Kapitel 15

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Es knallte, doch die Kugel verfehlte wieder sein Ziel. Genervt stöhnte Cat auf und lud die Waffe nach. Sie hob die Schrotflinte wie zuvor auch an und zielte auf die Dose.
»Denk an die Linie«, erklang plötzlich eine Stimme und verwundert wandte Cat sich um.
»Welche Linie?«, wollte sie wissen.
Dean lief auf sie zu und stellte sich links neben sie.
»Darf ich?«, fragte er mit erhobenen Händen und als die Frau zustimmend nickte, legte er das Gewehr richtig an. »Siehst du das? Jetzt wirkst du nicht mehr wie ein betrunkener Schwan.«
Verwundert runzelte Cat daraufhin die Stirn.
»Jetzt drück den Abzug nach hinten.«
Der Mann hatte seine Hand auf die ihre gelegt und zusammen zogen sie den Regler nach hinten. Es knallte und im nächsten Augenblick stürzte die Dose scheppernd zu Boden. Ein Lächeln machte sich in Cats Gesicht breit und langsam ließ sie die Arme sinken.
»Danke«, sagte sie und trat einen Schritt beiseite, um Dean ins Gesicht sehen zu können. »Aber du bist doch nicht deswegen gekommen, oder?«
»Nein«, gestand der Mann. »Wir haben einen neuen Fall.«
»Tatsächlich?« Cat hob eine Augenbraue. »Und du willst mich dabeihaben?«
»Allmählich find' ich mich damit ab. Aber um ehrlich zu sein, tu ich das für Sam.« Dean verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie mit einem wissenden Blick an.
»Für Sam?«, wiederholte Cat fragend.
»Wir wissen doch beide, was deine wahren Gefühle für ihn sind«, meinte Dean.
»Hast du getrunken?«, fragte die Frau, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Ein wenig.«
»Du denkst wirklich, dass ich ... dass ich auf Sam ...« Cat begann zu lachen. »Sam ist ein Freund, wenn nicht sogar mein bester Freund.«
»Dein bester Freund?«, wiederholte Dean ungläubig.
»Ich hole meine Sachen«, sagte Cat und lief ohne Weiteres davon.
Kurz darauf saßen sie und die Winchesters im Impala auf den Weg nach Ohio. In Anzügen, Cat eher im Jackett, betraten sie die Kirche, in welcher sich ein Mann umgebracht hatte.
»Für die Versicherungsgesellschaft gibt es nicht viel zu klären«, meinte der Pfarrer, während er die drei durch die Kirche führte. »Es war Selbstmord. Ich hab's mit eigenen Augen gesehen.«
»Nun, dann wird das nicht lange dauern«, versprach Dean.
Der Pfarrer blieb stehen und blickte hoch zur Brüstung. »Da hat es Andy getan. Ich hatte ihn seit Wochen nicht mehr gesehen. Früher kam er jeden Sonntag.«
»Und seit wann nicht mehr?«, wollte Sam wissen.
»Oh, ungefähr seit zwei Monaten.«
Dean nickte und notierte diese Information auf seinem kleinen Block.
»Zu der Zeit fing auch alles andere an sich zu verändern«, fügte der Pfarrer hinzu.
»Was meinen Sie damit?«, hackte Cat nach.
»Früher war das hier eine Stadt, auf die man stolz sein konnte«, erklärte der Mann. »Die Menschen waren für einander da. Andy sang im Chor und dann, eines Tages, war er total verändert. Als wäre er -«
»- besessen?«, beendete Sam fragend den Satz.
Der Pfarrer wandte sich ihm zu und nickte. »Ja, so könnte man sagen. Er verspielte sein Geld, betrug seine Frau, verlor seine Arbeit - ja, als hätte man einen Schalter umgelegt.«
»Pater, kannten Sie den Mann, der die Leute im Hobbyshop umgebracht hat?«, wollte Sam wissen.
»Ja, sicher. Tony Perkens. War ein netter Mann.«
»Hat sich auch seine Persönlichkeit plötzlich eines Tages geändert?«
»So hab' ich es noch nie betrachtet, aber ja, zur selben Zeit wie Andy, ungefähr vor zwei Monaten.«
Sam sog scharf die Luft und blickte zu seinem Bruder. Dieser ließ den Notizblock sinken und nickte dem Pfarrer dankbar zu.
»Wir danken Ihnen, Pater, für das Gespräch.«
Der Mann nickte den dreien ebenfalls zu und schritt dann davon.
»Vor zwei Monaten haben wir das Teufelstor geöffnet und plötzlich ist in dieser Stadt nichts mehr beim Alten«, meinte Sam, während er, sein Bruder und Cat nach draußen gingen. »Das ist kein Zufall.«
Sie fuhren zu einem Motel und checkten dort in einem Zimmer mit Doppelbett und Couch ein. Cat hatte wieder darauf bestanden und auch wenn Dean das nicht so gerne sah, hatte er sich überreden lassen.
Dean lachte fröhlich, als sie das Zimmer betraten und musterte sich erst einmal in dem großen Spiegel, der an der Decke befestigt war. Sam schmiss seine Tasche auf das Bett und wollte gerade seine Krawatte lösen, als er Deans erstaunte Rufe hörte.
»Richie? Das glaub' ich nicht.«
Cat und Sam wandten sich um. Gegenüber von ihrem Zimmer stand ein Mann, der dunkle Haare hatte und etwas braun-gebrannt war.
»Dean ... Dean Winchester, richtig?«, sagte er fragend.
Da kam eine blonde Frau aus dem Zimmer des Mannes, die Dean von oben bis unten musterte. Sie stützte ihren Arm am Türrahmen ab und blickte Richie ernst an.
»Das ist meine Schwester ...«, erklärte dieser grinsend.
Cat runzelte die Stirn und blickte verwundert zu Sam, der nur mit den Achseln zuckte. Richie gab der Frau das Geld, welches er in der Hand gehalten hatte, und erst dann stolzierte sie mit ihren langen Beinen davon. Fragend sah Dean der Frau hinterher, dann wandte er sich wieder Richie zu.
»Na ja, ihr wisst schon – Stiefschwester.«
»Komm doch rein«, lud Dean den Mann ein. »Das ist mein Bruder Sam.«
Richie schlug grinsend mit Sam ein und als dieser die Tür schloss, fiel sein Blick auf Catherine.
»Und wem gehört die Kleine?«, fragte er keck.
»Sam«, gab Dean knapp zurück.
Cat verdrehte genervt die Augen. »Ich bin nur eine Freundin.« Sie hielt Richie die Hand entgegen und anstatt dass er bei ihr ebenso einschlug, hauchte er ihr einen Kuss auf den Handrücken.
»Freut mich, Bekanntschaft mit dir zu machen …«
»Cat«, half die Frau ihm auf die Sprünge.
»Cat«, wiederholte er lächelnd.
»Woher kennt ihr euch eigentlich?«, fragte Sam in diesem Moment und so wandte Richie sich von Catherine ab.
»Du warst noch in der Schule«, meinte Dean, der sich das Jackett ausgezogen hatte und nun das Hemd aus der Hose zog.
»Da war doch diese geile Braut in Kansas, richtig?«, erwiderte Richie.
»Ja.«
»Oh, man, die hatte einen Wahnsinns Vorbauch«, schwärmte Deans Freund. »War echt schade, dass ich die erledigen musste.«
»Augenblick mal: Wer hat sie getötet?«, entgegnete Dean, der seine Ärmel hochkrempelte. »Soweit ich mich erinnere, hab' ich dir deinen Arsch gerettet.«
»Dass er so 'n Witzbold ist, hätt' ich fast vergessen«, sagte Richie amüsiert.
»Also, du bist Jäger?«, wollte Cat wissen.
»Ja.« Richies Handy klingelte und er fischte es aus seiner weiten Hosentasche.
