Von vor 5 Minuten SMS

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Alle kamen zur gleichen Zeit vor dem alten Bauernhaus an. Dahinter stieg leichter Qualm in den Himmel. "Scheiße", hauchte Michael hervor und starrte in den Himmel. "Los, kommt schon", warf Andreas die Tür zu und rannte hinter das Haus. Tobias ebenfalls, sowie auch Toni.

Alle standen ganz erstarrt da und starrten auf die zwei. "A-Aber...", stotterte Tobias heraus. Vor ihnen knisterte ein kleines Feuer. Rudi und Annabell lächelten den fünf zu. "Setzt euch doch", lächelte sie und langsam setzte sie sich ums Feuer. Toni zog nach wenigen Minuten sein Handy heraus und las die SMS von vor 5 Minuten.

"Hilfe, Annabell hatte einen Hubschrauberabsturz bei ihr zuhause. Brauche eure Hilfe. Schnell! Rudi", er steckte das Handy wieder weg. Jetzt wollten sie eine Antwort. "Es tut mir wirklich leid", verteidigte sich Annabell, "Aber ich wollte euch keine Angst einjagen. Aber ich wollte, wir wollten euch so schnell wie möglich bei uns haben." "Wir?", erwachte Michi mal aus seiner Starre. "Wir. Rudi und ich sind zusammen." Kurz herrschte Stille, doch dann wurde es unruhig. Aber eine erfreuliche Unruhe. "Wie lange?", fragte nun Tobias und Rudi begann mal zu zählen. "2 Monate." Nun begannen sie leicht zu lachen, nur Michi sprang auf und schob sich die Haare aus dem Gesicht. "Michi, alles in Ordnung?" Er schüttelte den Kopf und zog die Autoschlüssel aus der Tasche. "Verena und ich haben Jahrestag und ich hab' sie einfach sitzen lassen." "Dann hol' sie und wir machen uns einen netten Abend zusammen. Tobias kann auch noch Emilie holen, falls sie mit Franzi nicht zu beschäftigt ist." Die zwei gemeinten nickten und verschwanden.

"Auf einen kleinen Plausch, haben wir euch nicht hergeholt. Wenn, dann müssen wir das jetzt schon feiern", stand Rudi auf und schnappte sich mal ein paar Flaschen Bier, die er verteilte.

"Und, wie ist es passiert?", kam die Frage natürlich von Toni. "Darf ich?", lächelte sie zu Rudi, der zustimmend nickte und sie nahm seine Hand, "Also ich hab den Bell gleich nach dem Einsatz bekommen und Rudi gefragt, ob er mitfliegen möchte. Er ist natürlich eingestiegen. Als ich keine 15 Meter lange Plane zur Hand hatte, ist er deswegen nach Hause gerannt und hat dort eine geholt. Als er gehen wollte, hab ich ihn auf ein Stück Kuchen zu mir auf's Dach eingeladen. Dann ist der erste Kuss eine halbe Stunde später gefolgt." "Klingt wahnsinnig süß." "Nicht sentimental werden", scherzte Andreas leicht und Toni verdrehte die Augen und fuhr fort, "Was macht ihr so? Nach der Arbeit, meine ich." Nun musste Katharina auch noch etwas loswerden: "Das werden sie dir gerade erzählen." "Nein nein", bemerkte Rudi, "Schon okay. Man nehme zwei Tassen Kaffee, eine Tafel Schokolade, den Aufbau des alten Dachfensters und meine Velvet." "Velvet?", kam es fragend von fast jedem. Rudi musste kurz lachen und brachte Klarheit in die Sache: "Velvet ist Annabell's Spitzname. Wegen der Haarfarbe. Ist mir mal beim Cupcake essen eingefallen."

Nach dem kurzen Plausch, stießen Emilie und Verena auch noch dazu und den Dörfler-Auerbachs wurde sofort zum Jahrestag gratuliert.

Es war ein Abend voller Freude, Gelächter, Scherzen und nettem Zusammensein. Doch auch der verging und langsam löste sich das Gespann auf. Sie löschten das Feuer und gingen schlafen.

Drei weitere Monate vergingen. Die Beziehung zwischen Rudi und Annabell war wie am ersten Tag. Und an einem Tag, da gefiel Annabell Michael nicht ganz. Sie kaute auf ihrem Daumen herum und rannte immer auf und ab. Michael sah ihr jetzt schon eine ganze Weile zu, traute sich aber nicht zu fragen. Nach einem kurzen Husten, begann er mal Rudi anzusprechen, der sie schon den ganzen Vormittag so mitleidend ansah. "Was ist denn mit deiner Freundin los?" "Weißt du das nicht?", kam Rudi hauchend auf ihn zu, "Heute ist die OP. Die Metallstäbchen werden entfernt und dann stellt sich heraus, ob sie wieder fliegen kann." "Was?  Das ist nicht sicher, ob sie wieder Pilotin werden kann?", hauchte Dörfler in der gleichen Lautstärke. "Für das nächste halbe Jahr wird sie es sicher nicht sein. Toni kann sich auf Gesellschaft freuen." "Aber, das kann auch bedeuten, dass sie wieder zur Leitstelle nach Tirol zurückgeschickt werden kann." "Bleiben wir mal bitte optimistisch und geben Toni eine Sekretärin", beendete er das Gespräch und legte sich wieder unter den Christophorus.

Mit zitternden Händen gingen die zwei, händchenhaltend in die Klinik. Verena nahm sie gleich in Empfang: "Leicht nervös?" Annabell nickte zögerlich, doch Auerbach lächelte nur. "Keine Angst, Annabell. Der Eingriff ist einfach und recht schnell vorbei. Du wirst sehen, morgen bist du wieder draußen. Wollen wir's angehen?" Sie nickte und küsste Rudi nochmal, bevor sie ihn zurückließ und mit Auerbach mitging.

Er zitterte die ganzen zwei Stunden und wartete, bis Verena wieder auf ihn zukam. Sie lächelte immer noch. Ein Klemmbrett in der Hand. "Es ist alles gut verlaufen, der Bruch ist wunderschön verheilt. Sie muss noch aufpassen und darf mindestens ein halbes Jahr den Arm nicht zu stark belasten. Zimmer 12." "Danke", nickte er und schritt den Gang entlang.

Strong Minds never resigns | Die BergretterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt