Kapitel 11

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Ein durchdringendes Klingeln riss Cat aus ihren Tiefschlaf. Benommen sah sie sich um. Das Tageslicht strahlte durch die Fenster - entweder hatte sie einen Tag durchgeschlafen oder nur wenige Stunden. Cats Handy lag auf dem Nachttisch und bewegte sich durch die Vibration unaufhörlich. Die Frau stöhnte genervt auf und fuhr sich mit der Hand durch die Haare, bevor sie ihr Handy ergriff und abnahm.
»Ja, hallo?«
»Hey, Cat, hier ist Sam«, erklang Sams Stimme. »Wir haben hier doch einen Fall.«
»Ach, ja?«
»Ja. Ich schick dir die Adresse. Kommst du dann?«
»Ja, kann ich machen.«
»Danke. Also bis gleich.«
Sam legte auf und Cat schmiss das Handy auf das Bett.

In enger Jeans und Bluse traf Catherine Sam vor einem Haus. »Was machen wir hier?«, wollte die Frau wissen.
»Wir sind von der Lebensversicherung. Du bist eine Assistentin und ziemlich neu, ja?«
»Ist irgendetwas ungewöhnlich hier?«, sagte Cat, ohne auf das soeben Gesagte einzugehen.
»Nun ja, ihr Mann ist bei einem Haushaltsunfall gestorben - und das ist der fünfte«, erklärte Sam.
»Okay.«
Cat straffte ihre Haltung und Sam klingelte. Kurz darauf öffnete eine Frau die Tür.
»Guten Tag, Miss. Wir sind von der Lebensversicherung. Wir sind wegen des Unfalls Ihres Mannes hier.«
»Ja, kommen Sie rein.« Die Frau trat zur Seite und Cat und Sam betraten das Haus.
»Dürften wir die Unfallstelle sehen?«, fragte Sam freundlich.
»Ja, sicher.« Die Frau führte die beiden durch das Haus, raus in den Garten.
»Entschuldigen Sie die Störung, aber wir wollen nur die Auszahlung der Lebensversicherung beschleunigen.«
»Natürlich.« Die Frau blieb einige Meter vor einer Leiter, die an der Hauswand vor einem mit Holz abgeriegelten Fester lehnte, stehen und deutete darauf. »Da ist er heruntergestürzt. Er war drin im Haus und hat eine Glühlampe gewechselt. Ich glaube, er muss das Gleichgewicht verloren haben.«
»Waren Sie hier, als es passiert ist?«, wollte Sam wissen.
»Nein, ich war nicht da. Nur unsere Tochter Dakota war zu Hause.«
Sam musterte die Leiter und das abgedeckte Fenster. Cats Blick fiel auf ein Mädchen, welches sie und Sam durch ein Fenster beobachtete. Sie stupste dem Winchester mit dem Ellenbogen in die Seite und dieser sah auf und winkte dem Mädchen zu. Dieses reagierte jedoch nicht und verwundert verzog Sam sein Gesicht. Sein Blick fiel auf den Blutfleck unter dem Fenster, was ihn noch mehr verwunderte als zuvor.
»Okay, ich glaube, das war's schon«, sagte Sam und riss sich von dem Blut los.
»Danke.« Die Frau wandte sich zum Gehen und sofort fiel Cat und Sam etwas ins Auge - es sah aus wie ein Loch im Nacken der Frau, als hätte jemand ihre Haut mit einer Nadel durchbohrt.

Cat lief im Zimmer auf und ab, während Sam am Laptop saß und das Internet durchforstete.
»Das mit dem Kind war schon merkwürdig«, meinte Cat. »Es war, als wäre es krank …«
»Ja, das stimmt. Hast du das Blut gesehen?«, fragte Sam.
»Unter dem Fenster?«
»Nicht nur da. Auch am Zaun.«
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Dean betrat mit ernster Miene das Zimmer. »Irgendwas stimmt mit den Kindern in dieser Stadt nicht.«
»Ja. Wem sagst du das ...«, sagte Sam, ohne von seinem Laptop aufzusehen. »Sag mal, was weißt du über Wechselbälger?«
»Die Babys von bösen Monstern?«, fragte Dean nach.
»Nicht zwangsläufig Babys.«
»Diese Kinder ... die glotzen einen an, als wäre man bescheuert«, meinte Dean und lief auf seinen Bruder zu.
»Solch eines haben wir auch gesehen«, sagte Cat.
»Ja, in jedem Haus eines Opfers ist auch ein Kind.« Sam begann wieder zu recherchieren und nach einer Weile sprach er weiter: »Wechselbälger ahmen Kinder perfekt nach. Laut Überlieferung klettern sie durchs Fenster und holen sich das Kind.«
»Die Blutflecken an den Fenstern, sie dienten also wirklich als Markierung«, merkte Cat nachdenklich an.
»Die Wechselbälger schnappen sich also das Kind, nehmen deren Gestalt an und gesellen sich zu der glücklichen Familie, einfach aus Spaß?«, wollte Dean wissen.
»Nicht ganz. Sie ernähren sich von der Mutter - Gelenkflüssigkeit«, erklärte Sam. »Die Mütter haben so merkwürdige Flecken am Hals. Wechselbälger können sie über mehrere Wochen aussaugen, bis die Mutter schließlich stirbt.«
»Und dann sind da noch der Dad, der Babysitter …«
»Ja. Wer sich zwischen dem Wechselbalg und seiner Nahrungsquelle stellt, wird sterben.«
»Und nur Feuer kann sie töten«, bemerkte Dean und hob einen Flammenwerfer hoch.
»Ja.«
»Toll. Also, wir holen die Kinder aus den Häusern und zünden sie im Vorgarten an. Das wird den Nachbarn gut gefallen«, meinte der ältere Winchester ironisch.
»Glaubt ihr, die richtigen Kinder sind tot?«, fragte Cat vorsichtig.
»Nein, laut Überlieferung werden sie irgendwo im Untergrund versteckt gehalten - und wenn das wahr ist, könnten die Kinder noch irgendwo in der Nähe sein.«
»Wir sollten nach ihnen suchen«, sagte Dean. »Das heißt, jedes Kind in dieser Gegend ist gefährdet?«
Sam nickte zustimmend. »Ja.«
»Hört zu, ich muss ganz kurz nach jemanden sehen.« Dean nahm seine Sachen und wollte gehen, doch Sam sprang auf und hielt ihn zurück.
»Warte! Wenn die echten Kinder noch leben, dann haben wir keine Zeit …«
»Es ist wichtig«, erwiderte Dean nur und verschwand.
»Das darf doch nicht wahr sein!«, rief Sam sauer und warf unbeholfen die Arme in die Luft.
Schnell rannte Cat nach draußen und sprang vor das fahrende Auto.
»Was soll das?« Wütend lehnte Dean sich aus dem Fenster.
»Wir kommen mit. Wenn du deine Sache erledigt hast, suchen wir die Kinder«, meinte Cat und kurz darauf saßen sie und Sam mit ihren Sachen im Auto.
Dean fuhr wieder los, parkte an irgendeiner Straße und lief dann los. Cat sah ihm hinterher, bis er in der Dunkelheit verschwand.
»Können wir Musik anmachen?«, fragte Cat.
»Nein«, antwortete Sam knapp.
»Wieso nicht?«
»Weil Dean schreckliche Musik hört.«
»Das werden wir gleich herausfinden.« Cat beugte sich nach vorn und wollte das Radio anschalten, doch Sam ergriff ihre Arme und wollte sie wieder auf den Rücksitz drücken.
»Die willst du nicht hören, Cat«, sagte Sam ernst und mit einem Seufzen setzte Cat sich wieder auf ihren Sitz.
»Sie haben Ben. Er ist verändert«, rief Dean von Weitem, als er zurückkam.
»Was? Bist du sicher?«, fragte Sam.
»Absolut. Ich hab mir das Fensterbrett angesehen.« Dean setzte sich wieder neben Sam.
»Blut?«
»Ich denke nicht, dass es Blut ist. Ich glaub', ich weiß, wo die Kinder sind.« Dean startete den Motor und fuhr zu einem Haus, welches noch in den Bauarbeiten steckte. Die drei stiegen aus und Dean nahm eine Hand von dem Sandhaufen.
»Roter Sand«, sagte Sam. »Der war an den Fenstern.«
»Du und Cat übernehmt die Vorderseite, ich geh' hinten rum.«
Die Winchesters nahmen ihre Sachen und Sam warf Catherine eine Taschenlampe zu.
»Die wirst du brauchen«, meinte er und lief voran.
Überall waren Holzbalken eingebaut. Folien hingen von der Decke hinunter und trennten die noch unfertigen Räume voneinander. Cats Herz klopfte bis zum Hals. Schritt für Schritt tasteten sie und Sam sich hervor, immer darauf bedacht, angegriffen zu werden. Die beiden durchsuchten jeden einzelnen Raum. Am Ende eines Ganges stand ein Brett, welches Sam zur Seite räumen wollte.
»Dürfte ich fragen, was Sie hier suchen?«, erklang auf einmal eine weibliche Stimme hinter ihnen.
Cat und Sam wandten sich um. Ihre Blicke fielen auf einen Spiegel, in welchem man die Frau sah, jedoch war sie keine gewöhnliche Frau. Ihr Mund zeigte spitze Zähne auf und die Augen waren schwarze, leere Höhlen. Cat schluckte schwer und trat zitternd einen Schritt zur Seite. Sam sah zu der Frau, die sie immer noch abwartend anblickte.
»Das hier ist Privatbesitz. Ich rufe die Polizei!«, sagte sie. »Raus hier. Verschwinden Sie!«
»Okay, warten Sie. Ich nehme meine Tasche und wir verschwinden«, erklärte Sam und beugte sich hinunter zu seinem Rucksack. »Ich will keinen Ärger machen.« Hastig ergriff er den Flammenwerfer und zielte damit auf die Frau. Als Sam damit aufhörte, war sie jedoch verschwunden.
»Nicht gut, oder?«, fragte Cat leise.
»Nein.« Sam erhob sich und ergriff seine Sachen. »Komm!«
Hastig rannten Cat und Sam los, um Dean zu suchen. Er half gerade den Kindern, aus dem Fenster zu klettern.
»Dean. Dean! Da ist eine Mutter!«, rief Sam.
»Du meinst eine Wechselbalg-Mutter?«, wollte Dean wissen.
»Ja, die Kinder müssen hier raus. Schnell!«
Cat und Sam halfen Dean dabei, die Kinder aus dem Fenster zu heben. Sie schienen alle Angst zu haben, was selbstverständlich war, bis auf ein Junge, der sogar mehr den Ton angab als Dean.
»Cat, du verschwindest mit den Kindern«, befahl Dean.
Plötzlich begann ein Mädchen zu schreien und erschrocken wandten sich die Erwachsenen um. Die Wechselbalg-Mutter lief langsam auf Dean zu und im nächsten Augenblick packte sie ihn an den Schultern und schleuderte ihn durch den Raum.
»Dean!«, rief Cat und wollte zu ihm rennen, doch der Winchester hob die Hand.
»Bring die Kinder von hier weg!«
Mit klopfendem Herzen riss Catherine sich von Dean los und half dem Mädchen, welches geschrien hatte, durch das Fenster. Als alle Kinder draußen waren, kletterte Cat hinterher. Die rothaarige Frau, von welcher die Wechselbalg-Mutter die Gestalt angenommen hat, hatte es ebenfalls hinaus geschafft. Sie war schwach und Cat stützte sie.
»Wo wohnt ihr alle?«, fragte die braunhaarige Frau die Kinder.
Diese zeigten ihr ihre Wohnhäuser und der Junge, der zuvor schon das Wort ergriffen hatte, half ihr dabei.
»Wie heißt du?«, wollte Cat wissen, nachdem sie alle bis auf ihn nach Hause gebracht hat.
»Ben. Bist du eine Freundin von Dean?«
»Kann man so sagen«, gab sie zurück. »Du scheinst Dean zu kennen?«
»Ja, er war auf meiner Geburtstagsparty«, antwortete Ben.
»Wieso war Dean auf deiner Geburtstagsparty?«, wollte Cat verwundert wissen.
»Cat!«, ertönte auf einmal Deans Stimme und Catherine wandte sich um. Dean und Sam kamen auf sie zugerannt, mit einem siegreichen Lächeln im Gesicht.
»Da ihr noch lebt, gehe ich davon aus, dass ihr es geschafft habt«, sagte Cat.
»Danke, dass du die Kinder rausgebracht hast«, erwiderte Dean nur.
»Der Junge meint, er kenne dich.«
»Ja, das ist Lisas Sohn. Wir bringen dich jetzt nach Hause, Ben.«
Die vier suchten Deans Auto und dieser fuhr dann Ben nach Hause. Seine Mutter kam aus dem Haus gestürmt, als sie den Wagen erkannte und überglücklich nahm sie ihren Sohn in den Arm.
»Alles in Ordnung, Mum«, sagte Ben ganz ruhig, während seine Mutter zu weinen begann.
Sam wartete am Auto sowie Cat, die sich neben den jungen Winchester gestellt hatte. Nur Dean lief zu der Frau.
»Was hat das alles bedeuten?«, fragte Lisa.
»Wenn du möchtest, erklär' ich dir alles, aber, glaub mir, das willst du sicher gar nicht«, antwortete Dean. »Wichtig ist nur, dass es Ben gut geht.« Der Mann zerzauste dem Jungen durch die Haare.
»Danke.« Ohne Vorwarnung fiel Lisa ihm in die Arme. Als sie sich von ihm löste, wandte Dean sich zu seinem Bruder und Cat um.
»Wir warten hier auf dich«, sagte Sam und Dean betrat mit Lisa und ihrem Sohn das Haus.
»Glaubst du, da läuft wieder was?«, fragte Cat.
»Wieso fragst du? Bist du nun auch dem Dean-Zauber verfallen?«, gab Sam schmunzelnd zurück.
Cat boxte den Mann als Antwort und dieser begann zu lachen.
»Ich warte im Auto und mach die Musik an.«
»Das lässt du«, rief Sam und hielt sie fest.
»Ich kann nachher auch gerne Dean fragen«, erwiderte Cat amüsiert.
»Mach das.«
Die Frau lehnte sich wieder gegen das Auto und wartete, bis Dean wieder herauskam. »Wir können fahren«, sagte er nur und setzte sich ohne ein weiteres Wort ins Auto. Cat warf Sam einen verwunderten Blick zu, doch dieser zuckte bloß mit den Schultern. Auch die beiden setzten sich in den Wagen und sofort fuhr Dean los.

1907 Wörter

Im ersten Moment dachte auch ich, dass Ben der Sohn von Dean ist, aber er ist es laut Lisas Aussage nicht - und auch wenn, würde mein Hirn das niemals akzeptieren! XD

Im ersten Moment dachte auch ich, dass Ben der Sohn von Dean ist, aber er ist es laut Lisas Aussage nicht - und auch wenn, würde mein Hirn das niemals akzeptieren! XD

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Poor Dean ^^

Danke für die netten Kommis <3

Blood & Demons || Supernatural Staffel 2/3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt