Kapitel 4

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Bobby öffnete ihnen die Tür und starrte Sam entsetzt an. Dieser lächelte ihm nur verschmitzt zu.
»Hey, Bobby«, sagte Dean leise.
»Hey, Bobby«, sagte auch Sam, nur mit mehr Freude in der Stimme.
»Sam.« Bobby klang tonlos. »Schön, dass du ... wieder auf den Beinen bist.«
»Ja, und ... danke, dass du mich wieder zusammengeflickt hast«, bedankte Sam sich und klopfte dem Mann auf die Schulter.
»Nicht der Rede wert.«
Sam, Cat und Dean traten ein, und während Bobby den jungen Winchester und das Mädchen nicht beachtete, musterte er Dean umso länger.
»Es geht Sam schon besser«, sagte Dean. »Und ... wir sind wieder dran an dem Fall, also ... was hast du rausgefunden?«
Bobby starrte Dean weiterhin an und daraufhin zog Sam verwundert die Stirn in Falten. Bevor er jedoch nachfragen konnte, gingen sie bereits alle in die Bibliothek.
»Na ja, etwas hab ich entdeckt, aber ... ich bin nicht sicher, was es bedeutet«, erklärte Bobby.
»Nun sag schon«, drängte Sam.
»Dämonische Omen, so was wie eine riesige Flutwelle, Viehsterben, Gewitter - sie sind plötzlich wie aus dem Nichts aufgetreten. Hier.« Bobby faltete eine Karte auf und zeigte den Jungen etwas. Langsam trat Cat näher, die Arme weiterhin vor der Brust verschränkt.
»Was geht hier vor sich?«
Die Männer hoben den Kopf und sahen sie an.
»Ich meine, ihr klingt alle echt ... verrückt.«
»Das haben wir schon öfter gehört«, meinte Dean nickend.
»Hör zu, Cat«, begann Sam. »Ich werde dir nachher alles erklären, aber zuerst müssen wir wissen, was hier los ist.«
»Tut, was ihr nicht lassen könnt. Ich warte draußen.« Cat machte auf den Absatz kehrt und wollte gehen, als Sam sie zurückhielt.
»Cat ... pass bitte auf dich auf.«
»Als das Mädchen das Haus verlassen hatte, sah Dean ihn fragend an.
»Was?«
»Warum bist du der gegenüber so ... fürsorglich?«
»Bobby, was ist hier los?«, fragte Sam stattdessen und blickte abwartend zu dem älteren Mann.

Cat steckte die Hände in die Hosentasche und sah sich gelangweilt um. Überall standen alte Autos, die Farbe war bei vielen bereits abgesplittert und der Rost nahm allmählich die Überhand. Die Frau setzte sich auf die Stufe und fuhr sich mit der Hand durch die Haare.
Cat.
Sie schreckte bei der Stimme hoch und sah sich um.
Cat.
Abrupt erhob sie sich und mit pochendem Herzen trat sie einige Schritte nach vorn.
Cat.
»Cat!«
Catherine wandte sich um und sah Dean entsetzt an.
»Sam möchte mit dir reden«, erklärte er.
Schnell atmend betrat sie das Haus und ging zurück zu Sam. Dieser hob den Kopf, als er sie hörte, und trat einige Schritte auf sie zu.
»Du wolltest mit mir sprechen?«
»Ja.«
Cat verzog fragend das Gesicht. »Und?«
»Dean hat mir erzählt, dass du auch Visionen hattest. Und da ich welche von dir hatte, stellt sich nun eine Frage: Wieso?«
»Sag du's mir.«
»Weißt du, er hatte nicht ganz unrecht. Vielleicht bist du tatsächlich auf der bösen Seite.«
Cat hob die Augenbraue und begann dann zu lachen. »Nein.«
»Was ist es dann? Du warst nicht in dem Lager. Welche Aufgabe hast du hier?«, wollte Sam wissen.
Die Frau zuckte mit den Schultern. »Anscheinend keine.«
»Du bist dreiundzwanzig.«
Nun stockte Cat und ihr Lächeln verschwand aus ihrem Gesicht. »Woher weißt du das?«
»Mit einundzwanzig hast du plötzlich Albträume bekommen. Dinge sind passiert, die du vorher bereits gesehen hast. Du musst nur Leute berühren und du erfährst, was ihnen widerfahren ist.«
Cat schüttelte ernst den Kopf. «Nein, das stimmt nicht. Es funktioniert nicht immer.«
»Also gibst du es zu?« Langsam trat Sam auf die Frau zu. »Du gibst zu, dass der gelbäugige Dämon dich in deinen Träumen besucht hat?«
»Ich habe nie ... von einem gelbäugigen Dämon gesprochen«, meinte Cat zögernd.
Auf einmal wurde die Tür geöffnet und Bobby, Dean und Ellen betraten das Haus.
»Ellen!«, rief Sam verblüfft und erleichtert zugleich.
Dean half der Frau, sich an den Tisch zu setzen, und Bobby ließ sich vor ihr nieder. Er goss Wasser in ein Glas und ließ es zu ihr schlittern.
»Bobby, ist das wirklich notwendig?« Ellen hielt das Glas hoch.
»Nur ein kleiner Schluck Weihwasser. Schadet nichts.«
»Wozu Weihwasser?«, fragte Cat die beiden Brüder.
»Falls ein Dämon in ihr ist, werden wir's merken«, erklärte Dean.
Cat nickte, doch innerlich verstand sie es überhaupt nicht.
Ellen trank das Weihwasser und stellte das Glas auf den Tisch. »Und jetzt hätte ich gern 'n Whiskey.« Sie ließ das Glas zurück zu Bobby schlittern und der schenkte ihr den Alkohol ein.
»Ellen, was ist passiert? Wie bist du entkommen?«, fragte Dean.
»Das war Zufall. Eigentlich hätte ich dort bei allen anderen sein sollen, aber wir hatten keine Brezeln mehr. Was soll ich sagen ... ich hatte einfach unverschämtes Glück.« Ellen trank den Whiskey und seufzte. »Und dann hat Ash angerufen, mit Panik in der Stimme. Er sagte mir, ich soll in den Safe schauen, dann brach der Anruf ab. Als ich wieder zurückkam, schlugen die Flammen aus. Alle waren tot. Ich war höchstens fünfzehn Minuten weg gewesen.«
»Tut mir leid, Ellen«, sagte Sam.
»Viele gute Menschen sind dort gestorben - und ich lebe. Ich Glückspilz.«
Tränen waren in Ellens Augen getreten und alle schwiegen bedrückt.
»Dieser Safe, den du erwähnt hast ...«, begann Bobby.
»Ein versteckter Safe, er war im Keller.«
»Und haben die Dämonen ihn gefunden?«
»Nein.« Ellen holte etwas unter ihrer Jacke hervor. Es war eine Karte, die sie Dean gab. Dieser klappte sie auf und legte sie auf den Tisch.
»Wyoming?« Ungläubig blickte er die Zeichen auf dem Papier an. »Was hat das zu bedeuten?«
»Das heißt wohl, dass wir wieder anfangen können, in Büchern zu lesen«, brummte Bobby und erhob sich.
Die Winchesters und er machten sich an die Arbeit, während Ellen und Catherine ihnen abwartend zusahen.
»Wer bist du eigentlich?«, fragte die Frau auf einmal.
»Catherine«, erklärte Cat, ohne den Blick von den Jungen abzuwenden.
»Und was machst du hier, Catherine?«
»Ich ... bin wegen Sam da.«
»Wegen Sam?« Ellen hob verwundert die Augenbraue. »Er hat nie von dir gesprochen.«
»Das liegt vielleicht daran, dass wir uns noch nicht so lange kennen«, gab Cat verbissen zurück und sah die Frau ernst an.
»Ach, tatsächlich?«
»Ja, tatsächlich.«
»Hey! Ellen!«, rief Sam auf einmal. Die Frau blickte auf. »Sie ist okay.«
»Ich glaube es nicht«, sagte Bobby in diesem Moment, jedoch nicht an den Jungen gewandt. Er legte das Buch auf den Tisch und die anderen reihten sich um ihn.
»Hast du was entdeckt?«, wollte Sam wissen.
»Viel mehr als das«, gab Bobby zurück. »Jedes dieser Kreuze«, er zeigte auf jedes einzelne, »bezeichnet eine verlassene Grenzkirche. Sie stammen alle aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und alle wurden erbaut von Samuel Colt.«
»Samuel Colt? Der, der den Dämonen tötenden Revolver gebaut hat?«, fragte Dean nach.
»Ja, und da ist noch mehr.« Bobby beugte sich wieder über die Karte. »Er hat private Bahnlinien gebaut, die alle Kirchen untereinander verbanden.« Der Mann nahm einen Stift und verband sie miteinander, so dass ein Pentagramm entstand. »Und rein zufällig sind sie so angelegt, dass dieses Zeichen entsteht.«
»Sag mir nicht, dass es das ist, wofür ich es halte«, murmelte Dean.
»Das ist eine Teufelsfalle«, stimmte Sam zu. »Mit der Ausdehnung von hundertsechzig Quadratkilometern.«
»Das ist brillant«, sagte Dean. »Eisenlinien, die die Dämonen nicht überqueren können.«
Ellen nickte. »Von etwas in der Größe hab ich noch nie gehört.«
»Das hat niemand«, meinte Bobby.
»Nach all den Jahren ist keiner der Linien gebrochen, ich mein', das funktioniert noch?«
»Mit Sicherheit«, sagte Sam nach einer Weile auf Deans Frage hin.
»Woher weißt du das?«
»All diese Omen, die Bobby entdeckt hat ... ich meine ... die Dämonen, die kreisen frei herum und können nicht rein.«
»Ja, nun ja, sie versuchen's«, sagte Bobby.
»Wieso? Was ist da drinnen?«, wollte Ellen wissen.
»Das ist das, wonach ich gesucht habe, aber, ähm, das ist nichts außer dem alten Cowboy-Friedhof.« Dean tippte auf die genannte Stelle auf der Karte. »Direkt in der Mitte.«
»Wieso? Was ist an einem Friedhof so wichtig?«, wollte Sam wissen. »Was will Colt da beschützen?«
»Na ja ... es sei denn …«
»Es sei denn was?«, hackte Bobby nach.
»Was ist, wenn Colt nicht Dämonen raushalten, sondern irgendetwas einsperren wollte?« Dean sah die Runde fragend an.
»Das wäre ein beruhigender Gedanke«, meinte Ellen.
»Ja, findest du?«
»Könnten sie es schaffen, Bobby? Könnten sie da reinkommen?«, fragte Sam den Mann beunruhigt.
»Die Falle ist so mächtig, da braucht man praktisch eine Atombombe, um sie zu zerstören. Ich denke, ein Vollblutdämon kommt da niemals rein.«
»Daher braucht er Jake, oder?« Alle Blicke flogen auf Cat, die seit dem Gespräch das erste Mal etwas gesagt hatte. »Jake ist ein Halbblut. Für ihn gelten die Fallen nicht.«
»Du lernst schnell«, sagte Dean.
»Was machen wir jetzt?« Cat trat näher an den Tisch und musterte die Karte.
»Woah, immer mit der Ruhe, Tiger. Du machst hier gar nichts.«
»Sie könnte nützlich sein«, meinte Sam mit einem Blick auf die junge Frau.
»Und wir könnten jede Hilfe gebrauchen«, stimmte auch Bobby zu.
Cat atmete tief durch. »Na, dann lasst uns ... Dämonen ... jagen.«

Blood & Demons || Supernatural Staffel 2/3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt