannte Dörfler auf seine Seite und trieb die Rotoren an.

In Windeseile waren sie beim Bahnhof und sahen, wie ein Zug einfuhr. Michael landete auf der Wiese, nur wenige Minuten vom Bahnhof entfernt und Rudi sprang nach draußen. Michael schaltete alles ab und folgte ihm. Doch als er durch das Tor des Bahnhofs rannte, wurde er immer langsamer. Rudi stand da und starrte auf den Boden. Michi ging auf ihn zu und legte eine Hand auf seine Schulter. Rudi drehte sich um und fiel ihm in die Arme. Er weinte Tränen, die bitterer nicht sein könnten. Der Techniker war am Boden zerstört. "Alles wird gut", versuchte Dörfler ihn zu beruhigen. Er begann noch mehr zu weinen und Michi's Handy klingelte. Er hob während des Beistandes ab und musste sich leider von Rudi lösen. "Soll ich dich zum Heliport mitnehmen?" Er schüttelte den Kopf. "Du passt aber auf dich auf." Er nickte und sah Michael noch nach, als er aus dem Bahnhof rannte und kurze Zeit später flog der Christoph über seinen Kopf hinweg.

Seine Füße trugen ihn zu Annabell nach Hause. Langsam trottete er hinter das Haus und zog die Plane von dem Bell. Ein paar Tränen kullerten wieder über seine Wangen. Er legte sich auf eine der Tragen auf den Seiten und rollte sich zusammen. Die bitterste Pille seines Lebens, war einmal so zuckersüß gewesen. Er konnte es nicht verstehen. Keinen einzigen Funken, warum.

Michael traf sich am vereinbarten Treffpunkt. "Ist Annabell heute bei Rudi geblieben?", fragte ihn Andreas und Michi half ihm die Trage aus dem Heli zu holen. Dieser nickte kurz und setzte sich wieder hinein. Als alle verladen waren und sie zur Klinik flogen, bemerkte auch Verena, dass mit Michael etwas nicht stimmte und sie kam nochmal zurück. "Was ist los?", kam sie auf die Pilotenseite. Er hatte ein Knie angewinkelt, auf dem seine linke Hand lag. Michi starrte in die Leere: "Sie ist weg." "Wer ist weg?" "Annabell", presste er nun seine Lippen zusammen und ließ den paar Tränen freien Lauf. Verena setzte sich auf die Kante und nahm ihn in den Arm. "Es ist das eingetreten, was wir vermutet haben", hauchte er hervor. Verena sagte nichts dazu. Sie sah, wie die anderen aus der Klinik kamen und immer langsamer wurden. Sie sahen auf Michi und Verena strich nur mit dem Zeigefinger über die Kehle, eine Geste, dass sie nicht fragen sollten. Sie nickten und setzten sich nach drinnen. Er drückte Verena leicht weg und setzte sich den Helm auf: "Wir sehen uns heute Abend", strich er sich die Tränen weg und sie küsste ihn, bevor sie die Tür schloss und nach drinnen rannte.

Am Heliport war kein Rudi. Michi benahm sie eigenartig, der Tag war komisch und Toni war auch nicht ganz dabei.

Als der Christophorus stand, wurde ausgestiegen. Keine Annabell. Kein Rudi.

"Michi, ist was passiert?", fragte ihn Andreas, doch er stürmte nur vorbei. Tobias hob etwas von der Landefläche auf. Es war ein geöffneter Brief. Er las ihn und rannte auf Katharina und Andreas zu, die Michael nachsahen.

Sie lasen ihn und darauf stemmte Andreas die Hände in die Hüfte. "Warum hat sie uns nichts gesagt?" "Sie wollte uns den Abschied ersparen", sagte Katharina und ging zu Michi, dem die Sache ganz schön mitnahm.

Strong Minds never resigns | Die BergretterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt