Nur die Erinnerungen bleiben

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Shinichi trug ein blau-weiß gemustertes Sweatshirt, die etwas zu groß geratene Kapuze verdeckte sein Gesicht. Kaito trug ein grün-weiß gestreiftes, ärmelloses Top und er hatte ein ebenso gefärbtes Cappie schräg ins Gesicht gezogen. Beide lächelten fröhlich einander zu und schlenderten Hand in Hand auf dem großen Markt umher. Es war Wochenende, sehr heiß und außerdem hatte sich Kaito entschieden, sein neu verdientes Geld auszugeben. Das einige Leute verstohlen Blicke zu ihnen warfen schien die Harmonie nicht zu stören.
Plötzlich ertönte ein spitzer Schrei aus einem Klamottenladen, an dem die zwei vorbei liefen und kurz danach stürmte ein Mann mit lockigen Haaren, Bart und Sonnenbrille aus der Tür. In der Hand hielt er eine Handtasche. "Ein Dieb! Er hat mich beklaut!" Schrie die spitze Stimme wieder und die zwei Freunde rannten gleichzeitig los, dem Dieb hinterher. Kaito lachte, als sie den Dieb in Sichtweite hatten: "Eigentlich sollte ich ihn unterstützen. Ich bin doch schließlich auch ein Dieb!" Shinichi grinste schief und legte einen Sprint hin. Sie verfolgten ihn die Straße hinunter, die vom Markt wegführte und in eine Wohnsiedlung mündete. Nach einem endloslangen Katz-und-Maus-Spiel durch die Straßen, wie es Shinichi schien, stellte er den Mann endlich in einer Gasse. Die Gasse war von hohen Gartenmauern gesäumt und ein großer Ginkobaum bot der ganzen Gasse Schatten.
Shinichi bemerkte überrascht, dass er Kaito verloren hatte. Er schob den Gedanken beiseite und ging langsam auf den Mann zu, versuchte ihn zu überreden sich zu ergeben, doch der Mann schrie Shinichi nur unentwegt an. Als er ihm nun bedrohlich nahe gekommen war, griff der bedrängte Dieb in seiner Verzweiflung in eine nahe stehende Mülltonne, zog blindlings etwas daraus hervor und war damit nach Shinichi. Shinichi hatte nicht mal eine Sekunde um zu reagieren. Der Gegenstand flog auf ihn zu und traf ihn seitlich am Kopf. Er ging sofort zu Boden und verlor das Bewusstsein.

Kaito kam keuchend an einer Straßenecke zum Stehen. Er hatte eben nicht dieselbe Kondition wie Shinichi, gestand er sich selbst ein. Er nahm eine schnelle Bewegung auf der gegenüberliegenden Straßenseite wahr und sah den Mann mit der Handtasche, er kam aus einer Gasse gerannt. Kaito sprang los, und schleuderte im Lauf eine der Trickschnüre auf den Dieb, die er immer bei sich trug und die jeden sofort fesselten. Sie schlangen sich perfekt um die Beine des Mannes und jener stürzte, unfähig noch einmal zu entkommen. Kaito lächelte zufrieden auf den Mann hinab und rief die Polizei.
Nachdem er das Handy wieder in seine Hosentasche gleiten ließ, blickte er zu der Gasse hinüber. Shinichi müsste hier in der Nähe sein, dachte er und lief hinüber. In der Dunkelheit der Gasse sah er ihn nicht sofort. Kaito blinzelte.
Auf dem Boden lag Shinichi, eine dunkelrote Blutlache sammelte sich neben seinem Kopf. Kaito eilte sofort zu ihm, kniete sich hin und drehte seinen Kopf zu ihm herum um zu überprüfen, ob er noch atmete. "Was für ein Glück!", entfuhr es Kaito erleichtert. Er besah sich die Wunde seitlich am Kopf, die stark blutete. Unbemerkt stieß Kaito mit seinem Fuß gegen einen Betonklotz, der mit Blut verschmiert war.
Kaito schnappte nach Luft. Shinichi war lebensbedrohlich verletzt!

Kaito musste lächeln. Er wusste, es war kein erfreulicher Grund, weshalb er nun an Shinichis Bett im Krankenhaus saß, aber es hatte eine gewisse ironische Atmosphäre an sich. Er hoffte, dass ihre Liebe und das Vertrauen zueinander dadurch wachsen würden. Shinichi blinzelte. Er schlug die Augen auf. Kaito beugte sich neugierig vor. Shinichi verlangte leise nach Wasser. Nach einem tiefen Schluck von der erfrischenden Flüssigkeit fragte er, wo er war. Kaito freute sich. Trotz der schweren Kopfverletzung schien es Shinichi gut zu gehen. "Was ist denn passiert, Shinichi?", wollte er wissen. "Wer?", murmelte Shinichi verwirrt. Kaito sah in spöttisch an. "Ich rede mit dir, Kudo! Was ist los?" "Kudo ...", wiederholte der Detektiv tonlos. Er sah aus dem Fenster und dann wieder zu Kaito. Kaito konnte das nicht glauben. Er schüttelte den Kopf, um seine böse Vorahnung los zu werden. "Kudo, du weißt nicht, wer du bist!?" Der junge Mann schüttelte den Kopf. Kaito stockte der Atem. Er hatte das Gefühl, als werde ihm schlecht und speiübel. Er rannte zur Tür hinaus, zum Glück kam eine Krankenschwester vorbei, der er sagte, sie solle Shinichi genauer untersuchen.
Kaito Kuroba lief so schnell er konnte zur Toilette, um sich dort zu übergeben. Er wusste selbst nicht, woher dieser plötzliche Schwächeanfall kam. Er konnte nicht begreifen, was Shinichi gesagt hatte. Wie konnte das möglich sein?
Wenig später wurde eine Gehirnspintomographie mit Shinichi gemacht und der Arzt erklärte Kaito, dass Shinichi eine vorübergehende Amnesie habe. Dies sei bei solchen großen Kopfverletzungen, von der noch eine Narbe übrig blieb, nicht unüblich, aber sie sei heilbar. Es brauche nur die starke Unterstützung von Freunden und Verwandten, das Gedächtnis wiederzuerlangen.

Himmelblau und EisblauWo Geschichten leben. Entdecke jetzt