Kapitel 16

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Nicht editiert !!

Natürlich war Isas Herzlichkeit mit ihrer Hilfsbereitschaft durchgegangen und sie hatte darauf bestanden uns mit der Anlage zu helfen. Natürlich hatte Armando zuvor nachgehakt, nicht um mich davon zu überzeugen, seine Hilfe anzunehmen, sondern Isas Aufmerksamkeit darauf zu lenken, da er genau wusste, dass sie nicht locker lassen würde und bei ihr die Chance bestand, dass ich da eher nachgeben würde.

»Ich werde dir meine Hilfe gar nicht anbieten, weil ein Angebot angelehnt werden kann und ich weiß, dass es das erste ist, was du tun würdest. Armando bringt dir die Anlage einfach vorbei.«, glücklich wie eh und je strahlte sie übers ganze Gesicht legte nun einen Arm um Armandos Schulter, welcher immer noch seinen Arm um ihre Taille gelegt hatte und den anderen um meine Schulter. Sie zog uns näher zu sich, sodass Armando mir gegenüberstand. Ich war zwar vom Training noch völlig verschwitzt. Meine Haare waren vermutlich das reinste Chaos. Die kurzen Härchen, die nie zu wachsen schienen, welche ich liebevoll Babyhaare nannte, standen wahrscheinlich in alle Richtungen ab. So locker wie mein Zopf saß, hatte sich die Hälfte der Haare aus ihm gelöst und hingen mir ins Gesicht. Und meine Wangen waren noch gerötet, das konnte ich sagen, ohne in den Spiegel schauen zu müssen. Trotz der Tatsache, dass ich also aussah, als wäre ich einen Marathon gleich drei Mal gelaufen, sah Armando mir tief in die Augen und wenn ich immer dachte, dass die Protagonisten sich immer etwas zusammen reimten, wenn sie meinten, dass sie die Emotionen seines Gegenübers im Ausdruck der Augen erkennen konnten. Wut, Trauer und Freude konnte ich mit Leichtigkeit erkennen, da dies die offensichtlichsten Emotionen waren. Aber wenn ich in den vielen Liebesromanen laß, wie die Frauen Leidenschaft, Begierde und andere tiefe Gelüste in den Augen des Mannes erkennen konnten, konnte ich damit nie viel anfangen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es möglich war, eine genaue Feststellung der Gefühlslage eines Menschen auszumachen. Bei Menschen, die man schon einen längeren Zeitraum kannte und die einem nah standen, wäre das um einiges leichter, aber Armando zählte eben nicht zu jenen Personen. Und doch sah er mich in diesem Moment intensiver an, als sonst jemand jemals zuvor. Zumal ich nie wirklich viel Erfahrung mit Männern hatte. Diese Intensivität fesselte mich, was ich mir auch nie vorstellen konnte, aber es war so. Ich konnte und wollte meinen Blick nicht von ihm lösen, ob es mit der Tatsache zu tun hatte, dass ich wusste, dass er Isas Bruder war, wusste ich nicht. Und dann wandte ich meinen Blick doch kurz zu Isa, welche einen glückliches Lächeln auf den Lippen trug und nicht zufriedener hätte sein können.

Und was Isa beschlossen hatte, war, wie hätte es auch anders sein können, Gesetz, denn als ich am nächsten Tag auf dem Weg zu Carina war, klingelte mein Handy. Als ich es aus der Hosentasche meiner Shorts gefischt hatte, leuchtete Isas Name auf dem Display auf.

»Hola, mi amor!«, meldete ich mich und näherte mich Carinas Wohngegend, natürlich war ich zu Fuß unterwegs, da mein Fahrrad schon über alle Berge war, wie ich gesehen hatte, als ich am Montag auf dem Weg zu meiner Schicht in der Cantina war. Naja, sogar für einen kaputten Drahtesel konnte scheinbar jemand Verwendung finden.

»Hola, bonita.«, ertönte eine männliche Stimme, »Wenn ich immer so von dir begrüßt werde, sollte ich vielleicht öfter anrufen.«

Ich hörte einen beslustigten Tonfall in seiner Stimme. War er wieder in dieser merkwürdigen, unterschwelligen flity-Stimmung? Und hatte er mich gerade schöne genannt?

»Armando?«

»Lucìana.«, sagte er mit sanfter Stimme. Ich wünschte er könnte das noch einmal sagen...

»Was gibt's?«, sagte ich locker und ignorierte das, was er gesagt hatte geflissentlich. Ein kleiner Windhauch wehte durch die Calle und kühlte meine Haut angenehm ab. Schönes Wetter, dachte ich und wartete auf Armandos Antwort.

El precio del amor - Der Preis der Liebe #TeaAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt