Kapitel 12.2

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Huch! Das Kapitel war zu lang, somit wurde gestern nur die Hälfte veröffentlicht, habe ich gerade gesehen. Hier ist der Rest xD
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Ich setzte mich wieder auf mein Bett und klopfte neben mich. Sofort sprang sie zu mir hoch und legte sich in meinen Schoß. Normalerweise lasse ich sie nur frisch gebürstet in mein Bett, wegen ihrem Fell, aber heute mache ich mal eine Ausnahme. Ich werde mein Bett später eh neu beziehen.
"Ach Luna, weißt du, ich weiß gerade echt nicht mit meiner Situation umzugehen.", begann ich ihr leise zuzumurmeln. Seit ich sie habe, ist sie eine Art von Tagebuch für mich. Ich kann natürlich später nichts mehr von früher nachlesen, jedoch kann ich ihr immer meine Gefühle und Gedanken anvertrauen mit der sicheren Gewissheit, dass niemand hinterher schnüffelt.
Ich habe sogar oft das Gefühl, dass sie mich versteht und mir genau zuhört.
Natürlich ist dies total absurd.
Dieses Gefühl kommt eher daher, dass sie auf mich geprägt ist.
Sie ist ein Korean Jindo Dog. Ein sehr intelligenter Hund, der eine sehr sehr enge Bindung mit nur einer einzigen Person eingeht - mit dem ersten Besitzer. Tja, und diese Person bin nunmal ich.
Sie lauschte gebannt meinen Erzählungen von Marleen, Lennart und Steven, während ich nachdenklich über ihr weiches, schwarzes Kopffell strich und ihre sichelförmigen, braunen Flecken über ihren Augen, die Herkunft ihres Namens, betrachte. "Sie sind alle drei super nett und scheinen mich auch zu mögen. Ich wäre echt gerne mit Ihnen befreundet, jedoch habe ich Angst. Angst, verletzt zu werden. Im Stich gelassen zu werden. Nur ausgenutzt zu werden. Furcht vor dem Schmerz, den ich immer fühlte, wenn ich meine 'Freunde' beim Ablästern über mich erwischt habe, oder hängen gelassen wurde. Einfach die Furcht, erneut enttäuscht zu werden.", schloss ich meine Erzählung mit Tränen in den Augen.
"Mein Verstand sagt mir, dass ich es lassen soll. Dass es das Risiko nicht wert ist, so kurz vor dem Abitur eine mögliche Last auf die Schultern geladen zu bekommen. Ich darf mich nicht durch andere Menschen von der Schule ablenken lassen. Zeit für sie werde ich doch eh kaum haben.", beginne ich in Lunas Fell zu schluchzen. Inzwischen liege ich auf meinem Bett, Luna neben meinem Kopf. Eine ihrer Pfoten spielte mit meinen Haaren. Es spielte der traurig-bedächtige erste Teil von Beethovens Mondscheinsonate. Es kamen viele Erinnerungen an alte Verletzungen wieder hoch. Ein Mädchen namens Cheyenne, die für ein paar Tage auf gute Freundin gemacht hatte. Sie kam neu in die Klasse und ich dachte vielleicht eine Chance zu haben. Sie lud mich sogar zu ihrer 'Pyjama Party' ein, die am Ende keine war. Es war eine normale Hausparty, auf der ich dann im Schlafanzug aufgelaufen bin.
Natürlich war ich das totale Gespött für die nächsten Wochen, schlimmer, als es vorher war. Ich weiß immernoch nicht, wieso sie das getan hat. Vermutlich war es der Einfluss der anderen.
Solche fiesen Dinge waren damals nicht die Seltenheit.
"Mein Herz ist jedoch anderer Meinung. Es ist optimistisch und denkt, dass ich gewachsen bin, selbstbewusster, stärker. Zu stark für Mobbing et cetera, welches bei mir keine Früchte mehr tragen würde.
Ich lerne an einer neuen Schule neue Menschen kennen, die ohne Vorurteile auf mich zukommen. Bei denen ich sozusagen einen totalen Neustart machen kann. Ich bin nämlich eine andere Person, als früher.
Es meint, ich sollte diese Chance nutzen.
Sie hätten keinen Grund, falsche Freunde zu sein. Keinen Grund, mich zu verarschen und absichtlich zu verletzen.
Außerdem verstehe ich mich wirklich gut mit den Dreien. Es war irgendwie ein Vertrauensinstinkt da, der mich geöffnet hat.", fuhr ich fort und setzte Luna einen Kuss auf die Schnauze.
"Es war ein Instinkt, der die alten, durch Mangel von Benutzung quietschenden Türen meiner Seele etwas öffnete. Meine Seele, die sich schon so lange nach Nähe und echter Freundschaft sehnt.", erläuterte ich es genauer. Hat sie gerade sogar genickt?
"Marleen und Lennart sind Musiker, genau wie ich. Vielleicht müsste ich bald nicht mehr ausschließlich alleine, oder mit meiner Schwester spielen? Außerdem sind beide ebenfalls Pokémonfans und Longboarder. Steven ist ein Mathe- und Physikliebhaber. Wir haben so viel gemeinsam. Deutlich mehr, als ich damals mit den falschen Leuten. Wenn ich das Risiko nochmal einginge, wären nicht genau die Drei perfekt? Die Chance auf die perfekten Freunde ist das Risiko doch wert?", fragte ich mich mit Hoffnung.
Luna leckte mir plötzlich durch das Gesicht. "War das jetzt ein 'Ja', Süße?", fragte ich sie liebevoll, mir das Gesicht mit der Decke abputzend. Wääh. Ich bekam jedoch keine Antwort.
Wie sie auf mich gewartet haben, während ich gegen den alten Rucksack kämpfte. Der Respekt vor mir in ihren Augen, als ich von dem Überstehen der alten Klasse erzählte. Wie sie mit mir herumgealbert haben, als würden wir uns ewig kennen. Die Sorge in Marleens Augen, als ich kurz schwach wurde, oder wegen der Lehrerin vollkommen durch den Wind war. So hatten sich die Falschen damals nicht verhalten. Außerdem hatten sie garkeine Zeit, sich für eine Verarsche abzusprechen, oder ähnliches. Ich denke mal sie sind nicht hobbylos genug, um sowas zu tun. Ich glaube echt sie meinen es mit der Freundschaft ernst...
Plötzlich war ich mir mit den Beiden sicher.
Und Steven scheint sich sogar etwas verknallt zu haben. Der kann nichts böses im Schilde führen. Ich sollte ihm nur bald irgendwie schonend beibringen, dass ich auf Mädchen stehe. Vielleicht indirekt. Oder so.
"Ja. Mein Verstand hat sich durch ein paar logische Aspekte überzeugen lassen. Ich lasse mich auf eine Freundschaft ein. Und natürlich auf das Longboarden morgen! Da freue ich mich schon drauf. Zur Sicherheit werde ich in der ersten Zeit jedoch den Vorsichtsmodus drinbehalten.", flüsterte ich Luna aufgeregt zu. Ach, ihre Gesellschaft ist schon toll. Natürlich kam es mir ganz am Anfang total dämlich vor, mit meinem Hund zu sprechen, aber ich fühlte mich einfach nicht mehr so alleine gelassen mit allem.
Luna zeigte keine großartige Reaktion, sondern blickte mich nur mit ihren braunroten Knopfaugen an und bekam einen Küsschen auf die Schnauze, bevor ich mir mein Handy schnappte, um auf die Nachrichten zu antworten.

Stolen Moments - Liebe Scheut Kein Gesetz!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt