Cat lief auf und ab, die Arme vor der Brust verschränkt und nachdenkend. In diesem Moment ging die Tür auf und Bobby betrat mit Essen in der Hand den Raum.
»Dean? Ich hab dir was mitgebracht«, sagte der ältere Mann und hob den Eimer mit dem Essen in die Luft.
»Nein, danke. Ich mag nicht«, kam es leise von dem Mann. Er lehnte am Türrahmen und beobachtete ununterbrochen den Leichnam seines Bruders.
»Du solltest aber was essen«, erwiderte Bobby.
»Ich sagte, ich mag nicht.« Dean wandte sich um, lief zum Tisch und trank einen großzügigen Schluck aus der Bierflasche.
»Dean, ich fange nur ungern davon an, aber meinst du nicht, dass es langsam an der Zeit ist, Sam zu beerdigen?«
Dean hob den Kopf und sah Bobby ohne Anzeichen von Emotionen an. »Nein.« Dean ließ sich auf dem Stuhl nieder.
»Wir könnten ja …«
»Was? Seine Leiche verbrennen? Noch nicht.«
Bobby stützte sich auf den Tisch und blickte Dean ernst in die Augen. »Ich will, dass du mit mir mitkommst.«
»Ich werde nirgendwo hingehen.«
»Dean, worauf wartest du denn?«, wollte Cat wissen. »Er ist tot. Sam ist tot. Er wird nicht wiederkommen.«
»Halt die Klappe!«, herrschte Dean sie an.
Sauer stöhnte Cat auf und ging herüber zu Sam. Schweigend musterte sie ihn. Obwohl sie bisher nur knappe Sätze gewechselt haben, tat es ihr weh, ihn dort liegen zu sehen. Doch es war zu spät - er war tot.
Plötzlich wurde die Tür zugeschlagen und Cat wandte sich verwundert um. Bobby war verschwunden. Dean hatte seine Arme auf die Lehne des Stuhls gestützt und blickte erst zu Sam, dann zu der Frau.
»Was ist?«
»Kannst du uns ... kurz allein lassen?«, fragte Dean mit einem überraschend freundlichen Ton.
»Ja, klar. Ich warte draußen.«
Cat verließ das Haus und blieb draußen stehen. Unruhig trat sie den Sand umher und sah sich um. Nach einer Weile kam Dean aus dem Haus gestürmt. Seine Gesichtszüge waren ernst und entschlossen.
»Du bleibst hier bei Sam«, sagte er und lief an ihr vorbei.
»Wo willst du hin?«, wollte Cat besorgt wissen.
»Ich muss etwas erledigen«, antwortete der Mann, ohne stehenzubleiben.
»Hey, Dean?« Der Mann verharrte. »Pass auf dich auf. Tu nichts Bescheuertes.«
»Nein«, sagte Dean leise. »Nein, tu ich nicht.«
Mit diesen Worten ging Dean und ließ Cat stehen. Sie sah ihm hinterher, bis er verschwunden war, und betrat dann wieder das Haus. Ihr Blick fiel auf den toten Sam, doch riss sie sich davon los und setzte sich auf den Stuhl. Irgendwann hielt sie es jedoch nicht mehr aus. Sie erhob sich und lief zu Sam.
Cat überlegte, wie er so gewesen war, bevor er kaltblütig ermordet wurde, und wie er wahrscheinlich gewesen sein würde, wenn das nicht passiert wäre. Sie setzte sich zu ihm auf die Bettkante und musterte sein Gesicht. Sie wollte seine Hand berühren, doch letztendlich ließ sie davon ab und ging wieder herüber in den anderen Raum.
Ein schweres Atmen erklang und verwundert wandte Cat sich um. Sam Winchester hatte sich aufgesetzt und sah sie nun entsetzt an.
»Sam?« Die Frau rannte auf ihn zu und ergriff seine Schultern.
»Cat.«
»Du ... du ...« Sie stockte, dann durchfuhr es sie wie ein Blitz. »Du bist wach …«
»Ja.« Langsam erhob Sam sich und versuchte seine Wunde im Spiegel zu betrachten.
Cat fuhr sich mit der Hand durch die Haare und begann nervös auf und ab zu laufen. Als die Tür geöffnet wurde, hielt Cat inne. Dean blickte zu ihr, doch sie wandte sich nur ab.
»Sammy?«, fragte er, als er seinen Bruder im Nebenzimmer sah. Er fiel ihm in die Arme und drückte fest an sich, so dass Sam vor Schmerzen aufstöhnte.
»Entschuldige. Tut mir leid, Mann. Ich ... Ich freu' mich, zu sehen, dass es dir wieder gut geht. Komm setz dich.«
»Dean, was ist mit mir passiert?«, wollte Sam wissen, als er sich auf das Bett gesetzt hatte. Cat erschien mit verschränkten Armen im Türrahmen und sein Blick fiel auf sie. Sie sagte nichts, sondern starrte ihm nur finster entgegen.
»Na ja. Woran erinnerst du dich?«
Sam blickte wieder zu seinem Bruder. »Da warst du und Bobby und Cat, und ... dann hab ich diesen Schmerz gespürt, einen stechenden Schmerz. Wie Feuer, verstehst du? Dann kamst du mir entgegengelaufen und ... das war's auch schon.«
»Ja, dieser Typ hat dir mit 'nem Messer in den Rücken gestochen. Du hast viel Blut verloren. Weißt du, es stand ziemlich auf der Kippe«, erklärte der Ältere.
»Aber, Dean, solch eine Wunde kannst du doch gar nicht zusammenflicken«, bemerkte Sam.
»Nein, Bobby hat es getan«, meinte Dean daraufhin. »Wer war dieser Kerl überhaupt?«
»Sein Name ist Jake. Habt ihr ihn erwischt?«
»Nein. Er ist in die Wälder verschwunden.«
»Wir müssen ihn finden, Dean. Und ich schwöre, ich werde diesen Scheißkerl in Stücke reißen.«
»Woah, woah, immer mit der Ruhe, Panther. Du bist gerade erst aufgewacht. Ich werd' dir erst mal was zu essen holen. Willst du was essen?« Sam nickte. »Ich sterbe vor Hunger. Komm.«
Dean holte Pizza und Cola und dann erzählte Sam von den Geschehnissen. Sein Bruder und Cat hörten ihm aufmerksam zu, bis er seine Erzählung beendet hatte.
»Und? Hat er noch etwas erzählt?«, wollte Dean wissen.
Sam schüttelte den Kopf. »Nein, nein. Das war's. Sonst nichts. Was ich nicht verstehe, ist, wenn der Dämon nur einen von uns wollte, wieso sind dann sowohl Jake als auch ich davongekommen?«
Cat hob den Kopf und blickte Sam direkt in die Augen. Erst als Dean antwortete, wandte er sich ab. »Sie dachten wahrscheinlich, du seist tot und die Sache wäre damit erledigt.« Dean biss von seiner Pizza ab. »Was wird der Gelbäugige jetzt mit Jake anfangen?«
»Keine Ahnung, aber egal, was es ist, wir müssen ihn aufhalten«, sagte Sam.
»Hey, ganz langsam, ja? Du musst dich erst mal erholen. Wir haben Zeit.«
»Nein, haben wir nicht.«
»Sam, das Meer kocht nicht und es regnet auch keine Frösche, okay? Zuerst musst du wieder zu Kräften kommen.«
»Hast du im Roadhouse angerufen? Vielleicht wissen die was«, meinte Sam daraufhin.
»Ja.« Sein Bruder blickte zu Boden.
»Dean, was ist los?«
Nun berichtete Dean von den Geschehnissen. Schockiert und mit Tränen in den Augen sah Sam ihn an.
»Bobby arbeitet im Augenblick daran.«
»Na, dann. Bobby ist nur ein paar Stunden von hier entfernt.« Sam erhob sich langsam und stöhnte sofort vor Schmerzen auf.
»Woah, warte. Sam, warte!« Dean sprang auf und hielt seinen Bruder fest. »Du wärst fast gestorben. Was hätt' ich denn ... Kannst du denn nicht einfach ein bisschen auf dich Acht geben, ich meine, nur ein kleines Bisschen?«
»Tut mir leid – nein.«
Sam lief an Dean vorbei und der Mann wollte ihm folgen, doch Cat hielt ihn am Arm zurück.
»Okay, fünf Jahre. In fünf Jahren bezahl' ich meine Rechnung. Das ist mein letztes Angebot. Fünf Jahre oder gar nicht.«
»Dann gar nicht.«
»Gut.«
»Gut. Beerdige Sam, bevor der Gestank hier alles verpestet.«
»Warte!«
»Das klingt nach Schlussverkauf - und alles muss raus.«
»Also, was muss ich tun?«
»Zuallererst hör auf, so unterwürfig zu sein. Das ist nicht sehr sexy. Hör zu. Eigentlich dürft' ich das nicht tun, ich könnte Schwierigkeiten bekommen. Aber was soll ich sagen? Ich habe eine Schwäche für dich, Dean. Hach, du bist wie ein Hundebaby, mit dem man gern spielen möchte. Ich werd' es tun.«
»Du wirst ihn zurückholen?«
»Das werd ich. Und damit du meinen guten Willen siehst, gebe ich dir ein Jahr.«
Cat starrte Dean entsetzt an und auch er schien im ersten Moment ungläubig. »Dean ...« Catherine wollte noch mehr sagen, doch der Mann rannte einfach weiter.
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Blood & Demons || Supernatural Staffel 2/3
Hayran KurguBuch 1 Sam Winchester fühlt sich beobachtet, doch glaubt ihm Dean, sein großer Bruder, nicht. Eines Nachts bricht jemand in ihr Motel-Zimmer ein und Dean hat nichts Besseres zu tun, als den Unbekannten ohnmächtig zu schlagen. Doch Sam kennt »ihn«...