Kapitel 21

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»So das war's.«, sagte Lidia, als sie den letzten Kuchen in den Ofen geschoben hatte und anschließend in die Hände klatschte.

»Das ruft nach einer neuen Folge Cuando me enamoro! Ich bin nämlich fertig.« Isa war ins Wohnzimmer gegangen und hatte sich auf das große Sofa geschmissen.

Wir waren ihr gefolgt und taten ihr dies nach. Die Kuchen und Muffins waren fertig und wir waren es auch. Jetzt musste der letzte Kuchen nur noch aufbacken und wir warten. Wie Isa gesagt hatte schaltete sie den riesigen Fernseher an und wir verfolgten das Drama um Renata und Jeronimo.

Als Armando und Ich das Haus betreten hatten, war Lidia schon da gewesen und beide hatten uns ein wenig verwirrt angesehen. Auf Isas Frage wieso wir zusammen gekommen waren, hatte Armando erklärt, dass er mich ein paar Straßen weiter gesehen hat und mich mitgenommen hat. Ich war dankbar, dass er den Vorfall im Industriegebiet nicht erwähnt hatte. Er hatte mich vor der Tür kurz zurückgehalten und gebeten, mich den Mädchen anzuvertrauen, aber ich hatte ihm klar und deutlich gesagt, dass ich das Geschehen auf meine Art und Weise verarbeiten will. Er war dann, etwas wütend und vielleicht auch etwas enttäuscht, über die Treppe nach oben verschwunden und wir hatten uns an die Arbeit gemacht. Meine beste Freundin hatte mir immer wieder fragende Blicke zugeworfen, die ich gekonnt ignoriert hatte, bis Isa schließlich geradeaus gefragt hatte, ob zwischen ihren Bruder und mir etwas lief.

»Was?«, fragte ich, aber nicht, da ich es nicht verstanden hatte, sondern, weil mich diese Frage ein wenig überraschte. Ein wenig verdächtig machte ich mich, weil meine Stimme plötzlich und unerklärlich mehrere Oktaven höher war.

»Oh Gott, ja! Das tut es! Wieso hast du uns nichts erzählt?«, rief sie aufgeregt und sah mich fassungslos an.

»Was? Nein! Da läuft nichts.«, hatte ich wahrheitsgemäß gesagt, »Wie kommst du jetzt darauf?«

Isa hatte mich nur ganz schlicht angesehen, keine einzige Emotion war in ihrem Gesicht zu erkennen. Sie zuckte mit den Schultern und ich bekam ein schlechtes Gewissen. Ihr Blick ließ in mir ein unwohles Gefühl aufkommen und gab mir das Gefühl, als hätte ich etwas falsches getan. Ich hatte mich schuldig gefühlt und ich wusste nicht wieso. Sollte ich ihnen vielleicht erzählen, was passiert war? Würde Isa dann alles in anderem Licht sehen? Hätte sie dann mehr Verständnis? Ich wünschte, ich hätte es gekonnt, aber das tat ich nicht. Ich wollte es einfach nicht.

»Ich weiß nicht. Schien so.«, erklärte sie und ich merkte, wie kühl diese Worte über ihre Lippen kamen.

Ich hatte zur Bestärkung den Kopf geschüttelt. »Nein, da läuft nichts. Da kannst du dir sicher sein.«

Isa hatte nickte nur und hatte sich dem Teig gewidmet. Die nächsten Minuten war Isa sehr schweigsam gewesen. Es schien, als wäre sie in Gedanken gewesen. Irgendwann war sie wieder ganz normal und tat so, als wäre nie was gewesen.

»Ich bin weg!«, rief Armando, der plötzlich die Treppen, nach unten geeilt kam. Ich konnte noch erkennen, dass er sportliche Kleidung trug und dann war er auch schon aus der Tür.

Isa hatte ihm ein wenig verdattert hinterher gesehen und sich dann wieder zu uns gewandt. »Ok.«, sagte sie dann leise, obwohl die Tür schon längst ins Schloss gefallen war und er sie nicht hätte hören können. Ich war mir nicht sicher, doch ich dachte ich hätte einen Hauch von Trauer in ihrem Blick erkennen. Wie Isa aber nun mal war, ließ sie sich nichts anmerken, lächelte uns dann an und zuckte nur desinteressiert mit den Schultern.

Ich fragte mich, was es mit ihrem merkwürdigem Verhalten auf sich hatte. Was war nur los? Hatte ich ihre Trauer richtig erkannt? Woher kam ihre Trauer dann und was war das vorhin in der Küche gewesen? Dachte sie ich wäre wie ihre Freundinnen? Dachte sie ich wäre so, wie Armando mit erzählt hatte, wie sie waren? So war es aber nicht und ich wollte nicht, dass Isa das dachte. Ich dachte an Armandos Worte und daran, was ich ihm versprochen hatte. Ich würde ihr eine gute Freundin sein, genauso wie sie mit eine geworden war.

El precio del amor - Der Preis der Liebe #TeaAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt