Kapitel 22

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»Ich gehe kurz bei Manuela vorbeischauen.«, informierte ich Lidia, die gerade Plastikgeschirr auspackte.

Sie rief mir noch ein »Okay« entgegen und ich machte mich auf den Weg zu unserer Nachbarin, welche in den letzten Monaten zu einer guten Freundin der Familie geworden war. Sie stand mit ihrer Tochter Ana Sofia an einem Tisch, der vor ihrem Haus stand und vollgestellt mit Essen war. Sie hatte gerade zwei junge Mädchen bedient und sang dabei mit der lauten Musik mit. Ich schlängelte mich durch die Menschen durch und erreichte sie, als sie sich von den Mädchen verabschiedete.

»Lucìa, was kann ich für dich tun?«, fragte sie mich lächelnd.

»Die Frage ist, was ich für dich tun kann. Brauchst du noch etwas an Geschirr?«, antwortete ich mit einer Gegenfrage.

Sie blickte sich auf dem Tisch um und schüttelte dann den Kopf. »Nein, danke. Aber Andrea braucht noch Plastikteller.«

Sie deutete mit dem Kopf hinter mich und ich sah zu unser anderen Nachbarin, welche gerade ein Pärchen bediente. Ich nickte.

»In Ordnung. Falls ihr noch etwas braucht, dann sagt nur bescheid. Wir haben noch genug.«, informierte ich und winkte zum Abschied.

Dann schlängelte ich mich erneut durch die Menschen und machte mich auf den Weg zu Rosa. Diese stand einige Häuser weiter an der Ecke einer Einmündung und unterhielt sich mit ihrem Mann Pablo, welcher für die Musik zuständig war. Dort war genug Platz, damit alle tanzen konnte. Anfangs hatten sich nur wenige auf die 'Tanzfläche', doch es wurde immer voller. Pabloschien einen guten Job zu machen. Es spielte die unterschiedliche Musik. Neben älteren spanischen Liedern, aktueller Musik aus den Charts und typischer Tanzmusik, war alles vertreten.

Auch hier lief alles glatt wie Rosa mir berichtete. Mit der Musikanlage hatte es keine Probleme gegeben und auch die Musik an sich kam scheinbar gut an.

»Lucía!«, hörte ich rufen und drehte mich um. Ich blickte mich um und suchte nach der Person, die mich gerufen hatte.

»Dort ist Isa!«, sagte Rosa, lehnte sich über meine Schulter und zeigte in die Richtung, aus der Isa gerade auf uns zu kam. Ich winkte ihr entgegen und entdeckte auch Santiago und Mateo.

»Endlich haben wir dich gefunden!«, sagte Isa etwas lauter über die Musik hinweg und wurde leiser, als sie mich umarmte und direkt an mein Ohr sprach, »Mateo wollte mich schon auf seine Schultern setzen und mich nach dir rufen lassen. Das wäre aber ganz schön peinlich gewesen, sogar für mich.«

Ich musste bei diesem verrückten Gedanken grinsen und begrüßte diesen und Santiago.

»Andres und Diego sind bei den Essensständen machen sich dort zu schaffen.«, informierte Andres mich und wir entfernten uns von der Menschenmenge, um in Richtung meines Zuhauses zu gehen.

»Mich wundert es, dass Isa sich ihnen nicht angeschlossen hat.«, meinte ich, als würde sie nicht neben mir her gehen, mein Gesichtsausdruck war dabei ganz ernst.

Mateo fing an zu lachen und Santiago wollte gerade etwas erwidern, als Isa sich entsetzt wehrte. »Hey! Also das kann ich jetzt nicht so stehen lassen. Das stimmt doch jetzt gar nicht. Ihr tut ja so als wäre ich total verfre-«

Santiago schnappte sich einen Muffin von einem Tisch, zwinkerte Ana Sofia zu, die an diesem Tisch stand und legte einen Arm um Isa. Dann stopfte er ihr diesen in ihren Mund und brachte sie so zum schweigen. Mateo und ich lachten so sehr, dass wir uns Lachtränen aus den Augenwinkel wischen mussten. Isas Gesichtsausdruck war goldwert und wechselte von erschrocken zu entsetzt und nun hatte sie die Augenbrauen zusammen und sah sauer aus. Santiago zog sie noch näher zu sich und strich mit seinem Zeigefinger ihre Stirn glatt.

»No, no, no! Guck nicht so, sonst kriegst du Falten.«, sagte er besserwisserisch und Isa entwich ein Laut, der einen Schnauben ähnelte.

»Gu hass Glö da der Muffnn fananis schmö.«, kauderwelschte sie und versuchte verzweifelt sich aus Santiagos Griff zu lösen. Dieser hielt sie aber noch stärker fest, sodass sie immer noch im seinem Griff feststeckte mit dem Muffin in ihrem Mund.

»Liebes, kein Mensch hat das jetzt verstanden.«, unterrichtete Mateo ihr, als er zur Seite gescheucht wurde.

Meine Mutter tauchte hinter ihm auf und schlug mit einem Küchentuch auf Mateos Oberkörper. Dieser machte ganz große Augen und beobachtete wie meine Mama auch Santiago wwgscheuchte und sich an Isa wandte.

»Männer verstehen das nicht.«, sagte sie und hob belehrend ihren Zeigefinger. Dann stämmte sie die Hände in die Hüfte und blickte nachdenklich in den Raum.

»Wobei das auch nicht stimmt, sonst hättet ihr es ja auch verstanden.«, sie zuckte mit den Schultern, quetschte sich zwischen Isa und Santiago und führte sie in unser Zuhause.

»Du musst Isa sein, stimmt's? Ich bin Gabriela. Wo hast du deinen Bruder gelassen?«, fragte meine Mutter.

Isas Gesicht wurde mit einem Mal ganz anders. Sie wirkte traurig, aber auch wütend, vorallem aber wirkte sie kühl.

»Der hatte scheinbar etwas besser zu tun.«, informierte Mateo und zuckte mit den Schulter.

»Sein Pech, denn er verpasst das beste Straßenfest in ganz Cartagena!«, meine Mutter lächelte Isa aufmundernd an und lenkte sie direkrt ab. Freut mich übrigens, dass dir die Muffins von Ana Sofia schmecken... Ist mein Rezept.«, plapperte meine Mutter schon drauf los, warf aber noch einen Blick nach hinten und zwinkerte den Jungs noch zu, die ihr verdattert hinterher sahen.

»Lucìa, bitte adoptiert mich! Deine Mama ist ja der Brüller.« Mateos Augen strahlten und sein Grinsen hätte nicht größer sein können.

Isa und ich lachten nur, während Santiago immer noch verdutzt da stand. Wir schlossen uns ihnen an und betraten ebenfalls das Haus. Meiner Mutter war wieder voll in Fahrt und verriet ihr das Geheimnis ihres Muffin Rezepts. Isa war direkt Feuer und Flamme und es freute mich, dass sie so glücklich aussah. Während meine Mutter mitten in ihrer Erklärung war, widmete sie sich uns kurz.

»Beweis mal etwas von eurer Männlichkeit und bringt diese zwei Körbe zu Sara. Sie verteilt das Essen vor unserem Haus.«, sie zeigte auf jene Körbe und widmete sich wieder Isa. Ihr Gesichtsausdruck war erneut neutral.

»Ah, wenn sie keine Hilfe braucht, könnt ihr das Fest ein wenig aufmischen.«, fügte sie hinzu und man konnte ihr förmlich anhören, dass sie schmunzelte.

Santiago hatte sich eingekriegt, während Mateos Grinsen wieder auf seinen Lippen auftauchte und er aussah, als wäre er im siebten Himmel. Meine Mutter hatte sie genau wie Isa direkt ins Herz geschlossen. Ich schüttelte nur schmunzelnd den Kopf und führte die Jungs zu Nora. Dann machte ich mich weiter auf den Weg zu Andrea, um ihr den Nachschub an Plastiktellern zu bringen, dabei kam mir Carina entgegen, die es tatsächlich geschafft hatte eine riesige Schüssel Salat und Kuchen mit zubringen. Nachdem ich sie begrüßt hatte, schickte ich sie zu meiner Mutter. Dann aber machte ich mich auf den Weg zu Andrea. Dabei dachte ich an Isas traurigen Gesichtsausdruck, als meine Mutter nach Armando gefragt hatte. Sie war traurig, weil er nicht gekommen war. Sie hatte sich gefreut, gemeinsam etwas mit ihrem Bruder zu unternehmen. Ich musste ehrlich zugeben, dass ich mich auch gefreut hätte, wenn er gekommen wäre. Er hatte zwar keine feste Zusage gemacht, doch hatte ich und scheinbar Isa fest damit gerechnet, dass er kam. Ich hatte mich doch gar nicht bei ihm bedankt...

El precio del amor - Der Preis der Liebe #TeaAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt