Es war spät in der Nacht, als sie nach Maple Springs aufgrund eines Mordes fuhren. Dean und Sam hinderten Cat am Einschlafen. Die ganze Zeit stritten sie sich und zerstörten damit die idyllische Ruhe der Dunkelheit.
»Ich versteh' das nicht, Dean. Wieso nicht?«, rief Sam sauer.
»Weil ich es sage«, entgegnete der ältere Winchester.
»Jetzt haben wir den Colt! Wir können den Kreuzungsdämon heraufbeschwören. Wir müssen nur den Colt auf sie richten -«
»Wir wissen doch gar nicht, ob es funktioniert!«, erwiderte Dean.
»Dann erschießen wir sie halt einfach. Dann hat sich der Deal auch erledigt.«
»Wer weiß, ob das hinhauen würde, Sam. Alle deine Vorschlage sind nichts weiter als Wenn's und Vielleicht's, aber das reicht einfach nicht. Denn wenn wir diesen Deal platzen lassen, wirst du sterben!«
»Und wenn wir nichts tun, stirbst du!«, rief Sam.
»Sam, es reicht. Ich hab keinen Bock auf diese Unterhaltung.«
»Wieso? Weil du's so sagst?«
»Ja, genau. Weil ich es so sage!«, brüllte Dean.
»Aber du bist nicht Dad!«
Dean schwieg kurzzeitig. »Nein, aber ich bin der Ältere!«, sagte er dann, so, als ob dies eine Entschuldigung für sein Auftreten war. Sam stöhnte genervt. »Und ich tu das, was am besten ist. Du hörst jetzt auf damit. Hast du verstanden?«
Sam antwortete nicht, sondern starrte stattdessen stur nach vorn. Cat lehnte ihren Kopf gegen die kühle Scheibe und blickte nach draußen. Die Bäume zogen an ihnen vorbei; sie schienen wie schwarze Schemen, einen zu sich hinziehend und dann verschlingend.
»Erzähl mir was von dem geisteskranken Mörder«, sagte Dean plötzlich - er wollte vom Thema ablenken. »Komm schon, Sam. Mach's nicht so spannend.«
Widerwillig ergriff Sam die Zeitung, die vor ihm auf dem Armaturenbrett gelegen hatte, und schlug diese auf der richtigen Seite auf. »Geisteskranker Mörder - zerreißt seine Opfer mit bestialischer Grausamkeit«, las der Winchester lustlos vor.
»Okay. Es wird aber nichts erwähnt von Rasiermesser scharfen Zähnen und langen Krallen oder Tieraugen?«, wollte Dean wissen.
»Nein. Der Mondzyklus steht richtig«, sagte Sam. »Pass auf: Wenn's ein Werwolf ist, haben wir nicht lange Zeit. Freitag ist Vollmond und das ist für einen Monat das letzte Mal, dass er sich verändert.«
»Zwei Tage - das sollte reichen«, meinte Dean. Er hob seinen Kopf und blickte über den Rückspiegel zu Cat.
»Schläft sie?«, fragte Sam.
»Ich denke schon.« Dean griff mit seiner Hand nach hinten und berührte Cat leicht an der Handfläche. Das Mädchen verzog nur das Gesicht und wandte sich ab - sie schlief.
»Ich find's gut, dass ihr euch vertragen habt«, meinte Sam, als sein Bruder wieder beide Hände auf das Lenkrad gelegt hatte.
»Ja, na ja. Wenn man schon den ganzen Tag aufeinander hockt, ist es das Beste«, erwiderte Dean nur. »Hast du eigentlich noch Visionen?«
»Nein, seit dem Tod des Gelbäugigen nicht mehr. Wieso?«
»Nur so«, murmelte Dean, sich auf die Fahrbahn konzentrierend und nachdenklich schweigend.
»Ich bin Detective Plant, das ist Detective Page und das ist unsere reizende Praktikantin Zoe«, erklärte Dean und Sam und er steckten ihre gefälschten Ausweise zurück. »Wir kommen vom Büro des County-Sheriffs.«
»Ja, ich hab' Sie schon erwartet«, sagte der Mann, der von seinem Krankenbett aus hoch zu den beiden Männern und der jungen Frau blickte.
»Ja?«, fragte Dean verblüfft.
»Den ganzen Morgen. Sie sind doch die Phantombildzeichner, richtig?«
»Da haben Sie recht«, stimmte der ältere Winchester zu. »Genauer gesagt, ist mein Partner der Zeichenkünstler. Was der alles mit 'nem Stift anstellt …«
am wandte sich seinem Bruder mit zusammengekniffenen Augen zu, doch dieser ging darauf nicht ein.
»Hören Sie, bevor wir damit anfangen, würd' ich Sie gern was fragen: Wie sind Sie entwischt?«
»Ähm ... ich ... ich hab' keine Ahnung ... ich hab' mich versteckt und er fand mich. Er kam direkt auf mich zu und dann hat er plötzlich innegehalten. Er starrte mich an, mit seinen toten Augen, und danach ist er einfach weggelaufen.«
»Okay«, sagte Sam und zog seinen Notizblock und seinen Stift aus der Tasche. «Ich brauche alle körperlichen Details, an die Sie sich erinnern können.«
»Äh, ja ... er war ungefähr 1.80 groß, dunkle Haare.«
»Was war mit seinen Augen? Welche Augenfarbe hatte er?«, fragte Sam, nachdem er etwas auf seinen Block gezeichnet hatte.
»Vielleicht blau ... es war dunkel …«
»Wirkten sie vielleicht animalisch?«, wollte Dean wissen.
»Was?«
»Was war mit seinen Zähnen? War da irgendwas seltsam?«, sagte Sam schnell, da der Patient verwirrt wirkte.
»Nein«, antwortete dieser. »Einfach nur Zähne.«
»Was hatte er für Fingernägel?«, fragte Dean.
»O-Okay, hören Sie: Es war ein ganz normaler Mann, mit ganz normalen Augen und ganz normalen Zähnen ... und Fingernägeln ...«, meinte der Patient.
»Hören Sie, Sir, es ist okay -«, begann Sam, doch wurde er von dem Mann unterbrochen.
»Nein, nein. Es waren meine Brüder!«, sagte er mit einem Zittern in der Stimme. »Dieser Mistkerl ... er hat meine Brüder umgebracht. Wie würden Sie sich da fühlen?«
»Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen«, antwortete Sam.
Cat bemerkte den schweigenden Blick, den Dean seinem Bruder zuwarf, und innerlich hoffte sie sehr, dass er Sam nun wenigstens ein bisschen verstand.
»Ich weiß, das ist nicht leicht, aber wenn Sie sich an weitere Einzelheiten erinnern können -«, sagte Dean schließlich.
»Da war noch etwas. Eine Tätowierung auf seinem Arm von einer Zeichentrickfigur«, meinte der Patient. »Das ist dieser Kerl, der den Road Runner jagt.«
»Wile E. Coyote«, half Dean ihm auf die Sprünge.
»Ja, genau der.«
»Kyle«, erklang auf einmal die Stimme eines Mannes, der sich dem Bett des Patientens näherte.
»Doktor Garrison.«
»Wie fühlen Sie sich?«
»Ganz gut soweit.«
»Sind Sie der behandelnde Arzt?«, fragte Dean und auf das »Ja« hin zeigte er dem Doktor den Ausweis. »Kann ich Ihnen vielleicht ein paar Fragen stellen?«
»Sicher.« Zusammen mit dem Arzt verließ Dean das Zimmer.
»Darf ich das mal sehen?«, fragte der Patient und deutete auf Sams Notizblock.
»Ähm ... ja, ja ... äh.« Sam lächelte verschmitzt und reichte die Zeichnung langsam dem Mann. »Ja ja, es ist ... es ist noch nicht ganz fertig …«
Der Patient ergriff den Block und musterte das Bild. »Äh ... das ist wirklich ...« Weiter sprach er nicht - ihm fehlten die Worte.
Als Dean sich später auf dem Weg zum Auto das Bild ansah, musste er lachen - genau wie Cat, die es auch zum ersten Mal sah.
»Das ist vielleicht 'n Kunstwerk. Ehrlich«, sagte der ältere Winchester amüsiert.
»Ich hab' nie gesagt, dass ich zeichnen kann«, meinte Sam und riss ihm die Zeichnung aus der Hand. »Also. Was hat der Arzt über Kyles Brüder gesagt?«
»Nicht viel. Sie starben bereits am Tatort«, erklärte Dean. »Aber er hat mir den Bericht des Gerichtsmediziners gegeben.«
»Lass mich raten: Ihre Herzen fehlten.«
»Nein«, sagte Dean zu Cat und Sams Erstaunen. »Aber Stücke ihrer Nieren, Lungen und Gedärme. So verhält sich kein Werwolf.«
»Was war's dann?«, wollte Cat wissen.
»Ein Dämon?«, fragte Sam. »Dann wäre Kyle jetzt besessen.«
»Wieso sollte ein Dämon den Angriff abbrechen?«, meinte Dean.
»Wenn ich drüber nachdenke, könnte es ...«, überlegte Sam. »Nein, mir fällt nichts ein.«
Später wurden die drei wieder ins Krankenhaus gerufen - ein weiteres Opfer hat einen neuen Mordanschlag überlebt. Sie fanden das Zimmer, in welchem die Frau saß, und blieben im Türrahmen stehen. Der Arzt redete auf die verzweifelte Patientin ein, die unbedingt gehen wollte, er es aber nicht zuließ.
»Detectives, Zoe«, begrüßte der Arzt die drei, als er zu ihnen kam.
»Doktor Garrison«, sagte Dean.
»Was geht hier vor sich? Die ganze Stadt dreht durch«, meinte der Doktor.
»Wir sagen es Ihnen, sobald wir's wissen«, versprach Sam.
Der Arzt nickte nur, drängte sich an den beiden Männern vorbei und ging.
»Miss Watson. Wir möchten Ihnen nur ein paar Fragen stellen«, sagte Dean, als Sam, Cat und er nähergetreten waren und die Winchesters der Frau auf dem Krankenbett ihre Ausweise gezeigt hatten.
»Müssen wir das jetzt alles noch mal durchgehen?«, fragte sie leise.
»Wir versuchen es kurz zu machen«, sagte Sam. »Miss Watson, können Sie uns sagen, wie Sie entkommen sind?«
Die Frau ließ den Kopf sinken und nickte leicht. »Ich hatte nicht so viel gegessen wie Ken. Deswegen war ich nicht so benommen. Als die ... als die alte Frau Ken zerstückelt hat, hab' ich ihr einen Stoß gegeben ... und sie ist gefallen. Sie hat sich den Kopf am Ofen aufgeschlagen. Sie ist tot, oder? Ich hab' sie getötet …«
»Haben Sie irgendeine Ahnung, wieso sie Ihnen das angetan hat?«, fragte Dean.
»Nein, in der einen Minute war sie noch eine nette, alte Dame und in der nächsten schon ein schreckliches, altes Monster.«
»Woran erinnern Sie sich noch?«, wollte Cat wissen.
»Hat man ... da zufällig ein kleines Mädchen gefunden?«
»Ein kleines Mädchen?«, wiederholte Sam ungläubig. »In dem Haus?«
»Ich hab' sie draußen vor dem Fenster stehen sehen. Und dann war sie einfach verschwunden. Sie hat sich in Luft aufgelöst. Wahrscheinlich hatte ich durch das Gift Halluzinationen …«
»Ein Mädchen, das einfach verschwindet«, sagte Dean nachdenklich. »Wie sah's denn aus?«
»Ist das wichtig?«
»Ja, jedes Detail ist wichtig«, meinte Sam.
»Sie hatte schwarze Haare und ganz blasse Haut«, erklärte die Frau. »Sie war ungefähr acht. Sie war ein hübsches Kind. Es war ... schrecklich, sie inmitten von so was Entsetzlichem zu sehen.«
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Blood & Demons || Supernatural Staffel 2/3
FanficBuch 1 Sam Winchester fühlt sich beobachtet, doch glaubt ihm Dean, sein großer Bruder, nicht. Eines Nachts bricht jemand in ihr Motel-Zimmer ein und Dean hat nichts Besseres zu tun, als den Unbekannten ohnmächtig zu schlagen. Doch Sam kennt »ihn«...