2. Sirius Black

268 15 0
                                    


Ich träume von Fangzähnigen Frisbees, wie sie schnappend und keifend James Potter, Sirius Black, Remus Lupin und Peter Pettigrew verfolgen. Die schreien bloss ständig „Aber wir gehen ja schon ins Nachsitzen. Wir sind ja schon auf dem Weg." Auf einmal verwandeln sich die Frisbees in einen riesigen Filch, der mit einem grossen Besen versucht, die vier in eine Ecke zu wischen.

Schweissgebadet wache ich auf. Das war ja mal ein alberner Fiebertraum. Ich muss grinsen. Irgendwie ist diese Situation wirklich saukomisch. Ich wische mir den Schweiss von der Stirn. Ich habe wirklich schlimmes Fieber. Dabei ging es mir gestern Abend schon besser. Ich fühle mich echt schlecht. Mühselig stehe ich auf. Das heisst jetzt wohl: ab in den Krankenflügel. Ich ziehe mir eine Jacke über, schlüpfe in meine Schuhe und öffne so leise wie möglich die Tür. Dann schleiche ich mich die Wendeltreppe runter. Im Gemeinschaftsraum glimmt das Feuer nur noch schwach. Ich bin schon auf halbem Weg durch den Gemeinschaftsraum da höre ich ein leises Räuspern. Ich gehe fast an die Decke vor Schreck.

Ich wirble herum und schaue, wer mich da fast zu Tode erschreckt hat. Da, in einem hohen Sessel, sitzt Sirius Black. Er hat ein dickes Buch auf dem Schoss, schaut jedoch mich interessiert an. „Herr Gott." „Ich weiss, dass ich göttlich bin, aber du darfst mich auch Sirius nennen." Ich grinse schwach. „Sehr witzig." „Und was macht ein so hübsches Mädchen wie du noch so spät in der Nacht draussen? Hast du vielleicht eine Verabredung?" Er zwinkert mir zu. Ich habe nicht genug Kraft eine schlagfertige Antwort zu geben. Ich zucke bloss mit den Schultern und murmle „Krankenflügel". „Was hast du denn?", fragt er. „Fieber", antworte ich und mache mich weiter auf den Weg. Doch da höre ich plötzlich wie er aufsteht. „Na, da muss ich dich doch begleiten. Eine Lady wie dich kann man doch nicht ganz allein durchs Schloss wandern lassen." Ich verdrehe bloss die Augen und bin eigentlich schon dabei abzulehnen, da fällt mir ein, dass vielleicht Peeves durch die Gänge schwebt und wieder Unheil stiftet. Mir ist schon oft aufgefallen, dass die Rumtreiber ein ziemlich gutes Verhältnis mit ihm haben. Da könnte Sirius ganz schön nützlich sein, da ich nicht genug Kraft hätte, mich gegen Peeves zu wehren. Falls wir ihm zufälliger Weise begegnen, ist die Gefahr nun kleiner mit Tinte übergossen zu werden. Also antworte ich bloss heiser „Na gut", und klettere mehr schlecht als recht durchs Porträtloch.

„Was machst du eigentlich noch so spät im Gemeinschaftsraum?", frage ich als wir gerade um die Ecke gehen. „Um ehrlich zu sein", sagt er und blickt sich kurz um. „Um ehrlich zu sein ist James draussen und... arbeitet gerade." Ich lache. Schlechte Idee. Meine Stimme stirbt noch mehr ab. „Arbeitet? Wohl eher das Schulhaus demolieren", krächze ich. Jetzt lacht er auch. „Wie gesagt: unsere Arbeit."

Wir laufen um die nächste Ecke und ich spüre irgendetwas an mir vorbei gleiten. „Oh mein Gott. Was war das denn?", rufe ich aufgeregt. „Ich habe dir doch schon gesagt, dass du mich Sirius nennen darfst. Und das war James. Hey Krone, wie ist es gelaufen?", fragt er nun an die leere Luft gerichtet. Aus dem Nichts erscheint der Kopf von James Potter und grinst uns an. Zum zweiten Mal in dieser Nacht bleibt mein Herz fast stehen. „Unheil angerichtet." Er zwinkert und verschwindet wieder. Ok... Das war jetzt echt merkwürdig. „Woher wusstest du, dass da James war? Und warum zum Teufel war er unsichtbar?" „Tja, wir haben da halt so unsere Methoden." Ich bin etwas verwirrt, lasse es mir jedoch nichts anmerken. Eine Weile schweigen wir einfach, doch auf einmal wird mir wahnsinnig schwindlig. Ich muss stehen bleiben und mich an der Wand abstützen.

„Alles in Ordnung?", fragt Sirius. Ich würde ja gerne antworten, doch ich habe die Befürchtung, dass ich ihm direkt ins Gesicht kotzen würde. Also nicke ich bloss und versuche mich weiter auf den Weg zu machen. Doch ich muss nach ein paar wackligen Schritten wieder anhalten. Da geht es Sirius offenbar zu lang, denn er hebt mich einfach auf und trägt mich weiter bis zu Krankenflügel. Ich versuche gar nicht erst mich zu wehren und gebe bloss mein Bestes ihn nicht anzukotzen. Ich schliesse die Augen und lasse es einfach geschehen.

Er stösst die Tür mit einem Fuss auf und setzt mich auf einem Bett ab. „Ich gehe mal Madame Pomfrey holen", meint er und läuft zum Ende des Raums und klopft an die Tür. Nach ein paar Sekunden öffnet eine verschlafene Madame Pomfrey. Sirius erklärt ihr kurz die Sachlage. Auf einmal sieht sie wieder total wach aus und kommt mit grossen Schritten auf mich zu. Sie hält mir die Hand an die Stirn. „Menschenskind, wieso sind sie denn nicht schon viel früher gekommen. Fieber heile ich doch in null Komma nichts. Warten Sie. Ich hole bloss schnell den Trank." Sie eilt wieder in ihr Büro. Ich merke wie Sirius immer noch neben meinem Bett steht. „Danke, dass du mir geholfen hast, aber du kannst jetzt wieder gehen. Zurück schaffe ich es auch allein." Wenn ich wieder gesund bin, kann ich ja auch wieder allein vor Peeves wegrennen. Da brauche ich seine Hilfe nicht mehr. Doch er zuckt bloss mit den Schultern und bleibt stehen. Madame Pomfrey flitzt schon wieder zurück und hat nun einen grossen Becher in der Hand. Es dampft und zischt ein bisschen, als sie ihn mir in die Hand drückt. Genau das ist der Grund, wieso ich erst jetzt gekommen bin. Dieser Trank ist so ekelhaft, dass man ihn kaum bei sich behalten kann. Doch da muss ich jetzt wohl durch. Ich hole einmal tief Luft und schlucke das furchtbare Zeug. Ich kann regelrecht spüren, wie dieser eklige Schleim meine Kehle runter rinnt. Erst wird mir eiskalt und dann feuerheiss. Und dann... ist alles wieder gut.

„Es kann ein paar klitzekleine Nebenwirkungen geben. Ich hatte leider nicht mehr genügend Lavendel, dass heisst Sie werden nicht sehr gut schlafen können. Ausserdem können Leichtsinnigkeit, ungezügelte Lebhaftigkeit und eine leichte Verwirrung kleine Nebenwirkung sein. Gott sei Dank, dass Sie sie gebracht haben, Mr. Black. Passen sie gut auf sie auf." „Mich scheint tatsächlich heute jeder für einen Gott zu halten", grinst Sirius. Madame Pomfrey sieht nur etwas verwirrt aus, ich jedoch fange an haltlos zu lachen. Sirius verdreht nur schmunzelnd die Augen und will mir helfen aufzustehen. Doch ich springe leichtfüssig auf und laufe tänzelnd zur Tür. Sirius folgt mir.

„So gefällst du mir schon viel besser", lacht Sirius und fährt sich etwas verlegen mit der Hand durch die Haare. Ich hüpfe weiter durch die Gänge. „Es tut mir übrigens leid." „Was tut dir leid?", fragt Sirius verwirrt. „Dass du und deine Freunde wegen meinem Plan nachsitzen müsst." Das ist mir einfach so rausgerutscht. Überrascht schlage ich mir die Hände über den Mund. Da fällt mir ein, dass das noch auffälliger ist und so tue ich, als ob meine Fingernägel betrachten würde. Er ist stehen geblieben. „Wie bitte?", fragt Sirius. „Willst du damit sagen, dass du für die Fangzähnigen Frisbees verantwortlich bist?" Ich schaue peinlich berührt überall hin, nur nicht zu ihm.

Doch zu meiner Überraschung höre ich ein lautes Lachen und er klatscht sich in die Hände. „Ich hab schon immer gedacht, dass da mehr an dir ist als du zeigst. Sechs Jahre lang werden immer wir für jede Einzelheit verantwortlich gemacht. Dabei steckt ihr zu einem grossen Teil dahinter!" Er lacht immer noch. Ich wundere mich doch da der Trank immer noch seine Wirkung zeigt, sage ich selbstbewusst: „Wir sind halt gut." „Ja, gut. Wir sind zwar immer noch ein bisschen besser, aber der war echt gut." Beleidigt stopfe ich mir die Hände in die Hosentaschen. „Was soll das denn jetzt heissen? Denkst du etwa, ihr seid besser als wir es sind? Das würde ich ja jetzt nicht behaupten." Jetzt schaut er mich durch zusammengekniffene Augen an, immer noch mit diesem schelmischen Grinsen auf den Lippen. „Ich wette mit dir, wir sind besser im Unheil anstellen sind, als du und deine süssen, kleinen Freundinnen." Langsam finde ich das ganze gar nicht mehr witzig. „Wetten? Du willst mit mir wetten? Ok, die Wette gilt." Und mit diesen Worten stampfe ich davon. Als ich mich noch einmal kurz umdrehe, sehe ich, wie er mir immer noch grinsend nachschaut.

3 Zeiten, 3 Geschichten Hogwarts and Love (FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt