4. James Potter jr.

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Auf einmal schiebt er einen Wandvorhang weg und deckt einen kleinen Raum mit einer winzigen Bank auf. „Gut so?", fragt er und schaut mich an. Wieder sieht er so aus, als ob er nie wieder wegschauen möchte. „Mhm", mache ich undeutlich. Er setzt sich hin und klopft einladend neben sich. Zögernd setzte ich mich auch hin. Jetzt sieht auch er etwas nervös aus und er ist sich nicht sicher, was er mit seinen Händen machen soll.

Doch irgendwann überwindet er sich, legt mir die Hände um die Hüften und küsst mich auf den Mund. Sofort wird er intensiver und zieht mich näher an sich ran. Ich lasse es zu. Immer mit der Ausrede im Kopf, dass das alles nur für das Spiel sei. Jedoch muss ich zugeben, dass er echt gut küssen kann. Mittlerweile hat er mich so nah an ihn gezogen, dass ich praktisch auf seinem Schoss sitze. Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren, doch nach einer gewissen Zeit bringe ich mich dazu, mich von ihm zu lösen und atemlos hervorzustossen „Ich glaube das waren fünf Minuten." Er sieht aus, als ob er noch ewig hätte weitermachen können. Und eine kleine, leise Stimme in meinem Hinterkopf flüstert „Du doch auch." Doch ich verdränge diesen Gedanken ganz schnell wieder. Er sitzt immer noch da, doch ich bin aufgestanden und tigere etwas nervös durch den winzigen Raum. Was sagt man zu jemandem, mit dem gerade geknutscht hat und der einen mit diesen grossen braunen Augen anschaut, in die man sich richtig vertiefen kann...

Wir schauen uns eine Weile einfach an. Doch irgendwann komme ich wieder zu Bewusstsein. „Ähm, ok— na gut...", stottere ich und stürze dann hinter dem Wandteppich hervor. Kurz überlege ich mir, ob ich noch einmal in die Grosse Halle soll, doch die Gefahr, dass ich James wieder über den Weg laufe, oder alles über unser intensives Geknutsche erzählen zu müssen, ist einfach zu gross. Also drehe ich mich nach rechts ab und mache mich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum.

Am nächsten Morgen erfahre ich von Melissa, dass sie, als ich schon nicht mehr da war, noch drei Jungs geküsst hat. Zwei aus Hufflepuff und einen aus Rawenclaw. Ich gratuliere ihr halbherzig, mit den Gedanken immer noch bei etwas ganz anderem. Der kleine Spiegel, der James mir geschenkt hat, liegt jetzt in meiner Hand. Doch jedes Mal wenn ich hinein schaue, sehe ich nur meine dunklen Augen, die etwas zu verlangend zurück starren.

„Zoe? ZOE?!", holt Melissa mich aus meinen Tagträumen zurück. „Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?" „Hmm? Ja klar, natürlich. Drei Jungs, zwei Hufflepuff ein Rawenclaw." Melissa verdreht die Augen. „Na wenigstens hast du mir vor fünf Minuten noch zugehört", meint sie sarkastisch. „Es tut mir leid, Melissa. Ich bin nur gerade sehr beschäftigt, mit was gestern passiert ist." Und mit vielen Worten und nachdenklichen Pausen schildere ich ihr, was gestern geschehen ist. „Ja und?", fragt Melissa und schaut mich verwundert an. „Wie bitte? Was meinst du mit: Ja und?", frage ich verwirrt. „Na, wieso bist du so am durchdrehen. Du hast ihn geküsst. Aber es war doch nur für ein Spiel. Oder...?" Nachdenklich schaue ich zu Boden. Natürlich habe ich ihn nur für ein Spiel geküsst, aber habe ich es auch nur für ein Spiel genossen?

„Wollen wir mal runtergehen und uns was zum frühstücken holen?", fragt Melissa langsam, nachdem ich noch eine Weile schweigend dasass. „Ja klar", antworte ich und reisse mich zusammen. Ich muss jetzt einfach aufhören über James nachzudenken. Zusammen gehen wir die Wendeltreppe zu Gemeinschaftsraum runter. Unten treffen wir auf Jonas, einen guten Freund von mir. Er ist ein Jahr älter als ich. „Hey, Zoe. Wie geht es dir?" „Gut", antworte ich. „Dir?" „Naja, hab grad von Prof. Flitwick gehört, dass ich ein S in meinem Aufsatz habe." Ich lache. „Na wenigstens kein T", sage ich und lege ihm tröstend einen Arm auf die Schulter. „Stimmt. Trotzdem ist ein S furchtbar. Ich gehe jetzt hoch und heule mir die Augen aus dem Kopf." Er zwinkert mir zu, hebt mich hoch und setzt mich nach einer halben Drehung wieder ab. Ich lache laut auf. „Bis später, Kleine", ruft er mir noch zu und läuft die Treppe hoch zu seinem Schlafsaal.

Mit Melissa klettere ich durch das Porträtloch. Ich mache den Mund gerade auf, um sie zu fragen wie spät es ist, da höre ich, wie jemand meinen Namen ruft. Ich drehe mich um und sehe, wie James mir nachrennt. Oh Gott, was ist jetzt denn los. Melissa tut so, als ob sie nichts hören würde und ich tue es ihr gleich. Doch plötzlich spüre ich eine Hand auf der Schulter, die mich herum reisst. Melissa läuft einfach weiter. Ich bin mir nicht so ganz sicher, ob sie es wirklich nichts gemerkt hat, oder ob sie nur so tut, denn ihr Kopf hat noch kurz in meine Richtung gezuckt.

„Hey", sagt James. Doch es ist nicht das übliche, zärtliche Hey. Er tönt etwas wütend und ungeduldig. „Was war das gerade?" „Was?", frage ich völlig verwirrt. „Das mit diesem Jonas-Typ." „Was soll damit sein", frage ich. Nun eher defensiv. „Ihr wart euch ziemlich... nah", antwortet er und seine Brust hebt und senkt sich, im Versuch, seine Eifersucht zu zügeln. „Na und", sage ich bissig und versuche seine Hand abzuschütteln. „Ich... ich dachte..." Er bricht ab. „Nur weil wir uns geküsst haben, heisst das noch lange nicht, dass du der einzige Junge bist, mit dem ich reden kann. Ausserdem hat dieser Kuss doch gar nichts bedeutet." Den letzten Satz schleudere ich ihm eine Oktave höher entgegen, was die Aussagekraft massiv vermindert. James scheint von diesem veränderten Tonfall ermutigt zu sein. Einen Sekundenbruchteil später ist James' altes Ich wieder da. „Ich krieg dich schon noch rum", grinst er und drückt mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. Ich bin viel zu überrumpelt um zu reagieren und da hat er sich schon umgedreht und verschwindet um die nächste Ecke.

Völlig verdattert stehe ich da. Schlagartig wird mir bewusst, was hier gerade passiert ist und gebe mir eine Ohrfeige, um das kleine Lächeln wegzuwischen, das sich auf mein Gesicht geschlichen hat.

3 Zeiten, 3 Geschichten Hogwarts and Love (FanFiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt