Es tut mir Leid

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Nayra konnte es gar nicht glauben. " Soll das heißen, Sie werden mir alles bringen, was ich mir wünsche?", fragte sie ungläubig nach. " Alles, was sie wünschen. Wann immer Sie wollen, wo immer Sie wollen. Ich kann Sie überall finden.". Das war ja unglaublich! Nayra fragte sich gerade wirklich, womit sie das verdient hatte. Doch plötzlich wurde sie misstrauisch. Was, wenn das alles nur ein mieser Trick war, und jemand sie reinlegen wollte? Sie beschloss die Probe aufs Exempel zu machen.

 " Na gut, Limerix. Wenn sie mir alles besorgen können, was ich möchte, dann hätte ich jetzt gerne einen Badeanzug, schwarz-weiß gemustert, und in meiner Größe", sagte sie bestimmt und sah ihn abwartend an. Der Diener verbeugte sich tief: " Es ist mir eine Ehre, Miss Nayra." Er schnippte mit den Fingern. Nayra wartete. War etwas passiert? Wo war ihr Badeanzug? Limerix, der ihr  ihre Besorgnis und ihre Skepsis angsehen haben musste, sagte: " Sehen Sie bitte einen kleinen Augenblick an sich herunter, Miss." Nayra tat es... und traute ihren Augen nicht. Als sie an sich heruntersah, trug sie nicht mehr ihr blaues Kleid und ihre Schuhe, nein, sie trug einen schwarz-weiß gemusterten Einteiler, der so perfekt auf ihrer Haut lag, dass es wirkte, als wäre er maßgeschneidert worden. Es war wie eine zweite Haut. 

" Oh mein Merlin!", rief sie aus und war gelinde gesagt schockiert. Allerdings auf eine gute Weise. " Das war doch das, was sie sich gewünscht haben, Miss?", fragte der kleine Kobold nach. " Ja, genau das", erwiderte sie. Wie hatte er das gemacht, fragte sie sich, beantwortete die Frage allerdings gleich selbst. Magie. Das Wort stand wie in großen Buchstaben zwischen ihnen.  " Dann", sie holte tief Luft, wünsche ich mir jetzt, dass du frei bist. Und dass du nur zu mir kommen musst, wenn ich dich wirklich brauche", sie betonte das Wort " wirklich", denn es war wichtig. Sie hätte so einen Menschen natürlich brauchen können, wer hätte schon dieses Angebot ausgeschlagen, nur fühlte sie sich nicht gut dabei, ihn hier versauern zu lassen. " Wenn das Ihr Wunsch ist, Miss Nayra", erwiderte Limerix und schnippte mit den Fingern. Er verschwand spurlos. 

" Nayra, meine Süße, endlich bist du wieder da! Wir haben uns langsam wirklich Sorgen gemacht! Was du wieder für Sachen machst", rief die Frau aus, die sie sechzehn Jahre lang für ihre leibliche Mutter gehalten hatte und wollte sie in ihre Arme ziehen. Doch sie riss sich los. 

" Ja, jetzt wo ich weggelaufen bin und irgendwann wiederkomme, denkst du, dass wieder alles wie vorher ist? Ich weiß gar nicht, wie du darauf kommst! Du denkst, du kannst mich einfach in deine Arme ziehen und ich lehne mich dagegen und sage, natürlich unglaublich reuevoll, dass es mir leid tut und dass ich euch alles verzeihen würde. Aber so ist es nicht. Ihr seid nie meine Eltern gewesen, ihr habt mich sechzehn Jahre lang belogen. Ihr denkt also ernsthaft, das wäre so schnell verziehen? Weit gefehlt", giftete sie und spürte, wie Wut anstatt Blut durch ihre Adern strömte. 

Ihre sogenannten Eltern sahen erschrocken aus. " Oh nein, Nayra, wenn das so auf dich gewirkt hat, tut es uns leid.", beeilte ihre Mutter sich zu sagen. " Ja, das sollte es auch. Aber nicht, dass ihr mir den Eindruck vermittelt habt, dass ich euch sofort vergeben muss und wir für immer und in alle Ewigkeit die glücklichste Familie werden. Nein, es sollte euch Leid tun, dass ihr mir, trotz dieses Verbotes, das Harry und Hermine ausgesprochen haben, nie auch nur einen Ton gesagt habt! Das ist es, was euch Leid tun sollte! Ich weiß, dass ihr beide geweint habt, und das zeigt, dass ihr mich zumindest irgendwie geliebt habt, aber ihr habt nie Reue dafür gezeigt."

Von ihrem Wutausbruch war sie plötzlich so erschöpft, dass sie sich auf das Sofa setzen musste, von dem sie ewige Zeiten gedacht hatte, es hätte mal ihrer Großmutter gehört. Sie schluckte, sie hatte Angst, sich gleich übergeben zu müssen. Mal wieder merkte sie, dass das alles für sie zu viel wurde. Alles schien gleich über ihr einzubrechen. Es war, als wäre sie ein Damm, der nicht mehr so sicher das Wasser blockierte, und nach und nach kamen alle ihre Vertrauten als Bieber und begannen Stück für Stück an ihrem Holz zu knabbern, bis der Damm vollkommen zusammenbrach. Sie meinte, diesen Damm schon brechen zu hören, und das Wasser, das schnell wie ein Hurrikan in die Freiheit sauste. 

Nayra ( Harmione 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt