Er fand ihn jedoch nicht in der Bibliothek. War A'kebur wirklich geflohen? Das passte nicht wirklich zu ihm. Dass er Gesprächen auswich, die seine Gefühle betrafen - auch wenn er öffentlich über Etiennes Gedanken bereit war zu sprechen - wusste Etienne mittlerweile. Aber fliehen würde A'kebur nicht wirklich. Er kämpfte lieber. Doch die Voraussetzung war wohl, dass A'kebur wusste, wofür er kämpfte und warum. Oder spielte auch das keine Rolle?
Etienne wusste es nicht. In dem momentanen Chaos war so ziemlich alles möglich. Während er noch darüber nachdachte, was er jetzt machen sollte, war ihm auch schon Shana nachgekommen. "Wo ist er hin?", fragte sie besorgt.
"Ich habe keine Ahnung", musste Etienne eingestehen, "allerdings ist das hier die einzige Bibliothek, von der ich weiß."
Shana überlegte und schüttelte dann den Kopf. "Ich weiß nicht, was zwischen euch passiert, aber ich denke, er ist aus dem Haus, weil er den Kopf frei haben will. Er war in den letzten Tagen und Wochen immer wieder in der Stadt in der Bibliothek. Er hat wegen seiner Mutter recherchiert, auch wenn er recht einsilbig bei diesem Thema ist, wenn ich ihn bisher gefragt habe. Aber es bedeutet ihm etwas. Sogar sehr viel, wie ich ziemlich sicher weiß."
"Das habe ich auch schon bemerkt. Und ich würde ihm gerne helfen, wenn ich an einen Computerterminal kann. Vielleicht finde ich ja was. Lust, mir zu helfen?"
"Ihn zu finden, ihm den Kopf zu waschen oder ihm bei der Suche seiner Mutter zu helfen?", fragte Shana.
"Erstmal letzteres. Vielleicht sollten wir ihn vorerst in Ruhe lassen", meinte Etienne, "wenn er wiederkommt, kannst du ihm den Kopf waschen, soviel du willst."
"Ich bin nicht seine Schwester", meinte Shana schnippisch. "Ich werde dir dann mal den Weg zur Bibliothek zeigen. Aber ich weiß nicht, wie lange ich bleibe. Das Klima frisst mich langsam auf."
"Denkst du mich nicht? Ich wäre froh, wenn ich hier wegkäme. Aber vorerst ..." Etienne zuckte mit den Schultern. "Okay, lass uns zur Bibliothek gehen."
Sie mussten eine ganze Weile laufen. Shana blieb immer wieder stehen oder setzte sich gar. Sie hatte Wüstenkleidung gewählt, die hell die Sonne reflektierte. Eine Kapuze schützte sie. Etienne konnte ihr dazu nur gratulieren; er selbst war nicht so schlau gewesen und spürte förmlich, wie die Sonne ihm die Haut verbrannte. Zum Glück war er nicht so empfindlich. Luft bekam er allerdings auch immer noch schlecht. Schließlich erreichten sie die Bibliothek im Zentrum der Stadt. Ein offiziell wirkendes Gebäude, das zum Glück im Inneren weitaus kühler war.
Es war ein erhabener Ort und die Stille beherrschte alles. Es war, wie die personifizierte Ruhe. Raum an Raum führte tief in das Gebäude. Sie fanden A'kebur an mehreren Monitoren. Er bediente sie mit einer Virtuosität, die Etienne nur bei Vulkanier gesehen hatte. Sein Gesicht war ausdruckslos und konzentriert. Wieder glitten die langen Finger über die Sensoren der Tastaturen.
Etienne ging langsam auf ihn zu und fragte leise: "Und, fündig geworden?"
A'kebur sah auf und schüttelte stumm den Kopf. Ungefragt setzte sich Etienne neben ihn und gab ein paar Befehle ein. Das System der Anlage war kompliziert, aber wie nicht anders zu erwarten, logisch aufgebaut. "Gib mir nochmal rüber, was du bisher gefunden hast", bat er.
Shana lächelte. Sie ließ die beiden allein.
A'kebur sah ihr kurz nach, dann blickte er Etienne an. Dessen Aufforderung folgend, schob er ihm seine Unterlagen zu. "Sie ist auf Vulkan. Ich weiß es", erklärte er. Es hätte trotzig klingen können. Aber dafür war zuviel Ernst in seiner Stimme.
"Gut, dann suchen wir hier." Etienne überflog das Datenpad ein paar Mal und begann dann ernsthaft mit der Suche im Datennetz. Dabei benutzte er ein paar Befehle und Codes, die für A'keburs Blick weder den Föderationsstandards entsprachen, noch überhaupt erkennbar einwandfrei legitim waren. Und einige sahen eindeutig illegal aus.
DU LIEST GERADE
Borderlands * Buch 2 ~ Seelenband
FanfictionAutoren: She Seya & Neko (aka Arcaniel hier bei wattpad) Bild: pixabay A'kebur kämpft ein Jahr gegen sich selbst, sein Temperament und darum seine Fähigkeit unter Kontrolle zu bekommen, um endlich von der Station Deep Space 13 verlassen zu können. E...