»Ich hab's dir damals schon gesagt und ich sag's dir noch mal: Du bist für diesen Job nicht geschaffen. Du bringst dich damit selber um.«
»Hey, was gibt's?«, fragte Richie den Anrufer. Er ließ das Handy kurzzeitig sinken und blickte wieder zu Dean. »Falls es dich interessiert, Winchester, das verletzt mich.« Er entfernte sich einige Schritte von den dreien und legte das Handy wieder ans Ohr. »Ist grad 'n ungünstiger Zeitpunkt, Babe. Ich ruf dich später an.«
»Und? Hast du was entdeckt?«, fragte Dean, als Richie aufgelegt und sich auf das Sofa gesetzt hatte.
»Äh, nein, ich hab' nichts. Oh, warte mal. Du meinst, was Dämonen angeht?«
»Ja«, antwortete Dean.
»Ja ... nein, ich hab' nichts.«
»Typisch. Und was ist das da mit deiner Schwester?«
»Soll ich ganz ehrlich sein? Sie hat auf jeden Fall den Teufel in sich, aber sie ist kein Dämon - du verstehst schon.« Richie erhob sich. »Jetzt mal im Ernst: Der Kerl aus'm Hobbyshop und der aus der Kirche, die waren schon unter der Erde, als ich hier aufschlug. Vielleicht war'n sie besessen, aber ich kann's nicht beweisen.«
»Ja, so weit sind wir auch«, erklärte Sam. »Nehmen wir mal an, die Dämonen haben von den Menschen in dieser Stadt Besitz ergriffen und spielen jetzt verrückt …«
»Und wieso sollte ein Dämon sich das Gehirn auspusten?«, wollte Dean wissen.
»Aus Spaß«, meinte Richie.
»Oder weil sie dem Menschen schaden wollten«, warf Cat nachdenklich ein. Alle blickte zu ihr und sie lehnte sich an die Tür und sah kurz zu jedem Einzelnen. »Wenn sie der Hülle eine Kugel in den Kopf jagen, sind sie nicht tot, nur der Mensch.«
»Warum sollten sie das tun? Das ergibt keinen Sinn«, erwiderte Dean.
Cat zuckte mit den Achseln. »Alles andere ergibt auch keinen Sinn.«
»Gibt es hier noch jemanden, der auf dieses Profil passt?«, fragte Dean Richie, ohne weiter auf Cat einzugehen. »Irgendein netter Kerl, der plötzlich zum Fiesling wurde?«
»Einen gewissen Trotter«, meinte Richie. »Er war mal der Vorsitzende vom Roatiry Club. Man sagt, er sei auf einmal ein richtiges Arschloch geworden. Er hat das Glücksspiel eingeführt und Nutten - ihm gehört praktisch die ganze Stadt.«
»Weißt du, wo er sich aufhält?«, fragte Sam.
»In ein paar Stunden wird er in seiner Bar sein.«
Richie verließ die drei und während die Jungen sich im Zimmer umzogen, ging Cat ins Bad.
»Wir gehen dann in die Bar!«, rief Dean ihr zu.
»Und ihr wartet!«, antwortete Cat daraufhin und riss die Tür auf.
Die Männer hatten sich fertig umgezogen und Dean war bereits drauf und dran das Motel-Zimmer zu verlassen. Genervt blieb er stehen und sah abwartend zu seinem Bruder. Dieser warf ihm nur einen mahnenden Blick zu und mit einem Stöhnen rannte Dean vor.

1500 Wörter

Ich habe zwei Schreibweisen von dem Namen "Richie" in dieser Folge gefunden und habe jetzt die genommen - nicht, dass ihr euch wundert xD

Ich habe zwei Schreibweisen von dem Namen "Richie" in dieser Folge gefunden und habe jetzt die genommen - nicht, dass ihr euch wundert xD

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Ich will ja zu dem Gif nichts sagen ... ^^ Kennt ihr so jemanden?

Einen tollen Abend euch :*

Blood & Demons || Supernatural Staffel 2/3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt