Erinnerungen

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"Was ist denn heute mit Shelly los? Sie ist heute morgen im Hausflur stumm an mir vorbei. Ich glaube sogar, dass sie geweint hat. Habt ihr euch gestritten?", kam von Colby, der sich neben Prue auf den Stuhl setzte.

Jon schüttete den Kaffee in die Tassen, während Joe die Brötchen auf die Teller legte.

"Tut mir den Gefallen und sprecht sie heute am Besten gar nicht an."

"Hat sie ihre Tage?", feixte Jon.

"Nein, du Idiot. Aber heute wäre der Geburtstag ihrer Mutter."

"Oh, entschuldige. Dann hätte ich natürlich auch miese Laune."

"Schon gut. Sorry, dass ich dich so angeblafft habe." Sie fasste ihm entschuldigend am Arm. "Wie ich Shelly kenne, wird sie sich heute in die Arbeit stürzen, um den Tag so schnell wie möglich hinter sich zu bringen."

Shelly stand genervt auf dem Highway und kam nur langsam voran. Sie drückte die Kurzwahltaste ihres Handy und schaltete den Lautsprecher an. "Onkel Greg, ich bins. Bist du heute da?"

"Natürlich, Liebes."

"Ok, ich bin unterwegs nach Daytona. Es wird noch etwas dauern."

"Kein Problem. Ich werde auf dich warten."

"Gut, ich schätze mal, dass ich in etwa zwei Stunden da bin."

Nachdem sie aufgelegt hatte, schob sie eine CD in die Anlage. Sie musste sich auf den Verkehr konzentrieren, weil ihre Gedanken immer wieder bei ihrer Mum waren. Schon die ganze Nacht hatte sie heulend wachgelegen und war heute morgen früh aus dem Haus, damit Prue sie so nicht sah. Natürlich wusste sie, dass ihre beste Freundin es nur gut meinte, aber sie übertrieb es manchmal etwas mit ihrer Fürsorge.

In Daytona angekommen, hielt sie zuerst vor dem kleinen Blumenladen von Mrs. Hopper.

"Hallo, Mrs. Hopper", grüßte Shelly kurz und sah sich sofort im Laden um.

"Hi Shelly, schön dich zu sehen. Wie geht es dir?"

"Danke, es geht so. Ich suche Blumen für Mum."

"Heute ist ihr Geburtstag, nicht? Ich habe es nicht vergessen", antwortete die Alte Dame und sah, wie Shelly sich wegdrehte.

Sie ging auf sie zu und legte ihr sanft eine Hand auf die Schulter. "Ich vermisse sie auch Kindchen."

"Hmmmm. Was meinen sie. Sollen wir mal andere Blumen nehmen? Ich wette, dass Greg schon etliche Orchideen auf das Grab gestellt hat."

"Ja, er hat heute morgen zwei Dutzend geholt. Wie wäre es mit lila Rosen? Die hätten ihr sicher gefallen."

Shelly lächelte nun ein wenig. "Ich glaube, ich könnte ihr einen Kaktuss hinstellen und sie hätte sich gefreut. Hauptsache Grünzeug. Gut, dann nehme ich fünfundvierzig Rosen."

"Stuart war übrigens die Tage auch hier und hat Blumen geholt."

"Ach, hat er das?"

"Ja, er hat schon bei einigen Leuten versucht, sich wieder beliebt zu machen. Aber nicht mit mir. Ich durchschaue falsches Gesindel sofort. Taucht hier so mir nichts dir nichts auf und denkt alles wäre vergessen."

Sie warf der alten Lady ein Lächeln zu und legte ihr das Geld auf den Tresen.

"Bestellen sie allen einen lieben Gruß."

"Mach ich Kindchen."

Shelly nahm die Blumen, packte sie ins Auto und fuhr zum Haus ihrer Onkels. Als sie in die Einfahrt fuhr, kam dieser schon vollbepackt mit besagten Orchideen die Veranda herunter. Mit einer herzlichen Umarmung begrüßte er sie. Sie packten alles in den Wagen und fuhren zum örtlichen Friedhof.

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