Kapitel 14

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Geräuschvoll fiel die Tür ins Schloss und Catherine schmiss achtlos die Tasche in die Ecke. Erschöpft legte sie sich auf das Bett, doch wollte sie nicht schlafen. Deswegen ergriff sie die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein. Das Bild flackerte und Cat erhob sich und schlug auf dem Kasten ein, bis es sich stabilisiert hatte.
Auf dem Bildschirm erschien wieder eine ihr vertraute Gestalt und vor Schreck wich die Frau zurück. Sofort spürte sie die Bettkante in den Kniekehlen und wie aus Reflex setzte sie sich auf die Matratze.
»Hallo, Cat«, begrüßte der Gelbäugige sie fröhlich.
Catherine wandte sich um und ergriff die Fernbedienung von der Decke. Schnell schaltete sie den Fernseher aus und erleichtert atmete durch, als das Bild verschwunden war. Ohne ein schlechtes Gewissen, lehnte die Frau sich zurück. Sie spürte den Stoff der Decke auf ihrer Haut und verträumt starrte sie die Decke an.
»Und? Wie hat es sich so angefühlt?«, erklang die Stimme und abrupt erhob Cat sich. Der Gelbäugige war wieder aufgetaucht und grinste sie breit an.
Catherine ergriff die Fernbedienung und wollte den Fernseher wieder ausschalten, doch gelang es ihr nicht - das Bild blieb unverändert. Immer wieder drückte sie auf den Knopf, doch bis auf des Lachen des Mannes geschah nichts.
»Oh, Cat. Du lernst es einfach nicht. Ich bin ein Teil von dir. Mein Blut fließt praktisch durch deine Adern und somit bin so was wie ein Verwandter, wenn nicht sogar dein Vater.«
»Du bist nicht mein Vater. Mein Vater ist tot. Genau wie meine Mutter«, zischte Cat. »Und ich weiß auch, wer es war. Du hast sie getötet!«
»Bist du dir da so sicher? Ich meine, du warst erst sechs Monate alt«, sagte der Dämon.
»Ich hatte Träume davon, Visionen ... Du hast meine Mutter umgebracht, und meinen Vater!«
»Deine dunkle Seite kommt allmählich hindurch«, meinte der Gelbäugige, ohne auf das vorherige Thema einzugehen. »Der arme Mann ... ihm Bilder von einer Folterung zu zeigen ... ich wusste, was in dir steckt, Cat, und ich bin stolz auf dich.«
Catherines Augen weiteten sich. Erst jetzt schien sie zu realisieren, was sie getan hat. Der Gelbäugige jedoch lachte nur, woraufhin die Frau sich wieder fasste und ihm ernst entgegenblickte.
»Verschwinde endlich«, zischte Cat und erhob sich. Langsam lief sie auf den Fernseher zu und beugte sich dann vor. »Verschwinde!«
Die Tür wurde aufgeschlossen und Dean und Sam betraten das Zimmer. Catherine richtete sich auf. Sie versuchte zu lächeln, doch sah es nur gequält aus.
»Der Typ am Empfang wollte erst Geld für das Zimmer«, sagte Dean, ohne sie anzusehen. »Das nächste Mal schreibst du uns die Nummer, klar?«
Catherine nickte bloß. »Was ist passiert?«, fragte sie, als sie Sams Blick bemerkte.
»Die Hasenpfote bringt Glück. Zumindest so lange, bis man sie verliert. Dann wendet sich das Blatt«, erklärte Dean. Er ergriff einen Stuhl, stellte ihn neben das Bett und drückte seinen Bruder darauf. »Du bleibst hier sitzen und bewegst dich nicht. Okay? Keinen Millimeter. Du schaltest das Licht weder an noch aus. Kratz dich nicht mal an der Nase.«
Dean wandte sich zum Gehen.
»Wo willst du hin?«, fragte Cat.
»Ich muss was erledigen. Du passt auf Sam auf!« Kaum hatte er dies ausgesprochen, verschwand er auch schon.
Demonstrativ kratzte Sam sich an der Nase und schweigend ließ Cat sich wieder auf der Bettkante nieder.
»Warum bist du gegangen?«, wollte der junge Winchester wissen.
»Musste mir die Beine ein wenig vertreten«, erklärte Catherine knapp.
Wieder wurde der Raum von Stille erfüllt. Cat blickte  zum Fernseher, doch war alles wie gewöhnlicherweise auch - ein schwarzes, leeres Bild.
»Was hast du gesehen?«
Verwirrt blickte Cat auf. »Im Fernsehen?«
»Nein, in der Tiefgarage. Und wahrscheinlich auch im Wagen«, meinte Sam.
Catherine schwieg eine Weile, dann atmete sie tief durch und blickte in Sams braune Augen. »Versprichst du mir, es nicht Dean zu erzählen?«
»Ja, klar. Ich verspreche es«, schwor Sam.
Cat ließ den Kopf sinken und atmete tief durch. »Ich habe Angst ...«, flüsterte sie und sie spürte, wie sich ein Kloß in ihrem Hals bildete.
»Wovor?«
Die Frau presste die Lippen aufeinander und schüttelte unaufhörlich den Kopf, so dass ihre gewellten Haare umherflogen.
»Cat, wovor?«, wiederholte Sam mit Besorgnis in der Stimme.
»Ich sehe ihn.« Kaum hatte sie dies ausgesprochen, füllten sich ihre Augen mit Tränen. Wie Wasserfälle flossen sie ihre Wangen hinunter und schwer wie Blei fielen sie zu Boden. »Ich sehe ihn in meinen Träumen, ich sehe ihn vor mir, wenn ihr nicht da seid. Er verlangt Dinge, Sam, schreckliche Dinge. Bitte mach, dass es aufhört, dass er aufhört«, flehte sie. »Bitte.«
»Wer soll aufhören, Cat?«
»Der gelbäugige Dämon«, flüsterte Catherine, den Kopf zu Boden gerichtet.
»Was?«, fragte Sam.
»Der gelbäugige Dämon«, wiederholte die Frau etwas lauter. »Er hat gesagt, dass ... er sagte, ich solle Dean töten ... und er ... er meinte, dass er meine Mutter zurückbringen könnte …«
»Cat, hör mir zu: Der gelbäugige Dämon ist tot. Er ist nur in deinem Kopf. Er kann dir nicht wehtun …«
»Und er kann auch nicht meine Mutter zurückbringen, oder?« Cat blickte auf und sah Sam direkt in die Augen.
Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Sagst du es, weil ich deinen Bruder töten soll?«, wollte Cat wissen.
»Ich sage es, weil ich gesehen habe, wie er starb«, gab Sam zurück.
»Du warst auch tot und durch irgendeinen Deal mit einem Dämon bist du wieder am Leben.« Der Winchester öffnete den Mund, doch Cat kam ihm zuvor. »Aber vielleicht hast du recht. Er ist nur Einbildung. Ich muss mich einfach losreißen, dann verschwindet er.«
Die Frau erhob sich und verschwand im Bad. Sie schloss die Tür ab und ließ das Wasser vom Waschbecken laufen. Cat spritzte sich ein wenig ins Gesicht. Als sie sich aufrichtete, starrte ihr Spiegelbild ihr entgegen. Ihre dunkel-braunen Augen wirkten müde. Sie hatte wenig in der letzten Zeit schlafen können und wenn sie dann doch in den Tiefschlaf gefallen war, war sie von Albträumen heimgesucht worden.
Cat drehte langsam ihren Kopf, ohne von ihren Augen abzulassen. Was, wenn sie irgendwann genauso schwarz wie die der Dämonen waren. Dämonen waren verdorbene Seelen, die durch und durch böse waren, nicht? Cat wollte nicht so etwas werden, nicht solch ein Wesen.
Plötzlich rumpelte es nebenan und abrupt wandte die Frau sich um.
»Sam?«, rief sie besorgt, doch der Mann antwortete nicht. »Sam, ist alles okay?«
Wieder kam keine Antwort zurück und verwundert öffnete Catherine die Tür.
»Ich wusste gar nicht, dass Sam Winchester ein Mädchen abgeschleppt hatte«, erklang eine Stimme, doch gehörte sie nicht zu Sam.
Zwei Männer, ein blonder und ein schwarzhaariger, standen im Raum und Sam war auf dem Stuhl mit Isolierband gefesselt worden. Er saß mit dem Rücken zu ihr, doch er schien bewusstlos, da er nichts sagte.
»Was habt ihr mit ihm gemacht?«, fragte Cat sofort.
Der Mann mit den blonden Haaren zuckte die Achseln. »Das hat er sich selbst zugefügt.«
Da erwachte Sam und die beiden Männer grinsten amüsiert.
»Er ist wach«, bemerkte der Blonde.
Der Winchester hob den Kopf und sah sich um. Cat rannte auf ihn zu, doch der Begleiter des Unbekannten hielt sie fest.
»Wer seid ihr? Was wollt ihr?«, fragte Sam.
»Setz dich dort hin und rühr dich nicht von der Stelle«, befahl der Schwarzhaarige und sofort drückte er Cat auf das Bett.
Der Blonde wandte sich an Sam und deutete mit dem Finger auf ihn. »Ich hätte geglaubt, dein Freund Gordon hätte mich geschickt.«
»Oh, ich bitte euch«, stöhnte Sam genervt auf.
»Wer ist Gordon?«, wollte Cat wissen.
»Er ist ein Jäger, Schätzchen«, erklärte der Blonde. »Wenn nicht sogar der Beste. Nun. Er hat mich gebeten, Sam Winchester aufzuspüren und ihm eine Kugel in den Kopf zu jagen.«
Unsicher sah Cat zu Sam. Dieser verdrehte nur die Augen - er wirkte ziemlich gelassen, dafür, dass er gerade auf einem Stuhl festsaß und getötet werden sollte.
Die Frau ließ ihre Blicke durch den Raum schweifen, sie suchte nach einem Ausweg. Sie würde niemals schnell genug sein, das Messer aus der Tasche zu holen, Sam zu befreien und dann noch die beiden Männer abzuhängen. Sie hatten sicherlich eine Waffe mit, sonst würde ihr Aufenthalt keinen Sinn machen, und so würden sie sie bereits bei dem Versuch, zur Tasche zu gelangen, töten.
»Aber, wie sich jetzt herausstellt, war's Gott, der mich zu dir geschickt hat«, sagte der Blonde und schlug Sam ins Gesicht.
Er schlug Sam so oft, bis er wieder bewusstlos wurde, und Cat konnte nichts anderes tun als zuzusehen - sie war hilflos; ohne Waffen gegen zwei Männer, das würde sie nie schaffen. Nun hatte sie drei Möglichkeiten: sitzen bleiben und nichts tun, den Versuch zur Tasche wagen und eventuell die Männer überwältigen, wenn nicht sogar versuchen Sam zu befreien, oder losrennen und nach Dean oder anderer Hilfe suchen.
Cat blickte an den Männer vorbei zur Tür. Sie müsste nur schnell genug sein, dann könnte sie es wahrscheinlich schaffen. Wenn sie hier blieb, würden die Männer, nachdem sie mit Sam fertig waren, sie töten oder andere Dinge mit ihr anstellen - und diese sahen nicht gut aus.
Ein Versuch war es wert und so wartete Cat auf den richtigen Moment. Der Blonde setzte sich neben sie. Er musterte Sam zufrieden, ihr schenkte er keinerlei Beachtung. Cat versuchte sich nichts von den Gedanken an dem Fluchtversuch anmerken zu lassen, auch wenn ihr Herz wie wild pochte und ihr Atmen laut und auffällig war.
Als der schwarzhaarige Mann sich gerade zu Sam hinunterbeugte, sprang Cat auf und lief los. Hastig öffnete sie die Tür und so schnell sie konnte, rannte sie davon. Ihre Beine trugen sie beinahe selbstständig vorwärts. Sie achtete nicht wirklich auf den Weg, eher auf ihre Füße, so dass sie nicht den schwarzen Wagen sah, der auf sie zufuhr.
Im rechten Moment bremste der Fahrer, aber dennoch rannte sie gegen die Stoßstange. Vollkommen überwältigt stützte Cat sich mit den Händen von der Motorhaube ab. Ihre Kopf kam nicht ganz hinterher, er verarbeitete noch die ganze Situation.
»Cat, kannst du nicht -«
»Dean!«, rief die Frau erleichtert und überglücklich zugleich. Noch nie zuvor war sie so froh gewesen, ihn zu sehen. Schnell rannte sie zur Beifahrerseite und stieg ein.
»Was ist los?«, fragte Dean verwundert.
»Sam, e-er ... Dean, da waren irgendwelche Männer. Sie wollen ihn töten!« Ihre Lippen bebte, die Worte überschlugen sich beinahe - sie hatte schreckliche Angst um Sam.
Ohne zu zögern, drückte Dean auf das Pedal und fuhr zurück zum Motel. Catherine hatte eine gewisse Strecke zurückgelegt - dies war ihr gar nicht so bewusst gewesen, doch das war im Augenblick unwichtig. Sam war wichtig, ihn zu retten war wichtig.
Dean parkte vor dem Zimmer. Er zog seine Waffe hervor, kontrollierte, ob sie geladen war und stieg aus dem Wagen.
»Du bleibst hier«, wies er an.
»Dean, ich -«
»Dir könnte da drinnen etwas zustoßen. Du bleibst hier!« Bevor Cat noch etwas sagen konnte, hatte der Mann die Tür zugeschlagen und verschwand im Zimmer.
Catherine sog scharf die Luft ein und faltete die Hände. Zitternd legte sie sie gegen ihren Mund - es war, als würde sie beten und tief im Inneren tat sie dies auch. Die Männer hatten sich nicht aufgeteilt, um ihr hinterherzurennen; ihr Ziel war es wirklich nur, Sam zu töten.
Als Dean mit Sam und ihren ganzen Sachen herauskam, atmete sie erleichtert aus. Tränen traten in ihre Augen und sie sprang aus dem Auto, direkt in Sams Arme.
»Es tut mir so leid, Sam. Es tut mir so leid«, schluchzte sie, den Kopf in seinem Shirt vergrabend. »Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Deswegen bin ich -«
»Schht, es ist alles in Ordnung«, beruhigte Sam sie. Er legte eine Hand an ihren Kopf, während er mit der anderen über ihren Rücken strich. »Du hast alles richtig gemacht.«
Er blickte zu Dean, der die Augenbrauen hochzog und sich schweigend ins Auto setzte. Allmählich beruhigte sich Cat wieder. Sie fuhr sich mit der Hand über ihr Gesicht und trat einen Schritt zurück.
»Tut mir leid.«
»Nein, es ist okay«, winkte Sam ab.
Da hupte Dean und auffordernd sah er die beiden an. »Kommt ihr? Die Vögel wachen sicher gleich auf und wir müssen diese Hasenpfote verbrennen.«
Catherine warf Sam noch einen letzten Blick zu, dann stiegen auch er und sie in den Wagen. Dean seufzte genervt und so schnell er konnte, fuhr er los.

2031 Wörter

Das längste Kapitel bisher.

Was hättet ihr in solch einer Situation gemacht? Hättet ihr genauso reagiert wie Cat?

Was hättet ihr in solch einer Situation gemacht? Hättet ihr genauso reagiert wie Cat?

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Blood & Demons || Supernatural Staffel 2/3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt