3. James Potter jr.

208 13 2
                                    


Die Woche bis zum Ball ging wahnsinnig schnell vorbei und ich wurde von mindestens acht Jungs gefragt. Allerdings habe ich alle abgelehnt, da ich beschlossen habe, mit Melissa als Singles zu gehen. Jedoch habe ich auch schon vor dieser Abmachung allen abgesagt, aus Gründen, die ich selbst nicht wirklich kenne.

Im Moment mache ich mich gerade für den Ball bereit. Ich ziehe mir ein lila Kleid an. Vorne habe ich praktisch keinen Ausschnitt, jedoch ist das Kleid hinten bis über die Hälfte des Rücken dekolletiert. Ausserdem geht es mir bis knapp zu den Knien, um meine langen Beine zu betonen. Die Harre stecke ich mir in einem lockeren Dutt hoch, damit der Rücken noch etwas mehr auffällt. Als ich mich im Spiegel betrachte, bin ich mit dem Resultat äusserst zufrieden. Ich schminke mich nur noch ganz dezent, ziehe mir meine schwarzen Highheels an und dann bin ich fertig. Auch Melissa hat sich bereit gemacht. Sie hat ein langes grünes Kleid an, das eng an ihrem Körper liegt. Auch sie sieht nicht schlecht aus. Zusammen machen wir uns auf den Weg in die Grosse Halle. Es ist etwas schwer durch das Porträtloch zu klettern, mit einem Kleid und Highheels, doch ich schaffe es und helfe dann Melissa, die etwas mehr Mühe hat mit ihrem langen Kleid.

Wir gehören zu den letzten, die sich auf den Weg gemacht haben und so ist die Halle schon ziemlich voll als wir ankommen. Die ganze Halle ist sehr rosa und kitschig geschmückt und auf jedem Tisch steht ein kleines, gerahmtes Foto von Gilderoy Lockhart.

James, der nah an der Tür steht, kann kaum die Augen von mir wenden, als ich mit Melissa eintrete, doch ich gebe mein bestes ihn zu ignorieren. Melissa und ich suchen uns einen Tisch, eher weiter hinten und setzen uns. Wir unterhalten uns ein bisschen, bis ein Lied kommt, das Melissa gefällt. Sie springt auf und zieht mich auf die Tanzfläche. Wir tanzen, bis uns fast die Füsse abfallen. Irgendwann sind wir aber so ausser Atem, dass wir uns wieder hinsetzen müssen und denen zuschauen, die etwas mehr Ausdauer haben als wir. „Weisst du was?", fragt Melissa „James konnte die Augen nicht von dir lassen. Er hat dich praktisch mit seinen Blicken gefressen." Ich tue diese Bemerkung mit einer Handbewegung ab. Jetzt ist nicht der Moment, mich über James aufzuregen.

Aus heiterem Himmel ertönt eine laute Stimme, die aus der Luft zu kommen scheint. Es ist die von Prof. McGonagall. „Ich muss nun die Schüler vom ersten bis zum vierten Schuljahr bitten sich zurück in den Gemeinschaftsraum zu begeben. Danke sehr." Mit viel Murren und Gebrummel bewegen sich die vier jüngsten Jahrgänge in Richtung Ausgang. Besonders die Viertklässler sind schlecht gelaunt, da sie gleich eingestuft werden, wie die allerjüngsten unter uns. Ich muss mir ein Grinsen verkneifen. Ohne all die Winzlinge, wird es vielleicht noch etwas interessanter. Nach einer halben Stunde ertönt wieder die Stimme von McGonagall. Nun bittet sie alle ZAG und UTZ Schüler ins Bett, da morgen wieder Unterricht ist und besonders sie die Konzentration nötig haben. Also bleiben nur noch die Sechstklässler übrig.

Wir tanzen noch ein wenig, aber irgendwann kommt irgendjemand auf die Idee Zauberstab-drehen zu spielen. Es sind nur noch wenige übrig, denn viele sind schon von alleine ins Bett gegangen. Wir sind nur noch etwa fünfzehn Leute. Erst bin ich mir nicht sicher ob ich wirklich mitspielen möchte, doch Melissa überredet mich mit ihrem ständigen Betteln und Flehen. Wir setzen uns alle im Kreis hin. „Erklärt jemand noch die Regeln?", fragt eine Person aus dem Gewirr von Stimmen. Alle werden still und schauen sich gegenseitig an. Irgendwann meldet sich Amy Schmitz, die öffentlich Schulmatratze. Ich nenne sie so, weil fast jeder Junge sie schon hatte. Irgendwie war es klar, dass ausgerechnet sie das Spiel leiten würde.

In einem befehlerischen Ton erklärt sie. „Wir haben hier einen Haufen von Zetteln. Dort stehen Sachen wie zum Beispiel „für fünf Minuten draussen Knutschen gehen" oder harmlose Sachen wie „zwanzig Sekunden Händchen halten". Irgendjemand muss also einen Zettel ziehen und dann dreht er den Zauberstab. Wen auch immer es trifft, man muss es tun. Wenn man sich jetzt bereit erklärt mitzuspielen, dann muss man es tun." Als ein paar Leute anfangen wollen zu protestieren, fügt sie noch schnell hinzu „Es ist nichts zu extremes. Höchstens Knutschen. Und für sowas kann ich ja den Zauberstab steuern, dass es nur Mädchen und Jungs trifft." Ich schaue in die Runde. Keiner der Jungs ist aussergewöhnlich hässlich. Die meisten sehen sogar ganz gut aus. Amy zeigt der Reihe nach auf uns und wir müssen laut und deutlich zustimmen, dass wir mitspielen. Kaum als das ich meine Zustimmung gegeben habe, tritt James aus dem Schatten und sagt laut „Ich glaube ich spiele auch mit." Er setzt sich auch in den Kreis, genau gegenüber von mir. Wieder grinst er mich mit diesem speziellen Grinsen an, das er extra für mich aufspart. Dann bewegt er die Lippen und ich kann deutlich ablesen wie er lautlos flüstert „Ich krieg dich schon noch rum." Mein Herz fängt an wie verrückt zu schlagen. Die Vorstellung, dass ich diesen eingebildeten Typen jetzt vielleicht küssen muss, ist irgendwie...

„Fangen wir an", unterbricht Amy meine Grübeleien. Dafür bin ich ihr dankbar, denn ich habe das Gefühl, dass meine Gedanken sich da auf einen völlig falschen Weg gemacht haben. Amy legt ihren Zauberstab in die Mitte des Kreises und zieht als erste ein Zettelchen. Dann nimmt sie den Zauberstab und wirbelt ihn herum. Er dreht sich eine Weile, dann wird es langsamer bis er schliesslich bei dem Jungen neben James stehen bleibt. Amy sieht etwas enttäuscht aus. James ist einer der wenigen Jungs mit denen sie noch nichts hatte, denn er ist ja viel zu beschäftigt, mir hinterher zu rennen.

Sie liest ihren Zettel vor und muss dem Jungen einen Kuss auf die Backe geben. Wenn es weiterhin so harmlos ist, kann ich damit leben. Der Junge ist der nächste. Er zieht einen Zettel und liest ihn vor „5 Minuten raus knutschen gehen." Alle aus der Runde lassen ein lautes „Uhhhh", ertönen, während der Junge den Zauberstab drehen lässt. Er gibt sich keine Mühe sein Grinsen zu verstecken. Der Zauberstab bleibt bei einem grossen Mädchen aus Slytherin stehen. Der Junge springt sofort auf und zusammen gehen sie raus.

Ich nehme an, dass sie schon jetzt irgendwo an eine Mauer gelehnt innig knutschen. Da nun die Person, die als nächstes dran wäre nicht da ist, handelt wieder Amy, wohl in der Hoffnung, doch noch auf James zu treffen. Doch wieder hat sie Pech und trifft Nick, von dem alle wissen, dass auch er schon viele Mädchen hatte. Sie zieht den Zettel und liest ihn. „Ach Mensch, schon wieder bloss einen Kuss, jetzt einfach auf den Mund." Sie beugt sich zu Nick rüber und gibt ihm einen Kuss. Allerdings bleibt sie etwas länger auf seinen Lippen als nötig gewesen wäre. Dann lehnt sie sich wieder zurück und zwinkert ihm noch verführerisch zu. „Menister, du bist dran", ruft jemand in die Runde, doch er schüttelt bloss den Kopf und sagt laut, sodass es jeder hören kann „Ich gebe es weiter an James. Er darf drehen und es auch ausführen." Einige protestieren, doch James schmettert alle Proteste mit dem Argument nieder, dass nie jemand gesagt hat, dass man das nicht darf.

Also zieht er einen Zettel und grinst noch ein wenig breiter. Ich habe das Gefühl, dass er Nick kurz zunickt, aber niemand sonst scheint das zu bemerken. Ich werde nervös. Mir ist ziemlich klar, was jetzt passieren wird. Und ich behalte Recht. Er dreht den Zauberstab und nach ein paar schnellen Drehungen bleibt er etwas zu plötzlich genau vor mir stehen. Das kann kein Zufall sein. „Fünf Minuten raus und knutschen", liest er langsam und genüsslich vor. „Uhhh", macht die Runde wieder. Ich schüttle nur sprachlos den Kopf. „Oh doch Zoe. Du hast dich bereit erklärt mitzuspielen. Jetzt musst du", sagt Nick und zwinkert James verstohlen zu. Der ist schon aufgestanden und streckt mir die Hand entgegen um mir helfen aufzustehen. Aus einem Reflex ergreife ich sie und er zieht mich hoch. Nun stehe ich ganz nah an ihm und mache fluchtartig einen Schritt zurück. Doch er hält immer noch meine Hand und zieht mich sanft zur grossen Tür. Hilfe suchend schaue ich mich nach Melissa um, sie zuckt jedoch bloss mit den Schultern und lächelt mich aufmunternd an.

So langsam wie möglich, lasse ich mich von ihm aus der Grossen Halle ziehen. „Wo willst du hin?", fragt er und kann nicht aufhören zu grinsen. Ich kann mich kaum dafürhalten, ihn anzusehen, also zucke ich bloss mit den Schultern und schaue betreten zu Boden. „Na, dann komm, ich glaube ich kenne einen guten Platz." Wieder ergreift er meine Hand, ganz sanft, als ob er sie zerbrechen könnte. Er führt mich eine Treppe hoch und einmal um die Ecke. „Dir ist schon klar, dass wir nur fünf Minuten weg müssen", sage ich etwas bissig. „Nein, es heisst fünf Minuten knutschen." Als er das sagt, schrecke ich etwas zusammen. Ich denke darüber nach, was er da gerade gesagt hat und passe gar nicht auf, wohin er mich führt.

3 Zeiten, 3 Geschichten Hogwarts and Love (FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt