Kapitel 9

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Mit den Cosmopolitain in der Hand, welche Santiago uns gebracht hatte, standen wir am üppigen Buffet und schnappten uns einige Häppchen. Santiago war nach einem Augenzwinkern zu seinem Cousin verschwunden und ließ uns Zeit uns ein wenig umzuschauen.

Das ganze Anwesen war unglaublich groß und alles schien hier sehr stilvoll. Die Einrichtung war bis aufs kleinste Detail abgestimmt und auch im Garten schien alles perfekt zusammen zu passen. Gestutze Hecken, perfekt gepflanzte Blumen und selbst der Rasen schien perfekt gemäht zu sein, so als hätte ihn jemand mit einer Schere akurat zugeschnitten. Alles hier war einfach.. perfekt.

»Hier sieht alles einfach nur..«, murmelte Lidia gedankenverloren und ich ahnte schon, was sie sagen wollte, also beendete ich ihren Satz.

»Perfekt aus?«, ich musste über unsere Beste-Freundinnen-Telepathie grinsen, als sie ebenfalls mit einem Grinsen auf den Lippen nickte.

»Atención! Ich habe jemand besonderen mitgebracht.«

Mateo tauchte mit dem lächelnden Geburtstagskind auf. Wir stellten unsere Geträke auf einem Tisch ab und liefen ihr entgegen.

»Hey, meine Süßen!«, begrüßte sie uns und prompt lag sie in unseren Armen.

»Felicidades en tu día!«, jodelten wir und beglückwünschten sie. Lange hielt die Umarmung aber nicht, da kam auch schon Mateo und schob seine Hand zwischen uns. Somit versuchte er Isa aus unserem Griff zu befreien.

»Macht mal halblang.«, sagte Mateo mahnend und legte seine Arme schützend um ihre Schultern, »Mit eurem Panzergriff zerquetscht ihr noch meine Pricesa.« Wir ließen sie los und Isa verdrehte die Augen, konnte sich aber kein Schmunzeln verkneiffen. Trotzdem steiß sie ihn mit dem Ellebogen an. Im selben Moment stand Diego neben den beiden und schnippste gegen Mateos Kopf.

Dieser brachte nur ein entsetztes »Hey!« von sich, ehe Diego ihn unterbrach.

»Mando sucht dich.«, sagte er knapp und zog ihn von Isa, um einen Arm um ihre Schultern zu legen. Da Mateo sich aber nicht von der Stelle rührte versetzte Diego ihm einen Schubser.

»Vamos, Mateo!«,

»Ist ja gut. Ich gehe ja schon.«, erwiderte er schnippisch und mit einem verächtlichen Schnauben machte er sich aus dem Staub. Er war schon ganz schnuckelig.

»Um dich wird ja ganz schön gekämpft.«, kam es von Lidia, die wieder an ihrem Cocktail nippte.

»Ich weiß, ich bin ja aber auch ein Goldstück.«, antwortete Isa selbstbewusst und unterstrich ihre Aussage mit einen selbstsicheren Lächeln. Diego warf ihr einen skeptischen Blick zu und löste sich augenblicklich von ihr. Das brachte meine beste Freundin und mich zum Lachen.

»Wow.. also wenn du dich da nicht überschätzt.«, Isa gegenüber war Diego viel offener und sein Gesichtsausdruck um einiges weicher. Ich hatte schon geahnt, dass er nicht so zurückhaltend und geheimnissvoll war, wir er immer schien. Ich erkannte, wie sich sein Verhalten änderte, wenn er mit Personen zusammen war, die er kannte. Bestimmt war er einer dieser Typen, die dem Motto 'Harte Schale, weicher Kern' entsprachen.

»Einbildung ist auch eine Bildung.«, sie zwinkerte ihm noch keck zu, bevor er sie wieder zu sich zog.

»Sicher doch.«

»Also ich bin jetzt total in Partylaune und will tanzen! Ale vamos!«, mit diesen Worten ging sie auf den freien Platz, der als 'Tanzfläche' diente. Lidia griff nach meiner Hand und war im Begriff mich mit zu ziehen, als ich mich ihr entzog und sagte ihr, dass ich auf Toilette müsste.

»Ich hoffe ich finde eine.. möglichst bald.«, Lidia kicherte nach meinen Worten und wünschte mir viel Erfolg. Ich schlängelte mich durch die Menschen und ignorierte dabei die Pärchen, die es nicht für nötig hielten eine ruhige Ecke zu suchen, um sich gegenseitig zu verschlingen. Das ganze wurde nicht besser, als ich dann auch noch ein weibliches Stöhnen wahr nahm. Mit von Gänsehaut überzogenen Armen -vor Ekel versteht sich- und schnellen Schritten machte ich mich auf ins Innere des Hauses. Je schneller ich von den vielen Menschen weggkam, desto besser.
Im Haus angekommen bahnte ich mir den Weg in die relativ große Eingangshalle. Zu allererst betrat ich einen Raum der als Büro zu dienen schien. Dann öffnete ich eine weitere Türen und entdeckte eine Besenkammer und einen Raum mit unzähligen Bücherregalen mit Duzenden von Büchern- ich hätte mir ja denken können, dass die sogar eine kleine Bücherrei hatten. Die anderen Türen waren alle abgeschlossen und ich war mir sicher, dass sich hinter einer dieser Türen die Toilette befand und mich beschlich das ungute Gefühl, dass diese nicht nur von einer Person besetzt wurde und ich mit Sicherheit noch hätte warten müssen, bis es frei wurde. Ich machte mich auf den Weg in das obere Stockwerk, da auf der Hand lag, dass es in diesem Haus noch mindestens ein Bad geben musste. Immerhin gab es hier eine verdammte Bücherrei. Ich fühlte mich ein wenig verloren zwischen dem teuren Ambiente, so etwas war ich nicht gewohnt. Ich kannte es einfach nicht. Oben angekommen waren wie schon vermutet alle Türen abgeschlossen, was aber verständlich war. Ich hätte es auch nicht gewollt, wenn jemand ungefragt meine Zimmer betrat und Dinge tat, an die ich gar nicht denken wollte. Wie ich aber schon zuvor gesehen hatte, hatte es einige Pärchen nicht davon abgehalten sich zu vergnügen. Mit dem Gedanken wieder nach unten zu gehen und einfach zu warten, bis jemand das Bad verließ war ich im Begriff die letzte Tür zu öffnen aber glücklicherweise war diese nicht abgeschlossen. Bei dem Raum handelte es sich um ein Schlafzimmer. Es war schlicht eingerichtet und neben einem riesigen Bett und einem Kleiderschrank befand sich noch ein Schreibtisch im Zimmer. An einer der Wände war außerdem noch ein Fernseher angebracht. Wie ich es aus Filmen kannte suchte ich nach der ersehnlichen Tür, hinter der sich in den ganzen Telenovelen ein Bad befand. Ich meine wohlhabende Menschen hatte doch in beinahe jedem Zimmer ein Bad. Anders konnte es einfach nicht sein. Diese ersehnliche Tür befand sich an der rechten Wand. Da ich das Bad jetzt langsam echt brauchte, schritt ich mit einigen Schritten auf die Tür zu. Ich erschrak, als die Tür plötzlich aufging und ich beinahe gegen niemand anderen als Armando stieß. Rechtzeitig konnte ich einen Schritt zurückweichen und blickte ihn ein wenig unsicher an. Seine Präsenz war beinahe greifbar, dass es schon ein wenig einschüchternd war. Mich ließ das ungewollt noch unsicherer werden ließ. Bei ihm wusste ich sowieso nicht wie ich reagieren sollte. Mir gegenüber war er nicht gerade freundlich gewesen.

El precio del amor - Der Preis der Liebe #TeaAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt