Von Idioten und Detektiven

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Etwa zwei Wochen nach Shinichis Entlassung hatte sich wieder Alltag in das Leben der beiden Verliebten eingeschlichen. Kaito gab an den Wochenenden eine Vorführung seiner Zauberkünste und Shinichi arbeitete nun als Praktikant bei der Polizei. Er war sehr frustriert über seinen Unfall und die Verzögerung, doch nach nur zwei Arbeitstagen war er wieder Feuer und Flamme für den Polizei- und Detektivberuf. Er schwärmte nur so davon, dass Kaito des Öfteren beschloss, wieder als Meisterdieb Kaito Kid in der Nacht unterwegs zu sein.
Die Situation zwischen ihnen beiden war immer noch schwierig und angespannt und Shinichis übermäßige Begeisterung machte es Kaito nicht leicht, damit fertig zu werden. Deshalb schlich er sich bei Nacht und Nebel aus dem Haus und kam im frühen Morgengrauen, ohne einen Hinweis auf die Mörder seines Vaters, wieder zurück.
Eines morgens saß Shinichi am Küchentisch und setzte bereits Kaffee auf, als Kaito, scheinbar topfit, im Pyjama die Treppe heruntergestolpert kam.
"Morgen", nuschelte er und griff nach der Zeitung. Shinichi grüßte zurück und nachdem er den Kaffee eingeschenkt hatte, blickte er Kaito streng an. "Wo warst du in der Nacht?", wollte er wissen. "Nirgendwo", versuchte Kaito lässig zu antworten.
"Lüg mich nicht an!"
Kaito starrte Shinichi erschrocken an. "Na gut. Ich war als Meisterdieb unterwegs, zufrieden? Das weißt du doch! Kein Grund gleich so aus der Haut zu fahren!"
Shinichi zuckte die Achseln. " Sorry. Ich habe mir nur Sorgen gemacht." Shinichi lief rot an und blickte beschämt zur Seite. Er zog einen zerknitterten Zeitungsartikel von vor zwei Tagen aus seiner Hosentasche und legte ihn Kaito vor die Nase.
Berühmter Jungdetektiv aus London zurück  - Ein Exklusiv Interview mit Saguru Hakuba lautete die Überschrift. Kaito grinste übers ganze Gesicht. "Na endlich!", rief er freudig aus und vertiefte sich in dem Artikel.
Als er fertig war, fragte er: "Was ist jetzt daran so besorgniserregend?" "Wenn dein größter Rivale wieder im Lande ist musst du vorsichtig sein. Sei nicht leichtsinnig!", platzte es aus Shinichi heraus. Kaito brach in Gelächter aus.
"Du bist auch mein größter Rivale, Shinichi. Und ...", er beugte sich über den Tisch und gab Shinichi einen Wangenkuss, "ich bin mit dir zusammen im Bett. Trotzdem hast du mich noch nicht der Polizei ausgeliefert." Grinsend fügte er hinzu: "Schäm dich!" Er lachte noch mal laut und ging nach oben um sich anzuziehen. Shinichi schaute ihm verwirrt hinterher.

"Endlich habe ich dich, Kaito Kid!",  wisperte Hakuba, als er langsam näher schritt. Sein Atem rasselte noch von den Anstrengungen der Verfolgungsjagd. Kaito drehte sich langsam um. Er saß wirklich in der Falle. Sein Gegner hatte ihn in eine enge Gasse getrieben, die nur zu einem Ende offen war, aber nun von einem bewaffneten Jungdetektiv blockiert wurde. Kaito spürte seinen schnellen Herzschlag kräftig in der Brust, sein Atem war stockend und von seinem weißen Anzug tropfte Blut auf den dunklen Asphalt. Die Blutstropfen vermischten sich nun mit denen des Regens, der einsetzte.
Saguru Hakuba richtet seine Waffe genau auf Kaito Kids Brust, als er nur wenige Schritte vor ihm stehen blieb.
"Du bist am Ende, Kid!", sagte Hakuba. Kaito versuchte zu lächeln, aber stattdessen spuckte er Blut. Keuchend richtet er seinen Blick wieder auf sein Gegenüber, dessen Gesicht nun ein breites Grinsen zierte. "Gibst du nun endlich auf?!"
"Niemals!" "Dann bleibt mir wohl keine andere Wahl ...!"
Plötzlich fiel Hakuba bewusstlos um. Kaito schnappte erschrocken nach Luft und ehe er das Geschehen völlig begreifen konnte, tauchte hinter ihm Shinichi aus den Schatten auf. Er hatte eine Armbanduhr in der Hand, deren Glasdeckel wie eine Zielscheibe auf Hakuba gerichtet war. Seelenruhig klappte er sie zu und besah sich den bewusstlosen Hakuba, der auf dem Bauch im Regen lag. Immer noch völlig seelenruhig spannte Shinichi einen mitgebrachten Regenschirm auf und trat näher an Kid heran. "Glück gehabt", brachte der Meisterdieb mühselig hervor. "Das kannst du laut sagen!", sagte Shinichi und bedachte Kaito mit einem leidenschaftlichen Kuss. "Ich wäre fast gestorben vor Sorge!", schnauzte er ihn weiter an, aber Kaito lachte nur trocken. Außerdem war seine Kehle stark ausgetrocknet.
Taumelnd, nachdem Shinichi seine Wunde notdürftig mit einem Fetzen des Albinoumhangs verbunden hatte und er sich wieder in Kaito Kuroba verwandelt hatte, machten sich die zwei auf den Heimweg.

Himmelblau und EisblauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt