Stolen Moments - Liebe Scheut Kein Gesetz!

Kapitel 11

Ich sah mich um und erblickte nur wenige Schüler. Es hat anscheinend nicht jeder so lange Schule, wie ich fast jeden Tag. Das heißt, dass nicht jeder so viel lernt, wie ich. Hahaha.
Okay, der war jetzt schlecht. Das meiste, was ich hier lerne, brauche ich später eh nicht mehr.
Nur muss ich mich irgendwie von den Gedanken ablenken, die mir gerade kommen. Neue 'Freunde'? Was ist das mit der Lehrerin?
Erstmal die neue Tasche - dann das Sortieren meiner Gedanken und Gefühle, sonst komme ich zu nichts mehr. Es ist ja sehr viel passiert in diesen neun Stunden. Viel durcheinander geraten. Ich werde die anstehenden Gedankenkämpfe in Ruhe zu Hause auf meinem Bett austragen.
Der Bus kam. Ich kramte mein Busticket hervor und stieg ein, den Fahrer anlächelnd und grüßend. Ihr harter Job wird meiner Meinung nach zu wenig wertgeschätzt.
Ich setzte mich nach ganz vorne und
lauschte den letzten Klängen von "Ride".
Schade, dass ich mir Spotify auf Premium gerade nicht leisten kann. Dieser Shuffle Modus nervt mich langsam.
Und meiner Internet Flatrate tut das hier auch nicht gut...
Darauf hin entschied ich mich, mal mit dem Album "The Long Goodbye" von John Paul White mein Glück zu versuchen.
...
Bingo! Direkt mein Lieblingslied "Home"!
Ach ich mag seine Musik... Diesen Mix aus Country, Rock und Folk. Mit dem leichten Stich ins Metal und Blues.
Ich sollte mal positiver denken. Die momentane Situation könnte viel positives mit sich bringen, solange ich die richtigen Entscheidungen treffe.
Eigentlich könnte das praktisch jede Situation.
Ich stieg zwei Haltestellen später aus, um die U-Bahn zu nehmen.
Auch hier ist fast keine Menschenseele zu sehen. Mir gefällt diese Ruhe.
Laut Anzeigetafel kommt die Bahn in acht Minuten. Mein Becken schmerzt von dem Zusammenstoß mit der Tischkante immernoch leicht bei jedem Schritt. Wie durcheinander ich da einfach mal geraten bin... peinlich. Nur wegen der Präsenz einer Lehrerin. Immer falle ich überall runter, oder laufe irgendwo gegen. Diese Tollpatschigkeit werde ich nicht los, egal was ich tu. Ich sollte sie als Teil meiner Persönlichkeit akzeptieren. Sie bringt mit den Vorteil, andere Leute zum Lachen bringen zu können. Zwar auf meine Kosten, aber solange ich mich selbst nicht zu ernst nehme und darüber lache, tut es keinem weh.
Und wollte ich über solche Dinge nicht später nachdenken?
Das mit der Gedankenkontrolle hat auch mal besser funktioniert.
Durch volle Konzentration auf die Musik konnte ich mein Gehirn für den Moment leerfegen und den Moment genießen. Die Sonne auf meiner Haut. Vielleicht gehe ich ja später noch mit meinem Board und Pokémon Go nach draußen. Wenn mein Becken wieder geht.

Ich sprintete die Rolltreppe ohne zu fallen hinunter, da ich die Bahn nicht verpassen wollte. Mal wieder die Zeit vergessen. Musik ist so etwas schönes. Mit ihr kann sich in jede mögliche Stimmungslage versetzen, wenn man weiß wie. Es spielt keine Rolle, ob man ihr nur zuhört, oder selber welche macht. Stunden vergehen wie Minuten.
Die Bahn war im Gegensatz zur Haltestelle überraschend voll. Geschrei von Schülern, besoffene, grölende Fußballfans. Ist oder war wieder irgendwo ein Spiel?
Von Fußball habe ich keine Ahnung. Interessiert mich auch nicht wirklich.
Dennoch fand ich einen Einzelplatz und betrachtete dort das Muster auf dem Beutel zum ersten Mal etwas genauer, bewusst ignorierend woher er stammt.
Es sind ganz ganz viele kleine Blümchen in allen erdenklichen Farben auf einem dunkelgrünen Hintergrund.
Blumen sind auch etwas schönes. Bringen natürliche Farbe ins Leben. Lachen einen immer an und verbessern die Laune. Erinnern einen daran, dass es Schönes auf der Welt gibt.
Der Jutebeutel ist echt schön. Nur leicht abgewetzt. Der scheint ja auch Jahre lang in Betrieb gewesen zu sein, laut Lennart. Hihi.
Nicht weiter dran denken.
Naja, ich sollte mir mal überlegen, was für eine Art von Tasche ich brauche, in welche Läden ich gehe.
Ansonsten irre ich nur ziellos durch die Gegend und komme, viel zu spät, mit Allem nach Hause, bis auf das, was ich eigentlich brauche.
Ein Rucksack. Für die Schule geeignet. Groß genug für mehrere Ordner und Weiteres muss er sein. Mehrere Fächer wären praktisch. Aber kein Kleinkindgrundschultornister. Am besten einfarbig, oder mit einem sehr groben Muster. Nicht zu bunt. Das ist meine Kleidung bereits. Es soll sich ja nichts optisch beißen, oder so. Einfach rein weiß wäre schön. Aber das würde zu schnell dreckig und ich müsste ihn zu oft waschen. Generell lieber nichts helles.
Und natürlich bessere Qualität. Aber nicht teurer als 20€, ich bin ja kein Millionär.
Ach, da müsste sich schon etwas finden lassen.
Ein paar Haltestellen später stieg ich aus der Bahn und drängelte mich durch Menschenmassen die Rolltreppe hoch zum Ausgang der Station.
Wow, wird das jetzt immer so, wenn ich einkaufen will? Auf dem Land war alles viel ruhiger. Jedoch habe ich hier die deutlich größere Auswahl. Immer das positive an Umständen sehen, Milena.
Spotify begann mir wieder irgendeinen Scheiß zu spielen, daher wechselte ich mal das Album. "The Avenues" von Lera Lynn ist auch total klasse.