4. Mut

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Die Wärme blieb. Die tiefe Stimme über mir grollte. Ihr war ich nicht egal, ihr lag ich am Herzen, dass spürte ich. Ich fühlte ein wenig Freude in mir aufkeimen. Ich hörte weiter ihre Stimmen. Sie stritten. Mama wollte mich nicht! Am liebsten würde sie mich nie mehr sehen wollen! Ich drückte mich an das warme Fell. Auf einmal spürte ich etwas anderes. Etwas unangenehmes. Es kam aus meinem Bauch. Ich wollte es loswerden. Ich maunzte leise. Eine weiche Pfote tätschelte mich sanft. Das beruhigte mich. Sicher würde das Gefühl bald weg sein.

"Schattenpfote! Lilienpfote! Schattenpfote! Lilienpfote!" Die Mitglieder des DonnerClans riefen unsere neuen Namen in den Himmel hinaus. Ich war so stolz wie noch nie. Endlich war ich Schüler! Endlich konnte ich für meinen Clan kämpfen!

Rotstern, mein Mentor, tauchte vor mir auf. Ich hob den Kopf, damit er meine Nase anstupsen konnte. Während er das tat, warf er mir einen warmen Blick zu. "Ich werde dir der beste Schüler sein" flüsterte ich ihm zu, worauf er nickte und sich abwandte.

"Endlich bin ich diese Last los und kann wieder im Kriegerbau leben, die Kinderstube ist wirklich schrecklich!" Ich hörte die Stimme meiner Mutter laut über die Lichtung rufen. Ich ignorierte sie. Die kann sagen, was sie will, meine gute Stimmung nimmt mir jetzt niemand weg!

Ich sah zu Lilienpfote, die mit ihrem Mentor Eisherz bereits aus dem Lager lief. Endlich raus aus dem Lager! Ich konnte ihre Aufregung förmig spüren! Ich wandte mich an Rotstern, der nachdenklich in die Gegend sah. "Also, womit fangen wir an?" Fragte ich neugierig.

Rotstern antwortete nicht. Sein Blick war völlig abwesend. "Rotstern?" Fragte ich erneut. Langsam trat Klarheit trat in seinen Blick und der ältere Anführer schüttelte leicht den Kopf. "Entschuldige, was hast du mich gefragt?" Er wandte ich an mich. "Mit was wir anfangen werden" ich hielt es vor Neugier kaum noch aus und musste mich beherrschen, um nicht wie ein Junges auf der Stelle zu hüpfen.

"Ach so, ja, zuerst werden wir zur Sandkuhle gehen, wo ich dir erst die Grundlagen der Jagd beibringen werde" antwortete Rotstern und lief los. Ich flitzte ihm hinterher. Es tat gut endlich den Ginstertunnel passieren zu dürfen. Während wir durch den Wald liefen, sah ich mich erstaunt um. Es war so schön, endlich hier zu sein. Umgeben von hohen, dichten Bäumen, auf denen noch der Schnee lag.

Rotstern hielt an einer Kuhle an, die mit weichem Sand gefüllt war. Keuchend hielt ich neben ihm an. "Dies ist, wie du sehen kannst kannst, die Sandkuhle, der Ort an dem wir zukünftig trainieren werden" erzählte Rotstern. Ich nickte leicht. Am liebsten würde ich zwar weiter durch den Wald laufen und alles kennenlernen, aber dann kommen halt erst die Jagdtechniken dran.

Rotstern legte einen Stein auf den Sand, der mit einer leichten Schneeschicht bedeckt war. "Stell dir vor, dies ist eine Maus. Wie würdest du dich an sie anschleichen?" Fragte der rote Anführer. Ich dachte kurz nach. Eine der Ältesten hatte mir das mal gezeigt und dazu gesagt, dass man sein Gewicht auf die Oberschenkel verlegen sollte, da Mäuse die Schritte auf dem Boden spürten, bevor sie einen riechen oder hören.

Ich kauerte mich hin und verlegte mein ganzes Gewicht auf die Oberschenkel. Leichtfüßig schlich ich auf den Stein zu und verursachte dabei kein Geräusch. "Sehr gut," lobte mich Rotstern" du wusstest bereits darüber Bescheid, dass Mäuse deine Schritte durch den Boden spüren, oder?" Ich richtete mich wieder auf und nickte.

"Das ist gut,"Rotsterns Bernsteinaugen waren voller Wärme" und nun stell dir vor, der Stein wäre ein Vogel." Hmm das war schwieriger. Ich wusste, dass Vögel ein gutes Gehör besaßen. Also musste man schnell und leise sein. Ich kauerte mich erneut hin und hielt meinen Bauch dabei dicht über dem Boden. Während ich mich vorwärtspirschte, strich ich aber mit dem Schweif ausversehen über den Boden und wirbelte dabei einige trockene Blätter auf.

"Du solltest darauf achten, deinen Schweif immer regungslos und gesenkt zu halten, aber ansonsten war auch das ziemlich gut" miaute Rotstern. Ich hielt meinen Schweif gerade. "Ja, genau und nun steh auf, Schattenpfote, wir erkunden jetzt das Territorium."

Aufgeregt folgte ich Rotstern bei unserem Lauf durch das DonnerClan Territorium. Wir liefen schnell durch den weißen Wald. Rotstern hielt auf einer Lichtung an, an deren Ende ein riesiger Baum stand. Er war wirklich viel größer als alle anderen Bäume, ich musste den Kopf in den Nacken legen, damit ich die Krone sehen konnte.

"Das ist die große Platane," erklärte Rotstern" hier lernen die Schüler das Klettern." Ich merkte kaum, dass Rotstern bereits weiterging und nach mir rief, so fasziniert war ich von der enormen Höhe der Platane.

Wir gelangten an einigen Felsen an, die verstreut auf dem Boden lagen. "Dies sind die Schlangenfelsen, sie sind sehr gefährlich weil es hier Schlangen gibt, die einen töten können, aber auch nützlich, weil es hier Beute und Kräuter gibt" Rotstern sah sich um. Ich meinte fast, zwischen einigen Steinen etwas leise zischeln zu hören, als wir weitergingen.

Rotstern zeigte mir noch den Donnerweg, ein langes, graues Band, das sich mitten durch den Wald zog und auf deren anderer Seite sich das SchattenClan Gebiet befand, den Eulenbaum, die Sonnefelsen, um die oft gekämpft wurde und die Hochkiefern. Das Territorium nahm kaum ein Ende und als Rotstern und ich uns ausruhten war ich völlig fertig.

"Morgen zeige ich dir noch das Baumgeviert, wo sich die Clans jeden Vollmond versammeln" miaute Rotstern, der meine Erschöpfung bemerkte. Während wir den Rückweg ins Lager antraten, fragte ich mich, was Lilienpfote heute schon alles gelernt hatte.

Nachdem wir den Ginstertunnel passiert hatten, drehte sich Rotstern zu mir um. "So für heute war's das dann, du darfst dich jetzt ausruhen" miaute der Anführer gutmütig und ging nach einem Nicken von mir in seinen Bau. Ich ging auf den Frischbeutehaufen zu, denn ich hatte enormen Hunger.

Es war schon relativ spät. Die Sonne ging bereits unter. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war. Lilienpfote, die bereits neben dem Beutehaufen saß, kam freudig auf mich zu. "Hey! Da bist du ja endlich!" Sie war sichtlich erfreut, mich zu sehen.

Ich musste lächeln. Lilienpfote hatte echt unendlich viel Energie. "Ja und es war echt anstrengend aber auch echt aufregend" ich nahm mir eine Drossel vom Haufen und setzte mich neben Lilienpfote. Während ich meine Beute fraß, erzählte mir Lilienpfote von ihrem ersten Tag als Schülerin.

"Also zuerst hat mir Eisherz das gesamte DonnerClan Territorium gezeigt! Es ist wirklich riesig! Besonders die Sonnenfelsen gefielen mir! Da müssen wir mal zusammen hin! Und danach hat mir Eisherz einige Kampf- und Jadgtechniken gezeigt!" Sie redete unermüdlich, wie ein Wasserfall.

Lilienpfote hat mehr gelernt als ich! Ich konnte mir ein bisschen Eifersucht nicht verkneifen. Besonders auf die Kampftechniken war ich sehr gespannt. "Und was habt ihr getan?" Fragte sie. Ihre grünen Augen blickten mich neugierig an. "Also Rotstern brachte mir erst bei, wie man sich an Mäuse und Vögel anschleicht, danach hat er mir den größten Teil des Territoriums gezeigt" antwortete ich.

Lilienpfote merkte wohl, dass ich eifersüchtig auf sie war, denn sie sah mich aufmunternd an. "Mach dir keine Sorgen, Schattenpfote, morgen zeigt dir Rotstern bestimmt viel mehr als heute und wenn wir ganz großes Glück haben, dürfen wir sogar mal zusammen trainieren!" Schnurrte sie.
Ich schaute sie glücklich an. Lilienpfote schaffte es wirklich immer, mich zufrieden zu stimmen, wenn sie es wollte.

Warrior Cats - Finsteres HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt