Borderlands II - Seite 11

9 2 0
                                    

"Shana fühlt sich etwas müde", entschuldigte er seine Begleiterin.

Die Vulkanierin musterte die zierliche Andorianerin und nickte verstehend. "Bitte kommen Sie mit!" Und zu A'kebur gewandt: "Durch die Tür geradeaus. Lial wartet bereits."

A'kebur folgte der Aufforderung, nachdem er sah, dass sich Amaris wirklich um Shana kümmerte.

Das Haus war groß und es war kühl hier. Es war nicht so kühl wie auf dem Schiff, aber doch einiges angenehmer. Sein Ziel war ein Arbeitszimmer und als er eintrat, sah er sich einer geschmackvollen, teuren und sehr schlicht wirkenden Einrichtung gegenüber. Ein schwerer Schreibtisch aus dunklem, poliertem Holz beherrschte den Raum. Der helle Teppich darunter nahm zwar dessen Wucht, aber seine Bedeutung schmälerte er nicht. Unübersehbar davor stand eine groß gewachsene Vulkanierin. Sie war ganz in Weiß wie ihre Tochter gekleidet. Die weißen Haare wurden von einem Schleier bedeckt, so dass kaum zu entscheiden war, wo der Schleier anfing und ihre Haare begannen. Die Züge von Lial waren streng und zeugten von innerer als auch von äußerer Disziplin.

A'kebur ballte unwillkürlich seine Hand, schlug sie auf die Brust und grüßte sie. Seit langem war ihm dieses Bedürfnis, eine hochgestellte Persönlichkeit auf diese Weise zu begrüßen, nicht mehr gekommen, aber es schien ihm als die einzig angemessene Geste.

Lial hob die Hand im vulkanischen Gruß und nickte. Sie wirkte reserviert und würdevoll, aber nicht ablehnend. "Langes Leben und Wohlergehen, mein Urenkel. Willkommen auf Vulkan und in deiner Familie."

"Danke, dass Ihr mich willkommen heißt", erwiderte A'kebur. Nichts im Gesicht von Lial verriet ihm, was sie wohl von diesem barbarischen Akt seiner Ehrerbietung halten mochte. Wahrscheinlich war es jedoch so, dass sie es stoisch hinnahm, wie Dinge, die eben unvermeidlich waren.

Lial nahm an einem niedrigen Tischchen in einer Ecke Platz und winkte A'kebur, sich zu ihr setzen. "Ich würde nie ein Mitglied der Familie nicht willkommen heißen", erklärte sie. "Es ist höchst akzeptabel, dich hier zu sehen. Wie mir Lakon berichtete, hast du einige Schwierigkeiten, bei denen wir dir helfen könnten."

A'kebur sah sie überrumpelt an, aber Vulkanier kamen wohl immer gleich aufs Thema, wenn es sich nicht anders vermeiden ließ. Er setzte sich zu ihr. Ihre Augen waren lebhafter, als er angenommen hatte und sie wirkten hell, wenn auch nicht von so einem intensiven Blau wie die seinen oder die Lakons.

"Es gibt ein Problem mit meinem Bindungspartner, ehrenwerte SoSnI''a' , bestätigte er.

Lial schien das klingonische Wort für Urgroßmutter geläufig zu sein, denn sie nickte nur.

"Wenn ich Lakon recht verstanden habe, dann willst du diese Bindung wieder lösen, weil sie unabsichtlich geschlossen wurde?", vergewisserte sie sich.

"Es geschah unbeabsichtigt. Das ist richtig. Zudem kann ich nicht mit ihm zusammen sein."

Lial musterte ihn. "Solche Bindungen sind keine leichtfertig geknüpften, emotionalen Bande wie eine Beziehung bei anderen Völkern. Gedankenverschmelzungen können unwissentlich und sogar gegen den Willen einer Person ausgeführt werden, aber einen Bindungspartner zufällig finden, ist sehr unwahrscheinlich. Bist du wirklich sicher, dass es ohne eure Absicht geschah? Selbst unbewusst? Eine Katra erkennt die andere."

A'kebur sah sie offen erstaunt an. "Was meint Ihr mit Katra, SoSnI''a'?"

"Der Begriff ist nur schwer übersetzbar. Am nächsten käme Seele oder Geist, auch wenn diese Worte nicht die volle Bedeutung ausschöpfen", erklärte Lial. "Die Katra überdauert den Tod des Körpers und lebt ewig. Und sie ist immer auf der Suche nach ihrem fehlenden Gegenstück. Deswegen haben wir Vulkanier zumeist nur einen Bindungspartner für ein ganzes Leben."

Borderlands * Buch 2 ~ SeelenbandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt