14. Kampf

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Wir blickten dem KrallenClan gegenüber. Zwischen uns lag eine große Lichtung, auf der ein wenig Geröll lag. Wolfzahn stand ganz vorne. Alle seine Sinne schienen aufs Töten gerichtet. Ich stand neben Rotstern, der Wolfzahns feindseligen Blick ruhig erwiderte. Während die vier Clans und der KrallenClan aufeinander zugingen, holte Lilienblüte zu mir auf. Der Blick ihrer schönen, grünen Augen war ängstlich, aber kampfbereit und einem Moment lang, machte ich mir Sorgen, ich könnte sie das letzte Mal sehen. Aber ich schob diese Ängste beiseite. Der Kampf war wichtiger und Lilienblüte war auch nicht schwach.

Auch meine Mutter war für die Kampfpatrouille eingeteilt. Seit ich ihr gesagt hatte, dass sie nichts von mir weiß, haben wir nicht mehr miteinander gesprochen. Zwischen uns war einfach eine viel zu tiefe Schlucht und sowieso war ich ihre gemeine, hässliche Art leid. Mein Vater Distelherz lief in der Nähe von Wolfzahns Kriegern. Auch als wir uns ihm näherten konnte ich den Blick in seinen dunkelblauen Augen nicht deuten und mir wurde das Herz schwer. Wie viel passiert ist, seit damals...

Mittlerweile standen die Clans nur noch einige Schwanzlängen voneinander entfernt. Es war komplett still, keine Katze wagte es auch nur, zu knurren. Es war schließlich Wolfzahn, der einen Schritt vortrat und dessen tiefe Stimme über die Lichtung gellte. "Wohlan, Rotstern und Anführer der anderen Clans, ihr wollt es also endlich mit uns aufnehmen." Auch Rotstern trat vor.

"Deine Taten, Wolfzahn, sind unverzeihlich. Es fing erst damit an, dass du meintest, einen Clan mit anderen Regeln als den unseren gründen zu wollen, doch die Morde, die daraufhin folgten, sind unbegreiflich" seine Stimme schwang voller unterdrücktem Zorn. "Die Morden waren nötig, um Katzen, die sich gegen uns stellen könnten, zu beseitigen", Wolfzahn lief langsam neben seinen Kriegern her" und es waren gerechte Morde, Rotstern, gerechte!" Die letzten Worte knurrte der graue Kater mit Nachdruck.

"Kein Mord, der geschieht, ist gerecht", erwiderte Rotstern" und jetzt genug der Gespräche, greift an!" Auf Rotsterns Befehl folgte lautes Jaulen und dann explodierte die Lichtung in einer Mischung aus Schreien und den Kampfgeräuschen vieler Katzen. Ich verlor Lilienblüte aus den Augen und hielt Ausschau nach Wolfzahn, bis ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung vernahm und schnell einem Pfotenhieb von Morgensonne auswich. "Nicht schlecht, junger Krieger!" Rief die ehemalige DonnerClan-Kätzin. Ich fauchte wütend und stürzte mich auf ihre rechte Flanke. Ich konnte ihr einige Kratzer verpassen, bevor sie sich zu mir umdrehte, doch ich war vorbereitet und gab ihr eine ordentliche Kopfnuss, die sie benommen taumeln ließ, bevor ich sie gegen einen ihrer Kameraden rammte. Beide Katzen prallten unsanft gegeneinander und flogen anschließend bewusstlos zu Boden.

Ich machte mich weiter auf die Suche und haute einem getigerten Kater, der sich an Kleeherz anschleichen wollte, die Krallen in die Schulter, woraufhin dieser aufjaulte und mich fixierte. Schnell nutzte ich diese Gelegenheit, um ihm ins Vorderbein zu beißen und dabei zu kratzen. Der Krieger stolperte und ich warf mich schnell zu Boden und gab ihm einen ordentlichen Tritt mit den Hinterbeinen, woraufhin er zur Seite flog und kurz liegen blieb. "Verschwinde von hier!" Fauchte ich und mit einem letzten Blick auf mich humpelte der Tigerkater von der Lichtung.

"Schattenherz!" Im Lärm des Kampfes hörte ich deutlich meinen Namen heraus und ich drehte mich zu Wolfzahn um, der in meiner Nähe stand und schon deutlich von Kämpfen gezeichnet war. "Da bist du ja endlich, scheinst es nicht mehr sonderlich lange zu machen!" rief ich triumphierend. Wolfzahn schaute mich aus bernsteinfarbenen Augen hasserfüllt an und mein Blick fiel auf die lange Narbe, in seinem Gesicht, die ihm Lilienblüte vor langer Zeit verpasst hatte. "Es ist mir mittlerweile egal, was aus dem KrallenClan wird, solange ich dich noch töten kann!" Fauchte der graue Kater und rannte auf mich zu.

Ich sprang zur Seite und wollte Wolfzahn einen Kratzer an der Flanke verpassen, doch mit einer Gewandheit, die ich von ihm nicht erwartet hätte, drehte er sich um und biss mir mit voller Wucht in die Pfote, die ich erhoben hatte. Schmerz durchzuckte sie, doch statt zu ziehen und mir noch mehr weh zu tun, nahm ich die andere und kratzte dem Krieger durchs Gesicht. Bevor ich wirklich Schaden anrichten konnte, hatte sich Wolfzahn zurück gezogen und meine brennende Pfote losgelassen. Der graue Krieger hielt knurrend Abstand und eine hässliche rotleuchtende Wunde war in seinem Gesicht zu sehen. "Gib es auf, Wolfzahn, du hast bereits verloren" sagte ich ruhig. Plötzlich änderte sich der Ausdruck in seinen Augen er lief neben mir vorbei.

Warrior Cats - Finsteres HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt